21.05.2015, ((szene)) Wien, Wien

SYLOSIS + WOVENWAR

Veröffentlicht am 28.05.2015

SYLOSIS und WOVENWAR – also als Doppelheadliner-Show ohne Supportbands – in der ((szene)) Wien klang nach einem vielversprechenden, kurzweiligen Konzertabend. Dass dann nach der sehr guten Supportshow von WOVENWAR vor IN FLAMES vor einem halben Jahr im Gasometer Wien kaum 200 Fans zur anberaumten Beginnzeit um 20:30 Uhr in der Konzerthalle der ((szene)) auf die AS I LAY DYING-Nachfolgeband warteten, verwunderte mich demnach sehr.

Aber zurück zum Beginn des Abends: Ich traf mich vor der Show mit Kollege Fröwein, der Interviews mit dem Bassisten Josh Gilbert von WOVENWAR und mit SYLOSIS-Chef Josh Middleton geführt hatte, im nahegelegenen „Simmeringer Biergartl“. (seitdem der SANCTUARY-Sänger Warrel Dane dort mit Pandabären-Haube gesichtet wurde, unter uns auch als „Pandabär-Haubenlokal“ bekannt). Stress hatten wir diesmal keinen, da es eben keine Supportband gab, aber eine solche hätte dieses Tourpaket wahrscheinlich dringend notwendig gehabt! Denn WOVENWAR hätten zumindest in Wien einen Einheizer benötigt. So gingen vielleicht 50 Fans bei der Show richtig mit, die anderen bereits anwesenden standen fadisiert in der Gegend herum, was dementsprechend wenig zur Stimmung beitrug.

Die damalige Show im Gasometer hatte ich jedenfalls lässiger in Erinnerung, die größere Bühne bot damals eine bessere Präsentationsmöglichkeit für die meiner Meinung nach ausgezeichnete Modern-Metal-Band, deren Debütalbum durch und durch überzeugt. Bei näherer Betrachtung - was die ((szene)) halt eher zulässt - fiel mir aber auf, dass Frontmann Shane Blay neben seinen ex-AS I LAY DYING-Kollegen ein wenig verblasste. Auch wenn er durchaus sympathisch wirkte, das Ruder hatte definitiv Bassist Josh Gilbert in der Hand, der auch einen großen Teil der Vocals übernahm.

Vielleicht lag es auch am Sound, der live einfach nicht so druckvoll rüberkam wie auf den fast schon überproduzieren Tonträgern. Instrumental ließen WOVENWAR zwar nichts anbrennen, die zweigeteilten Vocals harmonierten live aber des Öfteren nicht richtig. Anders kann ich mir es kaum erklären, weshalb das Publikum so zurückhaltend blieb. Die Aufforderung an jenes, bei der ruhigen Nummer „Prophets“ die leuchtenden Displays ihrer Smartphones in die Höhe zu halten, hätten sie mal lieber bleiben lassen, denn die vielleicht 30 in die Höhe gehaltenen Feuerzeugersätze waren eher peinlich als cool. Zumindest fiel mir dabei ein total betrunkener Typ auf, der es mit seinen zwei Freunden im weiteren Verlauf des Abends schaffte, Kollege Fröwein und mich abseits der Bühne köstlich zu amüsieren. (Habe selten zuvor drei derart synchron betrunkene Gesellen auf einmal gesehen - Anm. Fröwein)

Zwar agierte die Band im Großen und Ganzen souverän, ich hoffe aber trotzdem, diese Truppe bei ihrer nächsten Show besser zu erleben. Vielleicht war aber auch die Wahl, als Support von SYOLOSIS zu spielen, nicht die Beste, da sich beide Bands doch stark voneinander unterscheiden.

Mit der genialen progressiven Musik von SYLOSIS konnten es die Amerikaner nicht aufnehmen. Dies ist zwar sicher auch Geschmackssache, der Großteil des nun anwesenden (oder erst erscheinenden, wie im Falle des szenebekannten „Metal-Rolis“) Publikums war jedoch gleicher Ansicht. Denn schon beim Opener “Where The Wolves Come To Die“ wurde ein fettes Death-Metal-Brett losgetreten und in die Menge katapultiert.

Die auch schon 2013 als Support von KILLSWITCH ENGAGE aus dem Rahmen des übrigen Line-Ups fallende engagierte Band überzeugte das gesamte Konzert hinweg mit ihren emotionalen Kompositionen, getragen von genialen Gitarrenmelodien. Bestes Beispiel der „Monolith“-Track „Fear The World“. Kern der Setlist bildete aber das aktuelle Album „Dormant Heart“, von dem nach dem Titeltrack auch noch „To Build A Tomb“ und „Mercy“ folgten.

Mit „Teras“ wurde dann der erste Song vom Debütalbum „Conclusion Of An Age“ geboten, der mit seinen Thrash-Einflüssen beim Publikum definitiv punktete und nur einen nach dem anderen Moshpit auslöste. Ja, genau so stelle ich mir eine geile Konzertstimmung vor, auch wenn hier nach wie vor nicht viel mehr als 200 Besucher in der Halle waren. Die meisten davon rotteten sich vor der Bühne zusammen, um die Band kollektiv abzufeiern.

Die bereits erwähnten Trunkenbolde waren mit manierierten Tanzbewegungen beschäftigt, klopften einander auf die Bäuche oder balancierten leere Bierbecher auf ihren Köpfen. Bei diesem Affentheater fiel es mir zwischenzeitlich durchaus schwer, mich auf das Geschehen auf der Bühne zu konzentrieren, wo nach zwei weiteren neuen Songs („Servitude“ und „Leech“) die zweite „Monolith“-Nummer „All Is Not Well“ wie eine Abrissbirne daherkam.

Zum Finale wurde dann mit „Altered States Of Consciousness” und „Empyral“ vom 2011er Werk „Edge Of The Earth“ geläutet. Als obligatorische Zugabe diente dann der Titeltrack von „Conclusion Of An Age“, der den Kreis zu den Ursprüngen dieser außergewöhnlichen Band schloss. Das kaum über eine Stunde andauernde Konzert war zwar durch die Kürze durchgehend intensiv, ein wenig länger hätten SYLOSIS bei ihrem starken Backkatalog aber dennoch spielen dürfen.

 


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