04.03.2016, Röda, Steyr

LIADLSCHNIAZA & MIDNIGHT SPACEMAN & 7 INCHES OF PAIN & PSYCHOSE

Veröffentlicht am 09.03.2016

Der Abend des 4. März 2016 stand im „Röda“ in Steyr voll und ganz im Zeichen einer Genre-technisch bunt gemischten Konzertveranstaltung. Solche interessanten Events machen eigentlich nur Bandcontests möglich, bei denen aber oft die von der Band mitgebrachten Fans nur die jeweilige Band bejubeln. Nicht so beim SPH-Bandcontest, zumindest verhielt es sich diesmal so. Obwohl die Anzahl der verkauften Tickets die Wahl des Slots bestimmt – und dies manchmal zu kleinen Reibereien unter den Bands führen kann – war an diesen Abend jede Band mit ihrem Slot sichtlich zufrieden und auch die Publikumsbeteiligung war von Beginn bis zum Ende gegeben.

Pünktlich um 21 Uhr starteten die LIADLSCHNIAZA im großen Röda-Saal vor einem zwar nicht dicht gedrängten, aber dafür gut gelaunten und gespannten Publikum. Und der Gute-Laune-Austropop mit Funk-Elementen hielt die gute Stimmung über die gesamte Spielzeit aufrecht. Die Mundarttexte über erlebte Geschichten (u. a. Festivalerlebnisse) mit englischen Einsprengseln ließen manchmal an jene von FOLKSHILFE denken. Bezüglich Gesangsstil könnte man auch von einem jungen Rainhard Fendrich sprechen. Vor allem aber die sympathischen Ansagen zwischen den Songs ließen die Spielzeit wie im Flug vergehen.

Am Zusammenspiel der Band lässt sich auch wenig meckern. Das Schlagzeug und Bassfundament verliehen dem Sound der Band die nötige Kraft, damit sich die Westerngitarre nicht alleine auf der Bühne fühlte. Verbesserungspotential sah ich nur darin, dass Frontmann Michael seine zwei Bandkollegen ein wenig mehr in die Show einbinden könnte und dass beim nächsten Mal kein Notenständer vor dem Bassisten stehen muss.

Solo-akustisch ging es dann mit dem MIDNIGHT SPACEMAN weiter, der das LIADLSCHNIAZA-Publikum gleich auf seiner Seite hatte. Stimmlich und spielerisch einwandfrei trug Georg Rudelstorfer unter seinem coolen „Mitternachts Astronauten“-Pseudonym seine melancholischen Songs vor. Den traurigen Touch erklärte der Solokünstler sympathisch dem Publikum zwischendurch.

Fans von OASIS (und seine Eltern) liehen Georg über die gesamte Spielzeit geduldig ihre Ohren. Manchen war die deprimierende Musik ein wenig zu viel des Guten, da half auch eine fröhlichere Nummer zwischendurch nicht mehr viel. Als Solokünstler ist es oft ein Kunststück, das Publikum zu halten, vielleicht würde es helfen, dem Publikum vorab zu erklären, worin es im folgenden Song geht. Das Selbstbewusstsein, dass Georg vor seiner Show backstage ausgestrahlt hat, könnte der MIDNIGHT SPACEMAN (unabsichtlich von mir auch des Öfteren als GHOSTMAN angekündigt) sicher auch auf der Bühne mehr nutzen.

Vom „indie-schen“ (oder wie schreibt man „Indie“ als Adjektiv?) Akustik-Poprock zu Heavy Metal ging's bei 7 INCHES OF PAIN voll auf die Zwölf. Interessant an diesem Abend war das Faktum, dass der Sänger der Band kurzfristig dann doch nicht erschienen ist. Was bei den meisten Bands genug Grund wäre, komplett fertig zu sein und den Auftritt abzusagen, war bei 7 INCHES OF PAIN ihre größte Stärke. Dafür, dass sie ihren Auftritt so routiniert und ruhig einfach instrumental durchzogen haben, gebührt ihnen schon höchster Respekt. Dass dann die Mucke über die gesamte Spielzeit interessant blieb, zeichnet die musikalische Klasse aus.

Ein Kritiker könnte natürlich nicht unberechtigt urteilen, dass eine gewisse Eigenständigkeit fehlt, moderne Metalbands à la SOILWORK oder TRIVIUM standen sicher Pate für die groovige und melodiöse Mischung. Ein perfektes Zusammenspiel wird dabei aber vorausgesetzt, damit es nicht nur rumpelt. Das Publikum war zu dieser Zeit auch schon in Feierstimmung und so wurde ein wenig gemosht und natürlich viel gebangt, so wie es sich gehört. Die instrumentale Darbietung war sogar so interessant und animierend, dass sich sicher einige im Publikum gerne als Sänger auf der Bühne hätten versuchen wollen.

Die Punk-Rock-Band PSYCHOSE betrat als letzte Band des Abends um 23:15 Uhr die Bühne und lockte noch einmal die letzten Kraftreserven des Publikums hervor. Zugegebenermaßen überraschte die Band dann durch die Konstellation des singenden Drummers in bester BELA B. (DIE ÄRZTE)-Manier. Die Musik war zwar eher simpel gehalten, auch tauschten Gitarrist und Bassist manchmal die Instrumente, was sich aber showtechnisch als durchaus interessant herausstellte. Der Frontmann hinter den Kesseln motivierte das Publikum mit seinen kurzen, knackigen Ansagen recht effektiv.

Und die Zuhörer zeigten sich sehr dankbar, Mitglieder der Metalband 7 INCHES OF PAIN (wahlweise von mir auch mit dem Zusatz OF BLOOD bezeichnet) starteten ein „Ruderboot“ vor der großen Bühne. Dem Ruf folgte so mancher Konzertbesucher und es zeigte sich, dass der Großteil des Publikums wirklich Spaß an dem Abend hatte. Der freundliche Umgang der Bandmitglieder untereinander ließ den Abend aus vielerlei Hinsicht gelingen.

Die Urteilsverkündung war dann nur mehr reine Pflichterfüllung, wobei sich die LIADLSCHNIAZA als Publikumslieblinge erwiesen. Die Fans waren sicher auch der Grund, dass sich der MIDNIGHT SPACEMAN den dritten Platz knapp vor PSYCHOSE sichern konnte. 7 INCHES OF PAIN hatten sich souverän den zweiten Platz geholt. Da das Jury-Voting ziemlich ausgewogen ausgefallen war (ca. 25% für jede Band), entschied schlussendlich das Publikum die Wahl des ersten und zweiten Platzes des Bandcontests. Somit wird es in der nächsten Runde ein Wiedersehen mit allen Bands außer den Letztplatzierten PSYCHOSE geben, die sich jedoch nicht entmutigt zeigen sollten, denn ihre Show kann sich durchaus sehen lassen. Also wenn PSYCHOSE mal in eurer Nähe spielen sollten: Hingehen und Spaß haben!


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