28-11-205, MARK.freizeit.kultur, Salzburg

M.W.A. Label Night feat. CHANGÓ, TARLUNG, AMER

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 01.12.2015

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Advent, Advent, ein Lichtlein brennt! Die erste M.W.A. Label Night (Music With Attitude, Bitch!) fand am ersten Adventwochenende im Mark Salzburg statt, aber dennoch mochte der Spruch hier nicht so ganz passen. Wohl war adventlich entspannte Stimmung im Publikum angesagt, aber zumindest auf der Bühne ging dem heute anwesenden Stormbringer-Fotografen kein Licht auf.

Ein bisschen arg finster war es nämlich bei der ersten Band des Abends, AMER, schon. Dabei waren die Gestalten auf der Bühne gar nicht so finster und auch musikalisch war es dann nicht gar sooo düster. Gut, der Berichterstatter tat sich nebst der Fotoausbeute (das lichtstärkste Objektiv im Talon gab w.o.) auch mit der Musik der fünf Herren etwas schwer - klingt doch schon die Vorsilbe "Post-" nach etwas, bei dem sich normalerweise lediglich Fragezeichen über dem Kopf auftun. "Post-Hardcore/Sludge" nannte sich das Soundkonglomerat im Falle von AMER - und ehe man sich versah, fuhr schon der glühende Bolzen direkt ins Gehirn, rührte die grauen Zellen einmal mit Schwung um und wendete anschließend der Einfachheit halber den kompletten Denkapparat auf links. Solcherart vorbelastet fiel es schwer die vokale Performance einzuordnen und in eine verständliche Sprache zu kategorisieren. Wie man später, nachdem das Gehirn von der Wendekur wieder genesen war, dank Forschung auf YouTube feststellen durfte, handelte es sich bei der Sprache tatsächlich um Deutsch - hochfaszinierend für den Berichterstatter. Kollege Laichster aus Tirol, bekannt für seine amoruösen Affären mit Core-Schreihälsen, hätte seine helle Freude gehabt. (I love to torture you, Baby!) Für die Zuschauer im etwa zu einem Drittel gefüllten Mark dürfte AMER genau das richtige gewesen sein - diese kamen mit der Darbietung der fünf Wiener augenscheinlich um einiges besser klar als Stormbringer, spendeten amtlichen Applaus und forderten sogar eine Zugabe.

TARLUNG machten zunächst vor allem mit ein paar Problemchen beim Soundcheck auf sich aufmerksam, bei dem der Output der Verstärker vor allem aus Fiepen und Brummen bestand. Zwischen wahren Burgen aus Effektpedalen gehörte das vermutlich auch irgendwie dazu, so entwickelte sich das Brummen zu einem treuen Begleiter im bleischweren Doom/Sludge der drei Wiener, der sich wie zähflüssige Lava aus den Boxen wälzte und das zuvor gewendete Gehirn nun endgültig lähmte. In dem höllisch tiefen Gewummer der beiden Gitarren (die beiden Herren an den Sechssaitern haben den Bass gesplittet und schieben ihn fröhlich vom einen zum anderen) erging sich vermutlich irgendwo auf der Welt gerade ein Bassist in abgrundtiefer Verzweiflung und erhängte sich mit der E-Saite seines Tieftöners über dem Abgrund eines brodelnden Vulkans. Kollege Baumgartner hätte seine helle Freude an dem musikalischen Koloss gehabt, sich einen Ofen angezündet (oder alternativ an einem Höschen von barley-18 geschnuppert) und wäre in Sphären vibrierender Musik entschwebt, die ihn wie auf einer Massagebank durchgewalkt hätten. Die vom Publikum verlangte und von der Band nur zu gerne gegebene Zugabe hätte er im Elysium verbracht, die Lungen zum Bersten gefüllt mit süßer Trunkenheit - wohingegen der Berichterstatter schon den Teer in seinem Atemorgan fühlen konnte, als er den wabernden Sound von TARLUNG in tiefen Zügen bis zum Schluss inhalierte.

Räudig und groovy wurde es zum Abschluss des Abends mit CHANGÓ. Deep Stoned Rock vom Feinsten gab es auf die Öhrchen, der Herkunft aus dem oberösterreichischen Ebensee geschuldet und mit Mundart-Texten gewürzt. Mit Witz und Ironie und doch ernstem, kritischem Unterton der zum Nachdenken anregte, schmetterte das raue Wüstenorgan am Bass die schmissigen Zeilen ins Publikum, während sich das tiefe Riffing in die Gehörgänge fraß und das Mark Stück für Stück in eine sandige Wüste verwandelte. Streckenweise mit psychedelischem Einschlag, klangen CHANGÓ im Vergleich zu ihren Vorgängern auf der Bühne geradezu leicht und fluffig - oder war die fortschreitende Stunde dafür verantwortlich, dass man schön langsam in überirdischen Sphären zu schweben begann? Kollege Baumgartner, was haben sie mir da aus dem fernen Wien in den Eistee gemischt?! Faktum ist, das oberösterreichische Trio groovte gar höllisch - und zwar so knochentrocken dass es einem die Zunge an den Gaumen klebte und so mancher im Publikum wie ein Verdurstender an seinem Bier nuckelte. Der Applaus war CHANGÓ sicher - ein perfekter Abschluss für die erste M.W.A. Label Night!

Übrigens, solltet ihr in Wien beheimatet sein, könnt ihr euch gleich nächste Woche eine ähnliche Dröhnung in der Hauptstadt abholen! Denn auch dort findet am 5. Dezember im Viper Room eine M.W.A. Label Night statt - mit SATIVA ROOT, FAR AWAY TOWN, GREY CZAR und THROES! Sei kein Ei, komm vorbei!


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