21.01.2016, Backstage (Werk), München

EMP Persistence Tour 2016 - feat. IGNITE & TERROR & H2O uvm.

Veröffentlicht am 26.01.2016

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Das Who's Who der Hardcore-Szene trifft sich regelmäßig auf der EMP-Persistence-Tour - und selbige machte natürlich auch in München Station. Ein äußerst gut gefülltes Backstage Werk konnte sich hierbei über gleich sieben Bands an einem Abend freuen - der entsprechend frühe Beginn um 18 Uhr nahm, vor allen da es sich um einen Donnerstag handelte, den ersten Bands des Abends ein paar Besucher weg, doch das tat der Stimmung keinen Abbruch.

Auch Stormbringer West war unter den verspäteten Ankömmlingen - während Schreiberling Anthalerero (an diesem Abend ersatzweise auch zusätzliche Fototante!) trotz rechtzeitiger Abfahrt dank Grenzkontrollen erst nach Beginn der Show am Backstage vorfuhr, musste Kollegin und Hardcore-Fan Tina aus beruflichen Gründen (ja, Stormbringer-Mitarbeiter haben tatsächlich einen Brotberuf dem sie sogar ab und zu nachgehen müssen!) ebenfalls Abstriche machen und gesellte sich der Party erst zwei Stunden später hinzu.

Das heißt also dass, zu unserer großen Beschämung, die den Abend eröffnenden Deutschen von RISK IT durch den Rost fielen, da Stormbringer West die Halle erst entern konnte, als diese bereits ihren letzten Titel in die noch lichten Reihen schmissen. Bis auf einige wenige Violent Dancer vor der Absperrung war noch nicht viel los - der frühe Beginn zeigte sich hier von seiner unschönen Seite, mit tristen Publikumshäufchen und noch nicht allzu lautem Applaus. Sehr schade.

Doch ab Eröffnung des Ami-Reigens mit WISDOM IN CHAINS besserte sich die Stimmung, während sich das Werk stetig füllte. Dass es vor der Bühne noch massig Platz gab nützten die Fans ausgiebigst aus - da wurden gleich die kühnsten Verrenkungen ausprobiert und ganz entgegen der Botschaft auf dem T-Shirt des Schranks von Shouters, blieb man nicht so wirklich Straight Edge hier im Werk. Die ersten Bierduschen wurden an Fotografen verteilt (vielen Dank auch! Eigentlich hatte ich schon geduscht...) und der Untergrund präsentierte sich alsbald als ausnehmend klebrig und/oder nass und rutschig. Aber was soll's, das gehört wohl auch dazu, genau wie kurze Hosen im Winter, schräge Tätowierungen und interessante Frisuren. Nicht zu vergessen die gedehnten Ohrlöcher im Dumbo-Look. Aber wo wir gerade bei Hosen sind - nein Leute, es sieht NICHT gut aus wenn ihr eine Legging unter der kurzen Hose tragt. Auch nicht wenn Totenköpfe drauf sind.

Übrigens auch keine normale Hose unter der kurzen Hose, wie das der Gitarrist von TWITCHING TONGUES vorexerzierte. Die Modeunfälle waren dem Publikum - das sich wie bereits kolportiert, in einigen Punkten dem sagen wir mal... ungewöhnlichen Style anpasste - allerdings herzlich egal, denn man war ja gekommen, um eine ordentliche Hardcore-Party zu erleben. Mit den zweiten Amis des Abends nahm somit auch die Stimmung Fahrt auf, während das Gedränge vor der Bühne deutlich dichter wurde. Linear dazu wurde die musikalische Darbietung kerniger und fordernder, die Herren aus L.A. verstanden es, das Publikum ordentlich anzustacheln.

Crowdsurfer im Sekundentakt bei H2O und TERROR

Mit deutlich thrashigen Einschüben donnerte dann US-Band Nummer drei über das Publikum hinweg, IRON REAGAN. Zwar ging das Publikum auch hier amtlich ab, aber dennoch waren einige Leute auszumachen, die nicht so recht wussten, was sie mit dieser Gruppe anfangen sollten - vermutlich aufgrund des ungewohnten Crossover-Touchs. Aber gerade das sorgte für den nötigen Farbtupfer im bis dato - zumindest für dem Genre nicht so stark Verbundenen - etwas abwechslungsarmen Billing. Unnötig zu erwähnen, dass es trotz ein paar verständnislosen Gesichtern im Hintergrund vor der Bühne ordentlich abging. Als IRON REAGAN unter lautem Jubel die Bühne verließen, glich das inzwischen fast volle Werk einem Vulkan, der auf die Eruption wartete.

Der erste Ausbruch folgte dann mit H2O - deutlich melodischer und weniger räudig als die Vorgänger frönten die nächsten Amis mehr den locker-flockig-punkigen Klängen. Mit höllischem Groove hatten sie das Publikum sofort im Griff - da fiel es nicht einmal ins Gewicht, dass der Bass etwas arg dominant agierte. Im Minutentakt wurden die Crowdsurfer herangereicht und die Stagediver flogen im nicht minder geringem Aufkommen über den Fotografengraben. Zumindest dort wurde niemand getroffen, im Publikum gingen unter den nicht immer leichtgewichtigen Flugkünstlern durchaus einige Leute zu Boden. Doch das gehörte irgendwo dazu und ein paar blaue Flecken interessierten niemanden, schließlich war eine amtliche Party im Gange!

Räumten richtig ab: TERROR

Mit TERROR setzte sich die Hardcore-Sause nahtlos fort - musikalisch wieder ein wenig knackiger, brachen im Publikum endgültig alle Dämme. Frei nach dem Motto "Barriers suck!" herrschte auf der Bühne reger Verkehr und das, was vor den Musikern im Zuschauerbereich veranstaltet wurde, grenzte schon an Kriegsgeschehen - todesverachtende Moshpits, in denen sich regelmäßig Knäuel aus menschlichen Gliedmaßen bildeten, ein Geschubse und Gedränge, dass einem Angst und Bang wurde und dazu noch die im Sekundentakt von der Bühne fliegenden Personen, die, egal ob da nun jemand stand, um sie aufzufangen oder nicht, kopfüber in die tobende Menge eintauchten. Die Musik, zu der selbstverständlich trotzdem mitgegrölt wurde bis die Kehle wund war, verkam da fast zur Nebensache. Dafür war der Spaßfaktor auch für die unbeteiligten Zuschauer enorm noch - was zu einem wahrhaft donnernden Schlussapplaus führte, der sich noch lauter präsentierte, als bereits der Jubel bei H2O gewesen war. Eine sehr schöne Geste auch von TERROR, sich wie immer bei der Security zu bedanken, die bei ihren Konzerten stets Schwerstarbeit zu leisten hat. So muss das!

Nach solch einem Doppel-Abriss auf die Bühne zu müssen ist fast eine Strafe - aber es stand für diesen Abend noch IGNITE auf dem Plan. Wieder etwas melodischer, konnten die letzten Amis des Packages dann aber nicht mehr so wirklich durchzünden, was vermutlich auch daran lag, dass ein guter Teil des Publikums nach TERROR die Segel gestrichen hatte und den Heimweg antrat. Zwar gab es im vorderen Bereich vor der Bühne noch einigen Tumult, dennoch konnten IGNITE, obwohl durchwegs überzeugend, nicht im mindesten an die Stimmung der beiden Vorgänger anknüpfen. So klag der Abend vergleichsweise ruhig aus (was man bei einer Hardcore-Show nun als "ruhig" bezeichnen kann), währenddessen die Kollateralschäden der wilden Party - nebst massig blauen Flecken und blutigen Nasen gab es wohl auch einen gebrochenen Fuß - ihre Wunden leckten. Trotz geschrumpftem Publikum gab es für IGNITE noch starken Applaus, ehe die verschwitzte und glückliche Meute wieder in die frostige Nacht entlassen wurde.


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