07.08.2015, Nepomukteich, Waldhausen

LAKE ON FIRE 2015 - Tag 1

Veröffentlicht am 17.08.2015

Das LAKE ON FIRE Festival 2015 ist über die Bühne gegangen und ich muss behaupten, dass ich mich kaum an so ein geiles Festivalwochenende in meinem Leben erinnern kann. Und ich hoffe, dass ich überhaupt all die vielen Eindrücke, die ich an diesen zwei Tagen gewonnen habe, noch wiedergeben kann. Eines steht jedenfalls fest: Bei den großen, meistens dreitägigen Festivals kommt irgendwann der Punkt, an dem man doch irgendwie das Ende herbeisehnt, zumindest in meinem Alter. Die zwei Tage LOF sind jedoch definitiv zu kurz, denn auch wenn wieder einmal die Hitzewelle ordentlich zugeschlagen hat, ist es in Waldhausen ja eher ein Urlaub im Stile der METALDAYS in Tolmin und könnte für mich gerne eine ganze Woche dauern.

Das beste Organisationsteam der Welt und die mehr als 70 ehrenamtlichen Mitarbeiter, denen allen höchstes Lob gebührt, waren aber sicher froh, dass alles fast reibungslos über die Bühne ging. Die konstant positive Entwicklung des Festivals seit dem Gründungsjahr 2012, von welcher ich mich selbst erst ein Jahr später überzeugen konnte, spricht sehr dafür, dass sich die Organisation mit in der Vergangenheit aufgetretenen Problemen beschäftigt hat, um uns Besuchern ein harmonisches und musikalisch hochwertiges Festival zu ermöglichen. Hier die Berichte von den Vorjahren: LOF Festival 2013: Tag 1  + Tag 2, LOF Festival 2014: Tag 1 + Tag 2.

Beim diesjährigen Line-Up konnte man auch nur ins Schwärmen geraten, wenn man sich mit den zum größten Teil Underground-Bands beschäftigt hat. Alleine die Atmosphäre der Seebühne, die vor allem nach Sonnenuntergang mit einer sensationellen Lichttechnik punktete, fesselte jeden Anwesenden. Sicher, so gehypte Kapazunder wie RED FANG, die die große Halle der Arena im Alleingang ausverkaufen [RED FANG @ Arena Wien 2014] oder die legendären COLOUR HAZE, die letztes Jahr als Headliner engagiert waren, hatte man heuer zwar nicht auf Lager. Aber ich fand dies sogar sehr positiv, da diesmal – nicht so wie letztes Jahr – viele nur wegen der Headliner kamen.

Das Publikum war sehr durchmischt, aber heuer ist es mir trotz des ausverkauften Festivals so vorgekommen, als ob fast alle auch wegen allen Bands da waren. Empfehlenswert war definitiv eine frühe Anreise schon am Freitag, denn es ist fast unverzeihlich, eine Band zu versäumen, was mir letztes Jahr leider mit GRANDLOOM passiert war. Außerdem brauche ich generell Zeit zum Einstimmen. Heuer sollte mir dieser Fehler nicht mehr passieren und ich kam rechtzeitig am Nachmittag mit noch kühlem Dosenbier am schattenlosen Campingplatz an, um noch allerhand Leute zu begrüßen.

Um kurz vor 17 Uhr stand dann schon eine der vier österreichischen Bands des Festivals in den Startlöchern: LES LEKIN aus Salzburg überzeugten 40 Minuten lang in der ärgsten Hitze als energetisches Trio mit dynamischer pinkhaariger Schlagzeugerin, knarrenden Basslinien und psychedelischen Gitarrenmelodien.

Ihre Musik vom aktuellen Album „All Black Rainbow Moon“ war dann doch eher langsamer Natur, die eigene Genre-Bezeichnung „Heavy Psych Stoner Doom“ passt also wie die Faust aufs Auge. Diese Band darf definitiv auf einem der nächsten ROADTRIP TO OUTTA SPACE-Events in der Arena nicht ignoriert werden! Herrlich langsame Songs wie „Useless“ und „Loom“ wurden regelrecht minutenlang zelebriert. Mir wurde alsdann ein Bier serviert, um mich auf die nächste Band einzustimmen – die Bierbedienung funktionierte jedenfalls vorzüglich.

Die erwähnte Arena-Veranstaltungsreihe hatte ihren Bildungsauftrag bei mir bereits erfüllt. Denn die Doppel-Headliner-Show von MOS GENERATOR und ELDER vor einem Monat im Dreiraum war schon eine Offenbarung. Hier der Bericht vom Konzert im Rockhouse Salzburg ELDER + MOS GENERATOR + SATIVA ROOT, der auch Gusto auf das STONERHEAD FESTIVAL 2015 vom Rockhouse-Booker Pawel Zandl machen soll. Leute besorgt euch Tickets für dieses Festival, damit es keine einmalige Sache bleiben wird!

Was uns MOS GENERATOR-Frontmann Tony Reed mit seinen Jungs auf der LOF-Bühne zeigte, war dann doch nochmal eine Steigerung. Schon bei der Wien-Show wurde der sympathische Bandleader mit einer Flasche Whisky gesichtet und auch diese durfte beim Tour-Abschluss nicht fehlen. Doch das schien eher mehr dem Image als der Affinität zum Alkohol geschuldet zu sein, denn musikalisch war keinerlei Beeinträchtigung zu merken. Mit den fetzigen Gitarrenriffs und einer der besten Vocalperfomances des Festivals zeigten sich MOS GENERATOR in Topform. Einprägsame Songs wie „Silver Olympus“ und coole Instrumentals wie „Breaker“ brachten mich bereits zu früher Stunde in Partystimmung – definitiv ein Highlight des diesjährigen LOF!

Doch wie danach GREENLEAF nachlegten, ist kaum in Worte zu fassen. Eben auch schon in der Arena Wien gesehen, zogen die Schweden eine Show ab, wie sie im Buche steht. Ich muss zugeben, dass mich diese Stoner-Rock-Musikrichtung im Stile von den SPIRITUAL BEGGARs ziemlich anspricht und zu diesem Zeitpunkt meine Euphorie durch den Bierkonsum schon merklich angestiegen war. So fette Songs wie „Highway Officer“ sind für mich Wasser auf Mühlen!

Bei perfekter Sonnenuntergangsstimmung sang sich Arvid Jonsson in Ekstase, Gitarrist Tommi Holappa erlaubte sich kein Hoppala, Schlagzeuger Sebastian Olsson drosch auf seine Felle ein, dass es eine Freude war und dem blinden Bassisten Bengt Bäcke muss sowieso tiefster Respekt gezollt werden.

Die Setlist war gespickt mit groovigen Hits wie „Equators“ und „The Drum“ vom aktuellen „Trails And Passes“-Album, aber auch durchwirkt von den genialen Vorgängerscheiben „Nest Of Vipers“ und „Agents Of Ahriman“. Sensationelles Liedgut, das man sich am besten auf Vinyl zulegen sollte! Und so epische Songs wie „With Eyes Wide Open“ kann man einfach nur in vollen Zügen genießen und brachten mich ob ihrer Schönheit fast den Tränen nahe. Für mich waren somit schon alle Erwartungen bezüglich großartigen Bands für diesen Abend erfüllt, aber es war um 20.30 Uhr noch lange nicht Schluss.

„Genug Stoner Rock“, dachte sich der Timetable und es wurde uns mit der österreichischen Musikhoffnung MOTHER’S CAKE ein ganz besonderes Häppchen an außergewöhnlicher Musik serviert. Ich durfte 2014 bereits von ihrer Show im Radiokulturhaus Wien 2014 sowie von ihrem ANATHEMA-Support berichten und auch vor GLENN HUGHES in der Arena machte das Powertrio eine äußerst gute Figur.

In diesem Jahr wird aber fleißig das neue Album „Love The Filth“ promotet und mit der Singleauskopplung „Gojira“ startete das Trio dann am LOF mit einem Rhythmus ins Set, der mich an RAGE AGAINST THE MACHINE erinnerte. Die neuen Songs wie auch das noch folgende „Ecstasy“ mit coolen Shuffleriffs und der lässig teilweise ruhige Titelsong „Love The Filth“ beinhalten zwar nicht mehr einen so deutlichen Funk-Anteil wie das Debütalbum, aber man will sich schließlich auch nicht wiederholen.

Die sodann einsetzende Finsternis erzeugte mit der Premiere der neuen Lichtshow eine fesselnde Stimmung. Lediglich, dass anscheinend ein Kanal der Lichttechnik bei der Tontechnik Störgeräusche erzeugte, trübte das Ereignis ein wenig. An der Behebung des Problems wurde sofort gearbeitet, den meisten Leuten war es ohnehin herzlich egal. Denn die agile Bühnenperformance von Frontmann Yves Krismer, Bassist Benedikt Trenkwalter und Drummer Jan Haußels lenkte sowieso die Sinne durchgehend ab.

Die erste geniale Singleauskopplung „Soul Prison“ und der Titelsong „Creation’s Fines“ vom Debütalbum ließen das Publikum nun endgültig durchdrehen. Die genialen Musiker verzauberten alle Anwesenden mit ihrer umwerfenden Musik. Der am Schluss mit dem repetitiven Chorus im Ohr hängenbleibende Song „I Like It“ zementierte die Ausnahmestellung, die diese Band in Österreich innehat. Der neue Longtrack „Insanity“ und der finale Song „Runaway“ waren eigentlich nur mehr Draufgaben. Ein phänomenales Konzert, mit dem die nun folgenden ELDER es nicht leicht hatten, stimmungstechnisch anzuknüpfen.

ELDER, die kürzlich im Dreiraum der Arena mit ihren Visuals eine ganz besondere Magie entfaltet hatten, taten sich mit dem Publikum des LOF ein wenig schwerer. Sicher gab es einige Fans, die den genialen Songs wie „Compendium“ oder dem titelgebenden „Lore“ des neuen Albums, aber auch den Songs von „Dead Roots Stirring“ begeistert lauschten.

Ich muss aber auch zugeben, dass ich aufgrund des Aufkommens zahlreicher Bekannter mit vielen Gesprächen beschäftigt und dementsprechend abgelenkt war. Schande über mein Haupt aber die nächtlichen angenehmen Wetterbedingungen, die auch endlich die lästigen Wespen verschwinden ließen, luden noch zu mehr Bier und Diskussionen mit DREADED DOWNFALL- und ALL FACES DOWN-Sänger Lukas über das Phänomen TURBOBIER ein.

Diesen Gesprächen und der alkoholischen Weiterentwicklung zu Whisky war es dann auch geschuldet, dass ich die Dänen PAPIR als die letzte Band des Abends, die bis ca. 1 Uhr Früh spielten, nur mehr peripher mitbekam. Berichten am nächsten Tag zufolge, war mir dabei anscheinend einiges entgangen. Aber ein Festival soll ja auch zum Feiern da sein, es waren heuer einfach zu viele interessante Bands und Leute am LOF, sodass ich mich hätte aufteilen müssen.

So professionell und konsequent wie mein Fotograf und Stormbringer-Kollege Stefan Kuback kann halt nicht jeder sein. Also brach ich, solange mich mein Orientierungssinn noch nicht im Stich gelassen hatte, und auch um die Kühle der Nacht für einen erholsamen Schlaf zu nutzen, schon vor Ende des Sets Richtung Campingplatz auf, der im nüchternen Zustand keine zehn Minuten entfernt liegt, um dann aufgrund der trommelwütigen Campingplatzbelagerer doch keinen zu finden. Hier geht's zum Bericht von LOF - Tag 2


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