05-02-2016, Central Linz, Linz

SERENITY & XANDRIA & JADED STAR & Local Supports

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 11.02.2016

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Zum dritten Mal innerhalb von drei Tagen hieß es für Stormbringer West auszureiten, dieses Mal ins heimatliche Oberösterreich, genauer gesagt nach Linz. Im Central (mitten in der Fußgängerzone der Landstraße gelegen - das Geldbörserl freut sich über die Kosten der Innenstadt-Parkgaragen...) gaben sich SERENITY und XANDRIA im Zuge der Symphonic Metal Nights ein Stelldichein - die Gleichen, die man mit ihrer Vorgruppe JADED STAR bereits Tags zuvor in München besucht hatte. Denn wirklich gute Shows sieht man sich auch gerne zwei Mal an.

Wurden am Vortag in München noch die Knie durch eine suboptimale Fotografenposition strapaziert - es muss an dieser Stelle festgehalten werden, dass der Verfasser dieses Artikels in München drei Stunden auf einer Box kniete, um die Show adäquat ablichten zu können. Ja Georg, der Stormbringer-Fotograf ging vor dir auf die Knie! Darauf darfst du stolz sein, denn das ist ein wahrlich seltener Anblick! - so hieß es in Linz, sich hinsichtlich des Zeitplans in Geduld zu üben. Gleich sechs Bands standen auf dem Plan (warum man allerdings drei eher Core-orientierte Bands dazubuchte bleibt weiterhin ungeklärt) und die Tatsache, dass der Tourtross durch die bevorstehende Weiterreise in die Schweiz unter enormem Zeitdruck stand, ließ den Abend für viele Beteiligten ein wenig hektisch werden.

Vor der Show stand für die Besitzer eines VIP-Paketes und die eingeladene Presse (vielen Dank auf diesem Wege an Napalm Records!) noch eine Acoustic-Performance im intimen Rahmen sowie eine Signing-Session an. Gemütlich auf dem Hallenboden sitzend, durfte eine Handvoll Personen sowohl einer akustischen Darbietung von JADED STAR als auch SERENITY lauschen und dabei mit letzteren den Klassiker "Fairytales" gemeinsam singen. Ein besonderes Erlebnis für die Fans, auf diesem Wege auch einmal selbst einbezogen zu sein und mit einer seiner Lieblingsbands in einer Lagerfeueratmosphäre (gut, das prasselnde Feuerchen hat noch gefehlt) ein Liedchen zu trällern. Anschließend gab es von der hochsympathischen Band auch noch Autogramme für alle Anwesenden - ein rundum gelungener Auftakt für den Abend, noch bevor die ersten Besucher die Halle erstürmten.


Kurz danach ging es auch schon mit BEFORE WE GET BURIED los - jedoch nicht für Stormbringer, da zu diesem Zeitpunkt noch ein Interview mit SERENITY-Fronter Georg Neuhauser anstand. Entsprechend gab es für den Berichterstatter nur noch die letzten beiden Songs des etwa halbstündigen Sets aufs Mützchen - ein solider Hardcore/Metalcore-Bastard prasselte hier auf die Besucher ein, zu dem einige Fans bereits fleißig ihre Gliedmaßen durch die Gegend warfen - darunter ein Cookiemonster und ein Jedi. Dem anwesenden Publikum gefiel es jedenfalls, und die Truppe wurde ansprechend beklatscht.

 

Musikalisch in eine ähnliche Kerbe schlugen dann AS WAVES CRUSH DOWN, die einen Zacken weiter in den Metalcore-Bereich vorstießen und etwas weniger Hardcore-Einflüsse aufweisen konnten. Die inzwischen anwesende Stormbringer-Kollegin Lady Cat quittierte das Auftreten der durchwegs recht jung aussehenden Band mit einem "Mei herzig, das könnten meine Buam sein!", aber attestierte dem Fünfer dabei auch amtliche musikalische Qualitäten. Was aber nichts daran änderte, dass gerade für viele Besucher, die für den melodisch-symphonischen Part des Abends gekommen waren, die Darbietung einige Längen aufwies. Nun, es passte eben einfach nicht zum Rest des Programms, was irgendwo für diese jungen Bands schade war, weil sie damit unter ihrem Wert geschlagen wurden - trotzdem zockten die Musiker ein tightes Set herunter und ihre Fans zettelten in der noch recht leeren Halle sogar einen kleinen Moshpit an. An dieser Stelle darf auch das professionelle Auftreten der beiden Bands (selbst wenn die Technik ein wenig zickte) lobend hervorgehoben werden, die allesamt strikt den straffen Zeitplan einhielten.

 

Somit enterten JADED STAR aus Griechenland überpünktlich die Bühne und gaben dem nach dem Geknüppel nach Melodie gierenden Publikum genau das, was sie wollten - große Melodien und große Gesten. Fronterin Maxi Nil (ex-VISIONS OF ATLANTIS) konnte das Publikum des gerade zu etwa einem Drittel gefüllten Central schnell für sich einnehmen und zum Mitklatschen bewegen. Trotz fehlerfreier, solider Performance wollte der Funke aber nicht so recht überspringen - ob es nur an dem mangelnden Publikumsandrang lag, konnte man nicht sagen. Im Gegensatz zum Vortag in München wirkte die Show von JADED STAR an diesem Abend leider ein wenig hölzern und auch Maxi Nil offenbarte einige gesangliche Schwächen, vor allem in den höheren Tonlagen. Das Publikum beklatschte den Auftritt zwar zurückhaltend, aber dennoch ausdauernd - irgendwie hatten JADED STAR im Übergang zwischen den Core-Supports und den symphonischen Headlinern einen ziemlich undankbaren Platz erwischt.

Setlist: (unvollständig, ohne Gewähr!)

  • The Mask
  • Stars
  • You'll See
  • Keep On Fighting
  • Wake Up

 

Damit nun zum Hauptakt des Abends, der in zwei Teilen stattfinden sollte - da es sich um eine Double-Headliner-Tour handelt, tauschen SERENITY und XANDRIA allabendlich die Positionen. Durch einen vorgezogenen Tausch zwei Tage zuvor in Aschaffenburg, kam Stormbringer somit in den Genuss gleich zwei Mal den heimischen Beitrag SERENITY als letzte Band serviert zu bekommen - nun, im Falle von Linz stimmte das aber auch nicht so ganz, doch dazu später mehr...

XANDRIA schafften es schon am Vortag in München den Berichterstatter zu überraschen, war die letzte Begegnung mit der deutschen Formation - damals noch mit Lisa Middelhauve am Mikro - doch eher durchwachsen. Fernab vom befürchteten Katastrophentourismus ist die Formation nun mit der seit einigen Jahren dienenden holländischen Sängerin Dianne van Giersbergen bestens ausgestattet - verfügt jene doch über die opernhafte Stimme, für die die Musik von XANDRIA eigentlich konzipiert ist. Live konnte die Gruppe somit auf voller Länge überzeugen, nicht nur durch die energiegeladene Bühnenshow der Musiker, bei der es unübersehbar war, dass die Chemie in der Band wirklich stimmte, sondern vor allem auch durch die sympathische Performance der Frontfrau, die mit einnehmendem Charme bestach. Selbst ein mitten unter der Show auf die Bühne springender Fan konnte die Truppe nicht aus dem Konzept bringen - Sängerin und Saiteninstrumentalisten stellten sich prompt für ein Selfie des Konzertbesuchers zur Verfügung, und bewiesen damit sowohl ihren Humor als auch ihre Fannähe. Zum Glück wurde der Besucher dabei nicht vom ausladenden Kopfschmuck Dianne's aufgespießt, die das (vermutlich) schwere Dekorationsstück tatsächlich die ganze Show über auf ihrem zierlichen Kopf balancierte. Mit Titeln wie "Call Of The Wind" oder "Cursed" hatten XANDRIA die Halle voll im Griff und konnten massig Szenenapplaus des leider weiterhin nicht sehr zahlreichen Publikums einfahren. Klassiker wie "Ravenheart" (in neuer Version) und schließlich das finale "Valentine" rundeten das mitreißende Set perfekt ab. Wer den opernhaften Vocals des Genrevorreiters NIGHTWISH nachtrauert, sollte sich also durchaus einmal mit XANDRIA in der aktuellen Besetzung auseinandersetzen - der Berichterstatter fand die Show der Deutschen zumindest mitreißender, als zuletzt im Dezember die bombastische Show der Finnen...

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Little Red Relish
  • Unembraced
  • Nightfall
  • Blood On My Hands
  • Forevermore
  • Call Of The Wind
  • Dreamkeeper
  • The Undiscovered Land
  • Stardust
  • Ravenheart
  • Cursed
  • Valentine

 

Pünktlich auf die Minute war es dann Zeit für eine heimische Symphonic-Breitseite von SERENITY, die mit ihrem brandneuen Album "Codex Atlanticus" am Start waren. Hatte das Scheibchen bei Stormbringer noch einen etwas holprigen Start (wir haben dich trotzdem lieb, Georg!), so konnte das neue Songmaterial dafür live vollauf überzeugen. Sympathikus Georg Neuhauser dirigierte das Publikum nach Belieben und machte nicht einmal davor Halt, die Besucher, die es sich auf den Stufen im hinteren Teil der Halle gemütlich gemacht hatten, höchstpersönlich nach vorne zu holen. Auch wenn "die Halle nicht wegen Überfüllung geschlossen werden musste" (O-Ton Georg) herrschte gute Stimmung sowohl unter den Besuchern als auch auf der Bühne. Besonders bei dem Musical-lastigen, an MEAT LOAF erinnernden "The Perfect Woman", das sich live als richtiger Burner herauskristallisiert hatte, gingen die Leute extrem gut mit und es wurden sogar Spritzkerzen dazu entzündet. Kongenial wie immer Georgs Gesangespartnerin Tasha, die die Band auf der kompletten Tour als Gastsängerin unterstützen wird, und die mit ihrer einnehmenden Performance der perfekten Show der Tiroler noch das Sahnehäubchen aufsetzte.

Einziger Wermutstropfen bei SERENITY blieb - wie bei allen anderen Bands auch - das Licht. Die einzigen farbigen Scheinwerfer, die sich unterhalb der Bühnenpodeste befanden, brachten die Bands selbst mit, ansonsten gab es ausschließlich weißes Licht - zwar ausreichend für eine gute Ausleuchtung, aber der Mangel an Bühnendekoration (im Central gibt es keine Möglichkeit, ein Backdrop aufzuhängen!) ließ die Bühne so leblos und kalt aussehen, dass es schon schmerzte. Zum Glück machten XANDRIA und vor allem SERENITY dieses Manko durch ihre herausragende Show wieder wett - trotzdem blieb, durch die Kombination mit dem sehr schwachen Besucherandrang, irgenwie ein schaler Nachgeschmack. Trotz alledem feierten die Besucher zu SERENITY ordentlich ab und forderten hartnäckig ihre Zugabe, die sie auch bekamen. Daumen hoch für die Tiroler, selbst eine schlecht besuchte Show in einen Triumphzug zu verwandeln! Der Berichterstatter bedauert es wirklich zutiefst, auf dieser Tour keine weitere Show mehr sehen zu können...

Setlist: (Ohne Gewähr!)

  • Follow Me
  • Sprouts Of Terror
  • Royal Pain
  • Iniquity
  • The Perfect Woman
  • Heavenly Mission
  • Spirit In The Flesh
  • Legacy Of Tudors
  • Serenade Of Flames
  • Caught In A Myth
  • Velatum

 


Da war ja noch etwas, nicht wahr? Am Plan standen sechs Bands, wir sind gerade bei fünf - die Linzer von CROSSING EDGE wurden aufgrund des straffen Zeitplans des Tourtrosses auf den nächtlichen Slot verlegt. Doch zuvor musste die komplette (!!!) Bühne abgeräumt werden - Tourcrew und sämtliche Musiker aller Bands bauten im Turbotempo ab (so flott sieht man das wirklich selten!) und bereits nach etwas mehr als einer halben Stunde standen CROSSING EDGE mit ihrem Equipment auf der Bühne. Respekt. Zwar setzte ein bißchen (erwarteter) Zuschauerschwund ein, aber dennoch blieben noch überraschend viele Zuschauer übrig, um die Linzer bei ihrer Late-Night-Show nach Kräften zu unterstützen. Deutlich melodischer als die Auftaktbands, aber dennoch klar erkennbar in den modernen Metal-Strömungen verankert, konnten CROSSING EDGE nicht nur bei ihren anwesenden Fans, sondern auch bei den Überbleibseln der Symphonic-Fans ordentlich punkten. Auch Stormbringer fühlte sich von dem überzeugenden Auftritt des Fünfers äußerst gut unterhalten - musste aber dennoch zur Hälfte des Sets die Segel streichen. Der Schlafentzug machte sich schlussendlich in den alten Knochen bemerkbar, ihr wisst ja wie das ist...


Alles in Allem ein hochklassiger, unterhaltsamer Abend in Linz - lediglich die Bandauswahl wollte nicht so recht zusammenpassen und auch über den Publikumsandrang müssen wir noch einmal reden - dringend!


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