15-12-2015, Rockhouse, Salzburg

OPERATION: MINDCRIME + WOLFEN RELOADED + I.C.O.N. + FIRE & WATER

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 23.12.2015

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Ei der Daus, was tut sich denn da kurz vor Weihnachten in Salzburg? Da bekommt man doch im Rockhouse tatsächlich als verfrühte Weihnachtsüberraschung Geoff Tate mit seinen OPERATION: MINDCRIME serviert! Und ist das Päckchen erst einmal geöffnet, offenbart sich auch gleich noch etwas mehr Inhalt, denn mit WOLFEN RELOADED, I.C.O.N. und FIRE & WATER werden gleich noch drei Supports mitgeliefert! Da kann doch schon gar nichts mehr schiefgehen! Meint man...

Aber natürlich gibt es immer irgendwas, denn wenn alles nach Plan laufen würde, dann wär's ja langweilig. So stellte der relativ frühe Beginn um 18:30 Uhr den Berichterstatter vor eine planungstechnische Herausforderung, die leider nicht ganz aufging - vom Opener FIRE & WATER waren demzufolge nur noch die letzten Takte drin. Dabei wäre das irische Acoustic-Duo, bestehend aus einem Gitarristen und einer Saxofonistin, laut Auskünften der Handvoll bereits anwesenden Besucher ein echter Tipp gewesen. Vor allem eine beidhändige Improvisation an einer liegenden Gitarre hatte es den Zeugen der Darbietung angetan - die Auskunft, dass sich zwei der Haustechniker des Rockhouse zu Beginn des Auftritts vor die Bühne stellten, damit das Duo nicht vor leerem Saal beginnen musste, stimmte dann doch ein wenig nachdenklich.

 

Bei den folgenden I.C.O.N. aus England war dann glücklicherweise ein wenig mehr los, auch wenn sich das Publikum eher nobel im Hintergrund hielt. Sänger Marc Sagar gab sein Möglichstes das Publikum zu animieren, doch irgendwie wollte der Funke nicht so recht überspringen. Am soliden Songmaterial der Briten, die gerade mit ihrem brandneuen Album "The Blacklist" unterwegs sind, aus dessen Songs auch ein Gutteil der Setlist bestand, kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Purer Old-School-Heavy-Metal donnerte durch das Rockhouse, schön räudig, aber gut abgemischt. Stellenweise etwas nach MOTÖRHEAD klingend, dann wieder mit einem Temposchub in Richtung METALLICA, vermisste man zwar ein wenig die individuelle Note, aber dafür gab es ordentlich aufs Kerbholz. Was zu guter Letzt auch das Publikum anerkannte und ordentlichen Applaus für die schweißtreibende Performance spendete.

Setlist:

  • Feeding The Negative
  • Devil's Blacklist
  • Drowning In Their Screams
  • Messiah Complex
  • Grindin' Wheel
  • Welcome To My War
  • Deconverted
  • Prizefighter
  • New Born Lie
  • Seven Second Warning

 

Weiter ging's mit WOLFEN RELOADED aus Bayern, mit denen man dann bei der generellen musikalischen Ausrichtung des Abends angekommen war: nämlich melodischem, progressivem Rock. Doch halt - WOLFEN? War da nicht was? Das war doch der Name einer gerade im südbayrischen Raum gar nicht so unbekannten Combo, die sich irgendwann in den 90ern auflöste - nicht zu verwechseln mit der zu ebenjener Zeit gegründeten Power/Heavy-Truppe WOLFEN aus Köln. Daraus erwachsene kurzfristige Verwirrung beim Berichterstatter dröselte aber das Songmaterial der Bayern sehr schnell auf und beförderte sowohl Stormbringer als auch das Publikum sehr schnell in den Rock-Modus. Starke Gitarrenläufe, ein progressiver Anteil, getragen von grundsolider musikalischer Wertarbeit - was will man mehr? Hie und da schwang auch noch ein Hauch Melancholie mit, wie beim geradezu bedrückend wirkenden "A Million Faces", aber auch "Life In Chains" und "Tears In The Rain" beeindruckten mit Vielschichtigkeit in der traurigen Grundstimmung. Zwar ging auch bei WOLFEN RELOADED das Publikum noch nicht so wirklich aus sich heraus - was vielleicht auch bis zu einem gewissen Teil den größtenteils melancholischen Songs geschuldet war - doch die Bayern konnten sich gleich eine Kante mehr Applaus abholen als die Briten vor ihnen! Und dieser war auch verdient, denn WOLFEN RELOADED lieferten ein starkes Lebenszeichen ab!

Setlist: (ohne Gewähr)

  • Cyber Nation
  • Life In Chains
  • My Pain
  • New Horizon
  • A Million Faces
  • Amazing
  • All Hope
  • Tears In The Rain

 

Als Letzte schickten sich dann OPERATION: MINDCRIME an die Bretter im Rockhouse zu entern. Im Gepäck hatten die Mannen Rund um Geoff Tate das komplette "Operation: Mindcrime"-Album von QUEENSRŸCHE, das an diesem Abend in seiner kompletten Länge vorgetragen werden sollte, da sich die Rechte an selbigen sowie dem zweiten Teil des Albums Geoff Tate zugeschrieben wurden, wohingegen der Bandname QUEENSRŸCHE den Resten der Band, die Geoff Tate vor die Tür setzte, zugeschrieben wurde. Deshalb firmiert nun Geoff Tate mit seinen neuen Mitstreitern unter OPERATION: MINDCRIME und performt als solcher das gleichnamige Album. Aber schieben wir an dieser Stelle einfach einmal die ganze Story rund um den QUEENSRŸCHE-Rausschmiss von Geoff Tate, die nachfolgende Schlammschlacht und den Streit um die Rechte an dem Bandnamen beiseite und konzentrieren wir uns auf die Musik selbst.

Gerade hier kann man OPERATION: MINDCRIME absolut kein schlechtes Zeugnis ausstellen, sitzt doch jede Note und die Band präsentiert sich als perfekt eingespieltes Team. Die Setlist sorgte an diesem Abend für so einige feuchte Augen im Publikum - auch Kollege Thanner konnte nicht an sich halten und fand die Vorstellung des kompletten "Operation: Mindcrime"-Albums einfach nur zum Niederknien. Metaphorisch gesehen selbstverständlich, denn mit dem Niederknien taten sich wohl einige Leute im Publikum ein wenig schwer - wenig überraschend war der Altersdurchschnitt relativ hoch, denn das namensgebende Album erschien immerhin 1988, als der Verfasser dieser Zeilen sich gerade einmal mit den ersten Buchstaben abplagte und noch keine wortreichen Ergüsse verfassen konnte. Das schlug sich dann auch ein wenig in der Stimmung nieder - zwar wurde fleißig geklatscht und gesungen, doch die überbordenden Begeisterungsausbrüche wollten sich nicht einstellen. Man wird eben auch nicht jünger und genießt mitunter lieber schweigend. Etwas Mitschuld daran war auch die Besucherzahl, geschätzte 150 Anwesende waren nicht unbedingt das, was ein Ensemble an musikalischen Vollprofis, die mitunter vor einem Publikum vor 30.000 oder mehr aufgeigen, sich vorstellten.

Doch - und das muss man OPERATION: MINDCRIME zu Gute halten, hatte man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass sich die Musiker durch das mangelnde Publikumsinteresse brüskiert fühlten. Im Gegenteil, sie hängten sich von der ersten Sekunde an richtig rein als ob sie vor ausverkauftem Haus spielten. Blickfang auf der Bühne war DISTURBED-Bassist John Moyer, der keinen Hehl daraus machte, dass er auch gerne einmal etwas derber in die Saiten greift und der mit wirbelnden Dreads über die Bühne fegte und dabei die Blutgrätsche vorexerzierte. Gediegener gab sich da schon der Rest der Musiker die, wiewohl Simon Wright (ex-AC/DC) sein Drumkit ganz und gar nicht gediegen nach Strich und Faden vermöbelte, den Fokus auf präzises Spiel legten, während Geoff Tate mit großen Gesten das Geschehen dirigierte. Kleidung und Frisur sind dann doch eher... äh... Geschmackssache.

Entbehrlich im Set waren die Titel des kürzlich erschienenen ersten OPERATION: MINDCRIME-Albums "The Key", die dann doch nur ein lauwarmer Aufguss aus alten QUEENSRŸCHE-Zeiten waren und vom Publikum mehr oder minder höflich zur Kenntnis genommen wurden. Auch wenn sich so manche Super-Musikexperten aus noch weiter westlichen Gefilden am liebsten damit ins Bett legen würden, die Zuseher erteilten den drei Songs von "The Key" eine Abfuhr. Als dann wieder die Klassikerkeule geschwungen wurde, war aber wieder alles paletti und der Mitsingfaktor ging gleich wieder in die Höhe. Mit "Take Hold Of The Flame" verabschiedeten sich OPERATION: MINDCRIME vorerst unter Jubel von der Bühne, ehe sie für einen vier Songs starken Zugabenblock wieder zurückkehrten. Zu diesem Zwecke verstärkten sie sich auch bei "Silent Lucidity" mit einer Gastsängerin (Asche auf mein Haupt, obwohl vermutlich jüngstes Baujahr an diesem Abend, ich hab mir den Namen nimmer dermerkt - ich werd auch alt...), und zum groovigen "The Thin Line" durfte die Saxofonistin des Eröffnungsduos FIRE & WATER noch einmal ran. Nach (böse Zungen würden jetzt sagen, weiteren QUEENSRŸCHE-Coverversionen) "Jet City Woman" und dem umjubelten "Empire"  war dann endgültig Schluss und der Applaus hielt sich für die relativ wenigen Besucher doch ziemlich lange - und ein jeder konnte glücklich sterb... äh... heimgehen.

Setlist:

  • Operation: Mindcrime- Album (QUEENSRŸCHE):
  • I Remember Now
  • Anarchy X
  • Operation: Mindcrime
  • Speak
  • Spreading The Disease
  • The Mission
  • Suite Sister Mary
  • The Needle Lies
  • Electric Requiem
  • Breaking The Silence
  • I Don't Believe In Love
  • Waiting Fr 22
  • My Empty Room
  • Eyes Of A Stranger
  • -------------------------------------------------------------------
  • Re-Inventing The Future
  • The Stranger
  • Burn
  • Damaged (QUEENSRŸCHE)
  • Take Hold Of The Flame (QUEENSRŸCHE)
  • Silent Lucidity (QUEENSRŸCHE)
  • The Thin Line (QUEENSRŸCHE)
  • Jet City Woman (QUEENSRŸCHE)
  • Empire (QUEENSRŸCHE)

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