02-10-2015, Paunchy Cats, Lichtenfels

MIKE TRAMP + LUCER

Text: Michael Horn
Veröffentlicht am 08.10.2015

Mike Tramp, ex Fronter der Hairmetal Legende WHITE LION (und FREAK OF NATURE) brachte vor Kurzem mit “Nomad” sein neustes Soloalbum (insgesamt nun Nummer 10, wenn ich mich nicht verzählt habe) auf den Markt, erneut ein sehr anschmiegsames Singer / Songwriter Album, das im Gegensatz zu den letzten Veröffentlichungen auch wieder etwas elektrifizierter tönt. Passend dazu startete er auf „Nomad“-Tour quer durch Europa, bei der ihm seine jungen dänischen Landsleute von LUCER sowohl als Support als auch als Backing Band zur Seite standen; damit also auch eine „full electric show“, im Gegensatz zu den reinen hochklassigen Akustik Gigs der letzten Jahre. Dieses Package machte nun am 02.10.2015 auch in Lichtenfels Station.

Lichtenfels? Na da wollen wir doch mal ein bisschen Nachhilfe in Geografie geben…Das verschlafene Kleinstädtchen liegt in Oberfranken, ungefähr in der Mitte eines Dreiecks, das aus Bamberg, Coburg und Kulmbach gebildet wird. Sozusagen ist das schon irgendwie tiefste fränkische Provinz, aber nichts desto Trotz hat sich dort mit dem Paunchy Cats Inn, einer urig stylischen Rock n Roll Bar, ein Szenehighlight herausgebildet, in dem regelmäßig namhafte Acts (Sister Sin, Orchid, Hardcore Superstar, Jeff Scott Soto, um nur einige zu nennen) auftreten und sich die Klinke in die Hand geben. Auch Zuschauer reisen aus dem ganzen Bundesgebiet und darüber hinaus an. Der Schwerpunkt liegt klar auf sleazigem 80ies Hardrock / Glam Metal, aber auch andere Genres (Doom, Retro Rock) werden regelmäßig bedient. Nach einer größeren Umbauaktion ist nunmehr neben dem Zuschauerraum auch die Bühne deutlich vergrößert worden, so dass weiteren Konzerten namhafter Bands nichts mehr im Wege steht.

Bevor nun also Mike Tramp die neue Bühne betritt, dürfen zuerst die Jungs von LUCER eine Hand voll ihrer modernen Rocksongs in die (zu diesem Zeitpunkt noch etwas kleinere) Zuschauermenge feuern, und das tun sie mit Esprit und Charme. Sie ernten dafür anfangs noch zurückhaltenden, später aber erfreulich konstanten Applaus.

Nach einer kurzen Pause, ohne jegliches Brimborium wie Ansagen oder so Kram, startet dann der Meister himself mit dem WHITE LION Klassiker „Hungry“ in sein Set, das in Folge ein buntes Potpourri seiner eigenen Solo Songs aus den letzten knapp 20 Jahren, aber auch eben alte Klassiker der WHITE LION Zeit beinhaltet und das deutlich zeigt, wie schnell doch fast zwei Stunden vergehen können…

„Broken Heart“, „Little Fighter“, „When the children cry“…Natürlich werden diese Songs nicht im Stadion Rock Stil zelebriert, sondern reduziert im Spirit seiner Solostücke dargeboten, was ihnen aber sehr gut zu Gesicht steht. Vom „Nomad“ Album sind „High like a mountain“ und „Give it all you got“ zu hören, sowie auch “Better off” vom Solodebut “Capricorn” und viele weitere Songs aus den letzten 20 Jahren Mike Tramp‘s Solokarriere… Zwischendrin lässt der Sänger es sich nicht nehmen, immer wieder launige Anekdoten aus der guten alten Zeit zu erzählen: „You think you know the Eighties? So listen, here is how it REALLY was…“.

Seien es die Aufnahmen des WHITE LION Debuts im winterlich verregneten Frankfurt (das damals, weil es so exotisch klang im Gegensatz zu den Bahamas den Zuschlag erhielt…), die Angst vor bierseligen AC-DC Fans, vor denen sie als Support auftreten durften, oder die klassische Verteilung der blondmähnigen (erste 30 Seiten), dunkelmähnigen (weitere 30 Seiten) und lockig behaarten Musiker (letzte beide Seiten) in 80er Jahre Musikmagazinen…Mike Tramp spart nicht mit Ironie und Sarkasmus. Das Publikum dankt es ihm mit frenetischem Jubel und Applaus, der ein ums andere Mal ein jungenhaftes Grinsen auf Mike Tramps Gesicht zaubert. Überhaupt ruht der Sänger derart in sich, ist stimmlich in Topform und harmoniert perfekt mit seinen jungen Mitmusikern, dass es einfach eine Freude ist, dem beizuwohnen.    

Und so vergehen wie erwähnt fast 2 Stunden wie im Flug, und ganz unprätentiös steht Mike Tramp im Anschluss noch für jeden Autogramm- und Fotowunsch oder einfach nur ein lockeres Gespräch zur Verfügung…ein Rockstar zum Anfassen, der von Stadien bis zu kleinen Clubs alles bereits durch hat und hoffentlich bald wieder Station in Lichtenfels macht – ich bin dann auf jeden Fall wieder am Start!


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