19.09.2015, Röda, Steyr

RÖDA METAL NIGHT

Text: Christoph Kaltenböck | Fotos: Christoph Kaltenböck
Veröffentlicht am 14.10.2015

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Wenn man in Steyr Metal hören will, hat man zwei Möglichkeiten: Entweder, man besucht an Freitagen oder Samstagen das Funhouse am Stadtplatz und hofft auf guten Musikgeschmack des DJ oder man wagt die Hoffnung auf etwaige Konzert-Veranstaltungen im Kulturverein Röda. Letzterer ist allerdings eher bekannt dafür, die „alternative“ Musikschiene zu bedienen. Umso überraschter war ich, als mich eine Facebook Veranstaltung mit Namen „Metal Night“ erreichte und diese nicht wie üblich irgendwo in Wien stattfand, sondern – lasset uns raten – in Steyr.

So weit hergeholt ist dies nicht, schon letztes Jahr und zwei Jahre davor hat der Nummer eins Metalexport Steyrs - MANDATORY - solch eine wunderbare Veranstaltung organisiert und sie als MANDAFEST betitelt. (Hier der Link zum Bericht vom MANDAFEST 2014) . Dieses Jahr allerdings wurde der Kulturverein selbst aktiv und stellte eine metallene Nacht auf die Beine. Gemeinsam mit den Steyrern von BEFORE ALL GOES DOWN wurden andere lokale Bands gesucht: Neben BAGD engagierte man die Amstettner SACRED HEART, die Weyerer COLUMBIAN NECKTIE sowie die Vöcklabrucker CANNONBALL RIDE als Headliner.

Als gebürtiger Steyrer sah ich es als Verpflichtung, diesen Abend in Bild und Text fest zu halten. Pünktlich um 20 Uhr traf ich vor der Location ein. Der Saal war noch geschlossen, bei der Bar waren noch keine 10 Menschen anwesend und man beschloss, die Zeit mit einem Bier zu überbrücken. Als die erste Band um 20:20 Uhr begann, war die Venue schon gut gefüllt. SACRED HEART – zu Deutsch: „Herz Jesu“ sind eine tiefreligiöse, ernsthaft gläubige, christlich konservative Volksmusik Band – nein, Spaß beiseite. Sieht man sich die Trackliste ihres 2014 erschienenen (ersten) Albums „Crushing Your Heart“ an, kann man vermuten, dass sich die Jungs nicht immer ganz so ernst nehmen. Titel wie „My First Period“, „My First Time“ und „Rape You“ lassen auf eine harte Kindheit und Jugendzeit im Amstettener Ghetto schließen. Die sich selbst als „Heartcore“ Band bezeichnende Gruppe starteten das Core – Spektakel und heizten der Bude gleich ordentlich ein.

Im Laufe des ersten Songs füllte sich die Konzerthalle ordentlich und die eingefleischten Fans positionierten sich in der Mitte vor der Bühne. Frontmann Phil Leonhartsberger ermutigte das noch ein bisschen eingeschlafene und nüchterne Publikum mitzugehen und startete nach wenigen Liedern den ersten Moshpit. Der Damm war gebrochen und die Fans feierten mit der Band – diese wiederum hatte den größten Spaß auf der Bühne. Metalcore – oder in diesem Fall Heartcore – typisches Herumgehüpfe inkludiert.

Im Vergleich zum Jahr 2014 (als Vorband von Evergreen Terrace in der kultigen Veranstaltungslocation "Böllerbauer" in Haag) hat sich einiges getan: Die Clean-Vocals von Phil waren um einiges besser, manch kleine Schwäche konnte man ihm verzeihen. Das Screaming war nahezu perfekt, feine Gitarrenriffs und gut gewählte Breakdowns ließen jedes Metalcore Herz höher schlagen. Am meisten hat mir aber die Harmonie auf der Bühne gefallen: Der Spaß, den sie auf der Bühne hatten, hat sich perfekt aufs Publikum übertragen und über so manchen Sager des Frontmannes konnte man auch schmunzeln.

Nach einer kurzen Verschnaufpause betraten die Musiker von COLUMBIAN NECKTIE die Bühne. Nach einem instrumentalen Intro tauchte Sänger Matthias Gruber auf und machte klar, dass das durch SACRED HEART bereits ins Wackeln gekommene Röda nun völlig zerstört werden sollte. Die Klargesangpassagen waren vorbei, schön brutaler Hardcore war an der Tagesordnung. Volle Kraft voraus lautete die Devise, schon beim ersten Lied verließ Matthias die Bühne und mischte sich unter die Zuschauer, motivierte diese zum Abmoshen und durchbrach die Barriere zum Publikum vollends. Musikalisch war alles dabei: Hardcore-typischer Gesang, feine Rhythmen und derbes Drumming. Durchwegs ein gelungener Auftritt – die Wahlempfehlung für die oberösterreichische Gemeinderatswahl hätte er sich meiner Meinung nach sparen können. Bei soviel mitgereisten Fans war es aber okay.

Nun war es soweit, mein Highlight des Abends stand an: An die Steyrer BEFORE ALL GOES DOWN hatte ich persönlich die höchsten Erwartungen. Man merkte sofort, dass sie wohl die meisten Besucher für das Minifestival angezogen hatten – der Saal des Röda war nahezu voll. Für mich war es das dritte Mal, dass ich die Truppe rund um Sänger Daniel Steindler sehen durfte – mit jedem Konzert konnten sie sich bis jetzt verbessern. Durch eine hohe Diversität heben sie sich vom „Metalcoresumpf“ ab, werden aber durch zahlreiche Breakdowns und typische Rhythmen doch jenem zugeordnet.

Ich wurde definitiv nicht enttäuscht - gewohnte Professionalität aller Musiker und ein stimmgewaltiger, gut gelaunter Frontmann machten das Konzert zu einem vollen Erfolg. Nach wenigen Liedern ermutigte Daniel das Publikum, das erste Mal an diesem Abend, zu einer „Wall Of Death“, die von der Crowd prompt beherzt ausgeführt wurde. Daniel´s klargesangliche Künste beim neuen Song „Only Memories“ sind, als kleiner Kritikpunkt, noch ausbaubar. Es liegt aber wohl in der künstlerischen Freiheit, live anders zu klingen als auf Platte.

Leider verließen beim Hauptact CANNONBALL RIDE viele schon die Veranstaltung oder hörten sich das Ganze bei einem Bier an der Bar an. Für mich persönlich war es perfekt, da endlich Platz und ein bei weitem besseres Licht zum Fotografieren vorhanden war. Trotz der fortgeschrittenen Zeit und auch wegen dementsprechendem Bierkonsum, war die Freude der hier gebliebenen Fans ungebrochen. Vor allem die Mitglieder der übrigen Bands stellten sich mitten vor die Bühne, um ihre „Quasi-Idole“ zu feiern.

Schon zu Beginn merkte man, dass die Mannen von CANNONBALL RIDE bereits etwas länger im Geschäft sind als die übrigen Bands. Fette Riffs, ein hartes Drumming und das herrliche Geschrei von Sänger und Frontmann Siegfried Kröpfel. In Summe ein sehr gelungener Abend mit hochkarätigem Metalcore, der durchwegs Lust auf mehr macht. Man kann nur hoffen, dass die Veranstalter vom KV Röda dies ebenfalls so sehen und es bald wieder eine zerstörende Metal Night in Steyr geben wird.

[Christoph Kaltenböck]


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