03-11-2015, Backstage (Werk), München

GAMMA RAY + SERIOUS BLACK + DRAGONY

Veröffentlicht am 08.11.2015

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Es ist ja nicht so, dass man nicht schon am Vortag zu DELAIN im zweiten Wohnzimmer Backstage aufgelaufen wäre, so ließ sich Stormbringer West auch das Gastspiel von GAMMA RAY im Backstage Werk selbstverständlich nicht entgehen. Vor allem da mit SERIOUS BLACK und DRAGONY zwei Supportbands mit an Bord waren, zu denen Stormbringer durchaus ein besonderes Verhältnis pflegt. Zum einen versorgte uns bei SERIOUS BLACK schon unser heimischer Gitarrero-Export Dominik Sebastian mit einem ausführlichen Tourtagebuch der ersten Tour der Band, und zum anderen ist Stormbringer-Hausdrachentöter Sigi Samer die Herzen der Damenwelt reihenweise brechender Frontbarde der Wiener Symphonic-Metaller DRAGONY.

Konnte am Vortag noch der durchaus bemerkenswerte Besucheransturm in der äußerst gut gefüllten Halle überraschen, gab es am Dienstagabend dann doch eine kleine Ernüchterung, da sich die Power-Metal-Heroen von GAMMA RAY kein "Ausverkauft"-Schild an die Türe heften konnten. Im Gegenteil, präsentierte sich das Werk sogar verkleinert, und nur der Innenraum war für die Besucher zugänglich - damit hätte man nun nicht gerechnet. Doch wie es so ist im Leben, der Termin an einem Wochentag und das momentane extrem dichte Konzertprogramm forderten ihren Tribut. Ein volles Haus wie zu POWERWOLF wäre zwar schön gewesen, doch auch ein gut gefüllter Innenraum des Werkes bot eine ansprechende Kulisse für die vielen GAMMA RAY-Klassiker die auf die Fans warteten.


Los ging es aber zuerst einmal mit dem heimischen Beitrag DRAGONY, die nur fünf Songs Zeit hatten, das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Aber der Glory Metal mit Ohrwurmfaktor konnte die noch recht lichten Reihen im Backstage schnell für sich gewinnen, und es wurde alsbald fleißig mitgeklatscht. Goldlöckchen Sigi führte, in geschmackvolle Gewänder gehüllt, mit sympathischen Ansagen und ebenso sympathischer Bühnenpräsenz durch das leider recht kurze Set. Auch seine Mitstreiter an den Instrumenten zockten sich mit sichtlichem Spaß an der Sache durch Ohrwürmer wie "Wolves Of The North" vom aktuellen Album "Shadowplay". Und, das muss man an dieser Stelle auch noch kurz erwähnen - das Intro von "Game Of Thrones" zur Einleitung zur Show zu verwenden ist ja derzeit in Mode wie die heimischen Kollegen von SERENITY beweisen, doch DRAGONY gingen hier noch einen Schritt weiter und ließen das Intro in einer herrlich schrägen Techno-Version (!!!) auf das Publikum los, was für ein paar verwirrte Gesichter aber sehr viel Gelächter sorgte.

Nebst drei aktuellen Songs gab es auch noch zwei Songs vom Debütalbum "Legends" auf die Ohren - und zwischendurch bekam der Drachentöter zusätzlich von seinen Stormbringer-Kollegen im ultra-engen Fotograben einen stilvollen Pokal zur redaktionsinternen Ehrung des Coversongs des Jahres 2015 auf die Bühne gereicht. Den kultigen "True Survivor" (Tipp: unbedingt das Video anchecken!)  konnten DRAGONY mangels mehr Spielzeit leider nicht bringen - dafür gab es als Abschluss den Ohrwurm "Alcador" auf's gepflegte Lockenköpfchen, bei dem das Publikum wie zu allen Songs schon ziemlich gut mitging und in Ermangelung von Textkenntnis ordentlich mitklatschte. Nach einem mit sehr guten Kritiken bedachten Zweitwerk haben DRAGONY hier auch auf dem Live-Sektor gleich einmal ihre mit Goldlettern verbrämte Visitenkarte abgegeben. Für den Schreiberling bleibt die Erkenntnis, dass sich die Wiener Truppe in allen Belangen gehörig verbessert hat - so wie bei der Instrumentalfraktion jede Note saß, konnte auch der Drachentöter himself mit einer fehlerfreien Performance seines glockenhellen Organs beeindrucken. Der starke Applaus des Publikums war hochverdient!

Setlist:

  • Burning Skies
  • Shadowrunners
  • Kiln Of The First Flame
  • Wolves Of The North
  • Alcador

 

An dieser Stelle muss aber noch einmal kurz auf den sogenannten "Fotograben" eingegangen werden... der an diesem Abend im Backstage nämlich nur rudimentär vorhanden war. Wir kennen das Backstage ja auch ohne Graben, doch direkt an den Bühnenrand geschobene Gatter waren den Fotografen bisher unbekannt. Das stolpern über die Verstrebungen und das Turnen von Podest zu Podest sorgte einerseits für massig blaue Flecken bei den Fotografen (die Hardcore-geeichte Stormbringer-Fotografin bestätigte, dass bei Hardcore-Shows weniger Blutergüsse entstanden!) und andererseits auch für Unmut beim Publikum, deren erster Reihe von den Fotografen nicht nur sprichtwörtlich sondern bildlich auf der Nase herumgetanzt wurde. An dieser Stelle ein großes Sorry an alle Besucher, die mit irgendwelchen Körperteilen oder Equipment kollidierten - für uns war das auch eine neue Erfahrung! Und wir hoffen, das kommt nicht allzu oft vor...


Damit aber weiter zu SERIOUS BLACK, die Anfang des Jahres mit ihrem Debüt "As Daylight Breaks" aufhorchen ließen, und als Toursupport von HAMMERFALL ordentlich Gas gaben. Dieses Mal ist die multinationale Truppe um Bassist Mario Lochert (EMERGENCY GATE), Keyboarder Jan Vacik (ex-DREAMSCAPE) und Sänger Urban Breed (ex-TAD MOROSE, ex-BLOODBOUND) im Vorprogramm von GAMMA RAY gelandet, wo sie auch gleich wieder in die Vollen gingen. Die gute Stimmung auf der Bühne, auf der viel gescherzt und gelacht wurde und viel Bewegung herrschte, übertrug sich schnell auf das Publikum, das bereits zum mystischen Opener "Akhenaton" gut mitging. Überraschend zu sehen, dass wie schon bei der Tour zu Beginn des Jahres Schlagzeuger Thomen Stauch (ex-BLIND GUARDIAN) erneut nicht an Bord war - an der Schießbude tobte sich als Ersatzmann mit Hingabe Alex Holzwarth (RHAPSODY) aus.

Im Verlaufe des Gigs wurden SERIOUS BLACK dann leider ein Opfer des Sounds, der aus nicht definierbaren Gründen speziell bei den Gitarren zum Übersteuern neigte und die ansonsten hochklassige Performance der Band schmälerte. Gnadenlose Ohrwürmer wie "Setting Fire To The Earth" oder "High And Low" fielen trotz Soundproblemen auf fruchtbaren Boden und es konnten so einige Leute im sich inzwischen ordentlich füllenden Werk ausgemacht werden, die lautstark mitsangen. Weniger gut kam das anspruchsvolle "Listen To The Storm" beim Publikum an - der Song mit seinen vielen Tempowechseln sorgte leider für ein Stimmungstief im Auftritt. Überraschenderweise ebenfalls vergleichsweise wenig Anklang (evtl. auch wegen des nicht so guten Sounds?) fand das Cover-Medley zur Halbzeit des Auftritts - KISS' "I Was Made For Lovin' You" und "Rock You Like A Hurricane" von den SCORPIONS wollten mit ihrer rockigen Attitüde nicht so recht in das Symphonic/Power Metal-lastige Set von SERIOUS BLACK passen.

Mit dem mitreißenden "I Seek No Other Life" fand das etwas durchwachsene Set der internationalen Truppe aber ein würdiges Ende und das Publikum durfte anschließend noch einmal ausgiebig den extravaganten Kleidungsgeschmack von Urban Breed bewundern, der sich kurzerhand mitten durchs Publikum auf den Weg zum Merchandise-Stand machte, um dort zu Signieren und Umarmungen zu verteilen. Gelebte Publikumsnähe, auch wenn der an und für sich starke Auftritt nicht zu den Besten von SERIOUS BLACK zu zählen war. Die Musiker hatten großen Spaß auf der Bühne und auch das Publikum kam voll auf seine Kosten - das ist die Hauptsache! (Sieht man einmal vom Sound ab... bei den beiden anderen Bands gings doch auch besser...)

Setlist:

  • Akhenaton
  • Trail Of Murder
  • Older And Wiser
  • Sealing My Fate
  • I Was Made for Lovin' You / Rock You Like a Hurricane (KISS-/SCORPIONS-Cover)
  • Setting Fire To The Earth
  • Listen To The Storm
  • High And Low
  • I Seek No Other Life

 

"Kai hatte das Gefühl, dass es für ihn an der Zeit ist, beim Singen etwas kürzer zu treten, weil er merkte, dass seine Stimme bei langen Touren, besonders bei Headliner-Shows, nach einer Weile versagt, so dass er nicht mehr 100 Prozent geben kann. Den Gesang aufzuteilen, macht das viel einfacher und viel angenehmer. Es wird der Band nicht nur in Sachen Sound und Stimme eine neue Dimension verleihen, sondern Kai auch die Freiheit geben, sich auf der Bühne mehr zu bewegen, ein bisschen mehr Action bei den Live-Shows zu machen und Gitarre zu spielen, was ihm sehr gut gefällt. Also, Ladies and Gentlemen, bitte begrüßt Mister Frank Beck."

So steht es in der Presseaussendung, die GAMMA RAY kurz nach Tourstart veröffentlichten, ja, fast veröffentlichen mussten, nachdem bei den ersten Shows einige Fans alles andere als erfreut darüber waren, dass Kai Hansen das Mikro nach wenigen Songs an den unangekündigten Zweitsänger Frank Beck (RED RAVEN, half bereits in der Vergangenheit einige Male an den Vocals aus) übergab. Ähnlich lief es auch in München, wo Kai das Mikro beim dritten Song abgab. Zwar ließ die Setlist der Tour - passend zum 25er-Jubiläum - kaum Wünsche für die eingefleischten Fans offen, dennoch blieb die Stimmung ein wenig seltsam. Ein guter Teil des Publikums feierte die quasi Best-Of-Präsentation der Power-Metal-Größe richtig amtlich ab, aber man konnte auch gar nicht wenige Leute erspähen, die sichtlich ein wenig brüskiert über die Hansen'sche Zurückziehung vom Mikro waren.

So war auch die Stormbringer-Abordnung zerrissen zwischen Freude ob der Klassiker, die da auf einen einprasselten, und ein wenig Ärger über den kaum kolportierten gesanglichen Rückzug von Kai Hansen. Gut, in der Vergangenheit hatte Mr. Hansen ja schon einige Male Kritik ob seiner gesanglichen Leistung einstecken müssen und es ist auch irgendwo verständlich, dass man mit fortschreitendem Alter nicht mehr alles so singen kann wie in Jugendtagen. Die Übergabe an stimmlich kräftigeres Blut ist nachvollziehbar, dennoch wäre eine klare Ansage hier wünschenswert gewesen, konnte man doch einem Gutteil der Besucher ansehen, dass sie eigentlich gekommen waren, um die Klassiker aus dem Munde des Originals zu hören. Entsprechend verzichtet Stormbringer hier auch auf eine Wertung des an und für sich guten Konzertes - es war gut, aber eben nicht das, was man sich vorgestellt hatte.

Dafür konnte man sich in München über einen speziellen Gast freuen - zur Hymne "One With The World" enterte niemand Geringerer als Ralf Scheepers (PRIMAL FEAR) die Bühne, seines Zeichens Ur-Sänger und Gründungsmitglied von GAMMA RAY, um mit seinen Ex-Kollegen noch einmal so richtig abzugehen. Natürlich nicht, ohne sich dabei testosterongeschwängert gefühlt alle 30 Sekunden in den Schritt zu greifen, wohl um eine klare Ansage gegenüber seiner hohen Gesangsstimme zu geben - aber das kennen wir ja schon und wir können dich beruhigen Ralf, du bist definitiv männlich genug.

Trotz "Valley Of The Kings" und einem von der Allgemeinheit sehr wohlwollend aufgenommenen HELLOWEEN-Klassiker - "I Want Out" - war für die Abordnung Stormbringer West an diesem Abend nach der einnehmenden Performance von Ralf Scheepers Schluss - während der Drum-&-Bass-Soli verabschiedete man sich aus der dunstgeschwängerten Halle (ja, vom Nebelwerfer war's etwas zuviel des Guten...) und trat der Gesundheit wegen die Rückreise an. Das straffe Konzertprogramm der letzten Wochen, sowie eine beginnende Erkältung beim Schreiberling (hust, keuch, rotz - wer möchte was vom Virus?) forderten ihren Tribut. Der Rest der Besucher hatte Berichten zufolge noch großen Spaß mit der Klassiker-Vollbedienung, die in einem wahnwitzigen Hit-Medley vor der Zugabe gipfelte - und die paar Leute die wirklich nicht mit dem quasi-neu-Sänger Frank Beck leben konnten, suchten vermutlich ohnehin das Weite. Der Rest ließ sich gegen Ende hin doch mitziehen und feierte eine amtliche Power-Metal-Party - der Tourtitel "Best Of The Best Party Tour" ist eben doch Programm.

Setlist: (ohne Gewähr!)

  • Heaven Can Wait
  • Last Before The Storm
  • Fight
  • I Want Out (HELLOWEEN-Cover)
  • Valley Of The Kings
  • The Silence
  • One With The World
  • Dethrone Tyranny
  • Empathy
  • Master Of Confusion
  • Rebellion In Dreamland / Heavy Metal Universe / Ride The Sky / Somewhere Out In Space
  • Heading For Tomorrow / Avalon
  • To The Metal
  • Send Me A Sign

 


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