07.06.2015, Orpheum

ARCH ENEMY - Live Europe 2015/Graz

Veröffentlicht am 09.06.2015

Ein paar Tage nach einem erneuten schwarzen Sonntag (my review, deal with it) schwenke ich bei angenehm schlichten 30 Grad Celsius in eine Umlaufbahn um das Grazer Orpheum ein. Scheinbar gibt es im ganzen Bezirk Lend keinen freien Parkplatz. Um die verkehrstechnische Einleitung hier zu einem triumphalen Ende zu führen: Ich nagel meinen betagten A4 in die Orpheum-Bezahl-Garage und gut ist. Für das einmal im Jahr (leider gibt es nicht mehr viele Veranstaltungen im Orpheum) hauen wird doch gleich das Geld mit beiden Händen raus. Reichlich schwarz gekleidetes Volk befindet sich schon vor der Hütte und tut sich gütlich am Dosenbier vom Vertrauenshändler. Und manchmal, ja manchmal, denk ich mir, warum hat sich der Metal nicht eine hellere Farbe als Weiß ausgesucht. Des Wetters wegen. Ach ja, es war warm. Karten gecheckt und schnell hinein zu DRONE, die, obschon es genau 19.30 Uhr war, offizieller Konzertbegin laut Veranstalter, schon musizierten. Flankiert von großen LED-Walls auf denen, ich nehme an, zum Vortrag passende Kurzmessages aufleuchten. Der Saal ist schon leicht gefüllt und die ersten Haare fliegen. Was bereits auffiel war, dass der Herr am Mischpult einen schlechten Tag hatte. Erstens viel zu laut, schon beim ersten Act des Abends bebte der Bassrezeptor im Stammhirn und zweitens, nicht wirklich gut. Den bereits Anwesenden gefiel der Vortrag. Darum geht es dann ja wohl. 30 Minuten lang unterhielten sie gefällig und raus ging’s es um ein wenig Luft zu schnappen.

UNEARTH aus Boston, der Heimat eines etwas eigenartigen englischen Dialekts, musizierten als Zweite. Viel kann ich darüber nicht sagen, da ich vor der Tür stand. Metalcore ist eine Schublade des metallischen Reigens wie sie mir nicht ferner sein könnte. Was man aber hören konnte und vor allem der Zuschauerzuspruch spricht für die Band. Set list UNEARTH: 1.Giles 2.My Will Be Done 3.The Swarm 4.This Lying World 5.Watch It Burn 6.Never Cease 7.Last Wish 8.Burial Lines 9.The Great Dividers

Über ARCH ENEMY, der Hauptattraktion des Abends, scheiden sich, gemäß dem Kollegen Laich in seinem Report, die Geister. Einige hassen (a bissi a starkes Wort, aber leider via "hate" aus den USA über das deutsche Privatfernsehen auch bei uns gelandet) sie wohl, die anderen mögen sich in ihren Melodien baden. Und von Zweiteren sind die einen böse, dass das Dr. Umschaden-Opfer Angela Gossow nur mehr den Business-Aspekts der Band regelt, während die Kanadierin Alissa White-Gluz den Gesang übernommen hat. Das ist mir ganz ehrlich gesagt ein wenig zu kompliziert. Ich kann Bands mögen, nicht mögen oder belanglos finden. Gehasst wird heutzutage doch viel zu viel. also immer locker bleiben. Mit vorstehendem Satz hätt ich sicher ein "Golden Circle VIP-Ticket" in Woodstock gewonnen. Ich wiederrum finde, dass das Mädel das auf Tonträger schon ganz gut macht und die Klickzahlen bei ihren Videos mit der neuen Dame vorne am Graben sind auch recht zügig durch die Decke gegangen. Um 21.36 Uhr, beinahe pünktlich ging es dann auch schon los. Die Band erscheint nach pompösen Intro, Alissa sprintet auf die Bühne und man hört die Stimme und viel Bass. Und sonst nicht wirklich viel. Rhythmusgitarren gibt es nur bei ganz genauem Hinhören und auch dann nur verwaschen. Die Leadgitarren der beiden Schrammler Michael Amott und Jeff Loomis waren zum Glück präsent aber insgesamt war das ziemlich grausam anzuhören. Soundtechnisch. Der musikalische Vortrag war dann wohl recht gut, vor allem die gute Frau White-Gluz hat das anwesende Publikum von Sekunde 1 in der Hand. Wie man mit der Größe dermaßen schreien kann ist mir ein Rätsel. Im Unterschied zu ihrer Vorgängering geht sie auch sparsam mit den Effekten auf der Stimme um, ein bisschen Reverb und das war es dann auch schon. Kein Verzerrer oder Harmonizer. Löblich. Frau Gossow´s Stimme war da am Schluss ihrer aktiveren Mitgliedschaft eher schon etwas künstlich. Aber hier handelt es sich wohl um die persönliche Vorliebe.

Alissa kommandiert die Bühne und hat absolute Rockstarqualitäten. Fesch ist sie auch, schadet sicher net, aber sie weiß sich zu bewegen und ist wohl auch auf großen Außentür-Bühnen nicht fehl am Platz. Wie würde sich wohl der Murauer Einzeller Andi G. freuen, dass ein Weiberl Platz in dieser maskulinen Welt hat. Andererseits, eine Frau als Fronter(in).!Nicht auszudenken, welch elektrische Eskapaden sich in den Synapsen des Mountainman abspielen wenn er das sieht (again, my review, fucking deal with it). Doch ich schweife ab. Es dauerte bis gegen Setmitte, bis der Sound einigermaßen hörbar wurde. Das Gitarrenproblem bekam der Mixer aber während der gesamten Spielzeit nicht in Griff. Anders die Leads und Harmonien von den beiden Gitarristen. Es ist fast ein wenig gemein, das ARCH ENEMY zwei Gitarristen dieser Güteklasse haben, während ach so viele Musikerzusammenkünfte nicht einmal einen davon haben. Vor allem Jeff Loomis spielt wie von einem anderen Stern. Mal den Yngwie raushängen lassen aber dann auch mal fast im Blues parken. Klar, man weiß von ihm, dass er das kann, aber es ist eben immer wieder mit einem hüpfenden Herz im Leibe festzustellen, dass es diese Güte von Musikern gibt. Michael Amott gab sich auch fehlerfrei, Anwesende meinten jedoch zu sehen, dass er vielleicht nicht ganz genau wusste, auf welchem Planeten er sich an diesem lauschigen Grazer Sommerabend befand. Da wurde arg viel und abwesend gelächelt. Egal, auch sein Vortrag war vom Feinsten und wenn sich beide Gitarristen nach vor begaben um ihre Harmoniesoli zu spielen war auch der Sonntag davor vergessen (siehe zweimal oben).

Die Schweden/Ami/Kanada-Kombination spielte ein solides, wenn auch eingedenk der Soundprobleme durchwachsenes 95-Minuten-Set ohne große Ansprachen dazwischen. Auch das sehr löblich, dieses ewige Geschwafel zwischen den Songs braucht niemand. Wenn man sich die Band in ihrer derzeitigen Stärke ansieht kann es wohl weiterhin nur nach oben gehen. Wie groß melodischer Death Metal werden kann ist noch Spekulation, aber ARCH ENEMY vereinen alles was man braucht, um auch auf größeren Bühnen zu bestehen, und Alissa als Frontmädel ist schon auch ein unique selling point. Sie und das LED-Schlagzeug. Muß man haben! Starke Band an einem brutal heißen Abend mit Schwächem im Sound. „So is Leben“ hat der Ivo immer gesagt… Set List ARCH ENEMY: 1. Chaos Overture 2. Yesterday Is Dead and Gone 3. Burning Angel 4. War Eternal 5. Ravenous 6. Stolen Life 7. My Apocalypse 8. You Will Know My Name 9. Bloodstained Cross 10.Taking Back My Soul 11.As the Pages Burn 12.Dead Eyes See No Future 13.Avalanche 14.No More Regrets 15.No Gods, No Masters 16.We Will Rise Zugabe: 17.Tempore Nihil Sanat (Prelude in F minor) 18.Never Forgive, Never Forget 19.Snow Bound (preceded by Jeff Loomis Guitar Solo) 20.Nemesis 21.Fields of Desolation (Only Outro) 22.Enter the Machine


WERBUNG: Hard
ANZEIGE
ANZEIGE