23-04-2016, OKH, Vöcklabruck

SVARTA - "Lethargie" CD-Releaseparty, feat: SEAR BLISS & ASPHAGOR & NECIFER

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 26.04.2016

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Früher oder später kehrt jeder zurück zur Stätte seiner Geburt. Selbst als Stormbringer-Schreiberling entkommt man diesem Gesetz nicht, führte doch die Neugierde auf den neuesten Output von SVARTA, "Lethargie" betitelt, unseren Berichterstatter tatsächlich wortwörtlich an die Geburtstätte zurück - nämlich ins OKH (Offenes Kulturhaus) Vöcklabruck, welches am Gelände des ehemaligen Vöcklabrucker Landeskrankenhauses, im einzig verbliebenen Gebäude der Hatschek-Stiftung, beheimatet ist. Was für ein lustiger Zufall also, dass ausgerechnet das liebste Hobby einen an den Platz zurückkehren lässt, in dem man vor etwas mehr als 35 Jahren in diese Welt geworfen wurde. Damals, an jenem (angeblich) sonnigen Tag, kündeten keine Posaunen von Jericho den Untergang der Welt an - doch heute tun sie es, in Form von SEAR BLISS. Der Tag bestand dafür dieses Mal allerdings auch aus Nieselregen und während des Konzertes kam es, vermutlich durch die erheblich eisigen schwarzmetallischen Klänge (ASPHAGOR und NECIFER waren nämlich überdies noch zugegen), zu einem kräftigen Temperatursturz in den frostigen Bereich. Beste Voraussetzungen also, wenn selbst das Wetter am musikalischen Gesamtprogramm teilnimmt!

 

Zur frühen Stunde gab es NECIFER auf die Ohren. Im einheitlichen Mönchskuttenlook, der Sänger sogar mit Rosenkranz (oder etwas Ähnlichem), zelebrierten die fünf eine schwarzmetallische Messe. Viele Schäfchen waren allerdings noch nicht anwesend denen man den Marsch hätte blasen können - auch schien es musikalisch bei NECIFER heute nicht so ganz hinzuhauen. Zum einen haperte es hie und da noch bei der musikalischien Feinabstimmung, zum anderen schien man sich auch mit dem Kutten-Look noch nicht so ganz angefreundet zu haben. Die Dinger sehen zwar wirklich arschcool aus (Kompliment an dieser Stelle!), sind aber eben leider auch ein wenig unpraktisch. Zwar fiel der Applaus der Handvoll an anwesendem Publikum relativ spärlich aus, aber für den gerade einmal zweiten Bühnenauftritt der Truppe kann man von einer soliden Performance sprechen. Einzig die schon ein wenig zu pathetisch röchelnde Stimme bei den Ansagen (Hustenzuckerl gefällig?) sorgte für spontanes Schmunzeln.

Setlist: (Ohne Gewähr)

  • Stellar Redemption
  • Kerosphere
  • Carcass Of Sun
  • Towards The Cursed Light
  • Bringer Of Endless Light

 

Die Schwärze wurde danach weitergetragen von ASPHAGOR, die im Vorjahr ganze Arbeit bei der Bekehrung eines jungfräulichen Konzertgehers zur dunklen Seite der Musik leisteten - wir erinnern uns an dieser Stelle an das ausufernde Zeugnis des Wahnsinns... War im Vorjahr bis auf eine kreischende Soundmasse für den Berichterstatter nicht viel zu erlauschen, regierte an diesem Abend in Vöcklabruck die Überraschung: da gibt es ja doch so etwas wie Black-Metal-typische, hymnische Gitarrenläufe! Überhaupt präsentierte sich der Sound generell überraschend klar und transparent - da wurde etwas richtig gemacht, so mundete die schwarzmetallische Kost an diesem Abend ganz vorzüglich. Vor allem "Anti", das mit ordentlichem Wumms aus den Boxen gewalzt kam, wurde ganz ordentlich abgefeiert. Dem Publikum in Vöcklabruck sagten ASPHAGOR somit ziemlich gut zu - die deutlich gestiegene Anzahl an Personen und kräftiger Szenenapplaus bescheinigten das.

Setlist: (ohne Gewähr)

  • Cementary Of Gods
  • Invoke Heaven
  • Blzr
  • Suffering Flesh
  • The Riberth
  • Katharsis
  • Anti
  • Havoc

 

Als nächstes betraten mit SVARTA die Gastgeber die Bühne - und irgendetwas schien mit dem Geiste des kleinen Schreiberlings nicht zu stimmen (vielleicht ein Flashback zum zerrütteten lyrischen Ich des bei der Vorband erwähnten Gastberichterstatters...?), ist doch der erste Gedanke "knuffig". Erzböse, corpsegepaintete Blackmetaller und Adjektive wie "herzig" passen für Normalsterbliche vermutlich so gar nicht zusammen - und man muss diesen Gedankengang nicht verstehen. SVARTA gaben auch etwas zu verstehen, und zwar, dass sie gedachten im OKH ihr brandneues Album "Lethargie" vorzustellen. Zu diesem Zwecke wurde die Scheibe, zur Feier des Tages, in seiner Komplettheit von vorne bis hinten durchgespielt. Alleine der Opener "Wahntraum", der mit einem Mark Twain-Zitat  beginnt, forderte die Zuschauer eine ganze Viertelstunde lang. Man tauchte ab in komplexe, ausufernde Klangwelten, atmosphärisch, melancholisch, mit klarem Sound, der viele feine musikalische Nuancen erkennen ließ. Häufig im Midtempo-Bereich angesiedelt entfalteten die eruptiven Momente schwarzmetallischer Raserei immer mehr Wirkung und das abwechselnde, kraftvolle Gekeife der beiden Sänger/Gitarristen, gemixt mit einigen Cleangesang-Parts, verbreitete eine düstere Atmosphäre, die vom aufmerksam lauschenden Publikum geradezu aufgesogen wurde.

Setlist:

  • Wahntraum
  • Tagesschleier
  • Depraved
  • Melancholie
  • Les jeux sont fait
  • Ausbruch

 

Nach der Lethargie kam der Temperatursturz und es strömte zunächst nasskalte, Frösteln-machende Luft durch die geöffneten Fenster des OKH nach innen, ehe SEAR BLISS mit Pauken und Trompeten übers Publikum hereinbrachen. Gut, es waren keine Trompeten, sondern eine Posaune - herrlich anzusehen hierbei die konsternierten Gesichter im Publikum, obwohl einige vom Schreiberling schon vorgewarnt worden waren, dass sich ein Blasinstrument unter die Stromgitarren mischen würde. Alleine, sie wollten es nicht glauben, doch nun stand der Posaunist leibhaftig vor ihnen und blies ihnen mit Hingabe den Marsch. Benjamin Blümchen auf Extreme Metal sozusagen - TÖÖRÖÖÖÖ!

Konzentrierten sich SEAR BLISS bei ihrem Auftritt am Dark Easter Metal Meeting vor einem Monat noch ausschließlich auf ihr Debütalbum "Phantoms" (das in diesem Jahr übrigens sein 20-Jähriges Jubiläum feiert!), so gab es dieses Mal eine etwas durchmischtere Setlist auf die Ohren. Immerhin hatten die Ungarn in Vöcklabruck um einiges mehr Spielzeit zur Verfügung. Und diese konnten sie auch nutzen - gab es zunächst noch äußerst skeptische Gesichter im Publikum zu erblicken, so ließ sich nach und nach der Großteil der Zuseher von der ziemlich einzigartigen Mixtur aus Extreme Metal und Blasinstrument (die Ungarn möchten laut Eigenauskunft nicht als Black Metal bezeichnet werden) mitreißen. Wie schon bei den Bands zuvor kam der Sound gut abgemischt aus den Boxen und vor allem war auch die Posaune gut zu hören - diese offenbarte im tieferen Tonbereich einen ganz ordentlichen Druck, das hätte man diesem Instrument kaum angesehen. Auch der Band hatte man so eine kräftige, nach vorne gehende Performance noch am frühen Abend kaum zugetraut - kam die Truppe doch, von einer Party am Vortag ordentlich verkatert, mit Verspätung und ziemlich, wie wir sagen würden, "schaßaugert" in Vöcklabruck an. Dafür konnten sie aber in allen Belangen überzeugen und bestimmt einige Fans dazugewinnen.

Setlist:

  • Far Above The Trees
  • Deathly Illusion
  • Birth Of Eternity
  • Death In Torment
  • No Worlds Collide
  • Beyond The Darkness
  • Lost And Not Found
  • Somewhere
  • Oh My Lord
  • In The Shadow Of Another World

 

P.S.: An ebenjenem Tage, an dem dieser Schreiberling vorliegenden Bericht verfasste, bebte in Wien die Erde. Und tags zuvor hatte es ein politisches Erdbeben gegeben - vielleicht sollten wir einfach mal vorsichtiger sein mit irgendwelchen spaßig gemeintem Prognosen von Getröte zum Weltuntergang... hmm...


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