13.05.2016 - 15.05.2016, Amphitheater Gelsenkirchen, Gelsenkirchen

Rock Hard 2016

Text: inhonorus | Fotos: inhonorus
Veröffentlicht am 06.06.2016

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Rock Hard Festival 2016

Wer dieses Jahr über Pfingsten keine Lust hatte auf gemütliches familiäres Beisammensein und ausufernde familiäre Gesprächsrunden, stattdessen lieber seine Haarpracht im einigermaßen angenehmen Wetter wedeln und sich musikalisch eins auf die Zwölf geben lassen wollte, den zog es zum Gelsenkirchener Amphitheater. Die 14. Auflage des Rock Hard Festivals stand an und das LineUp ließ schon im Vorfeld so manches Metal-Herz höher schlagen.

 

Tag 1:

„Das Wetter könnte besser sein“, beschwerte man sich an manchen Ecken und nahm Bezug darauf, dass es das Wochenende zuvor noch brütend heiß war. Doch trotz aller Miesepeterei, war der Wettergott durch aus fröhlich gesonnen und bescherte den Festivalbesuchern reichlich Sonnenstunden.

Den Startschuss für die diesjährige Rock-Hard-Sause gaben die Nordrhein-Westfälischen Deather von SULPHUR AEON, die im letzten Jahr mit „Gateaway to the Antisphere“ eine sehr gelungene zweite Langrille vorlegten. Selbstverständlich war es um 15 Uhr im Amphitheater noch recht überschaulich, da viele noch die letzten Minuten ihres Broterwerbs abarbeiten mussten, oder sich noch auf dem Weg zum Metal-Mekka befanden.

 

YEAR OF THE GOAT

Mit den schwedischen Retro/Doom–Rockern von YEAR OF THE GOAT kam dann so langsam das Festival in Fahrt. Vor der Bühne versammelten sich einige Dutzend Metalheads, mehr als beim Festival-Opening-Act, um der okkulten Zeremonie der Schweden beizuwohnen. Selbstredend war es für YEAR OF THE GOAT und ihrer okkulten Zeremonie nicht die beste Auftrittszeit (16 Uhr, Sonnenschein!), denn so richtig entfalten können sich die GOAT-Klänge doch eher zur späten Stunde im Mondschein, doch der Sechser legte eine gute Bühnenperformance vor.

Mit der freundlichen Liebeserklärung „Deutschland wir lieben euch!“ stürmten die Schweden die Bühne. Mit dem Opener „The Key and the Gate“ von der geleichnamigen EP, gab es gleich Retro/Doom vom Feinsten auf die Lauschlappen, bevor das Hauptaugenmerk auf den aktuellen Output „The Unspeakable“ gelegt wurde.

Unglücklicherweise spielten die Schweden von ihrem Vorzeige-Debütalbum „Angels Necropolis“ leider nur „Spirits Of Fire", was wohl für einige verdutzte Gesichter gesorgt haben wird. Gerade die großen, mitreißenden Nummern und Gänsehautmomente a la „Angels Necropolis“, „Voice Of A Dragon“ und „This Will Be Mine“ fehlten in der Setlist.

Trotz der eher etwas fragwürdigen Setlist - da hätte es echt sehr viel bessere Konstellationen gegeben - konnten YEAR OF THE GOAT überzeugen und sorgten für den eigentlich Festival-Auftakt.

Setlist:

  1. The Key and the Gate
  2. Spirits of Fire
  3. Pillars oft he South
  4. Black Sunlight
  5. Of Darkness
  6. Vermin
  7. Riders of Vultures

 

SATAN

Nachdem die Ziegen von der Bühne verschwanden, war es Zeit die Festival-Nähte mehr und mehr platzen zu lassen, denn nun Stand eine gehörige Portion New Wave Of British Heavy Metal auf dem Plan – und siehe da, vor der Bühne wurde es allmählich kuschelig!

Für viele waren die britischen Underground-Heavy-Metaler wohl der eigentliche erste Act des Tages und eine grandiose Platte wie die 1983er „Court In The Act“ das Zugpferd. Und das, wonach die schwarze Front gierte, wurde ihnen auch sofort vorgeschmettert um die Aufmerksamkeitsschwelle von O auf 100 explodieren zulassen. Mit den genialen Nummern „Trial by Fire“ und „Blades of Steel“ vom Meilenstein-Album „Court In The Act“ starteten SATAN in ihren Festivalauftritt zur Freude der Metalheads. Vereinzelt war jetzt mehr Bewegung vor der Bühne. Luftgitarren, Headbanging und Co. hielten mehr Einzug; das Publikum erwachte allmählich zum Leben.

Doch auch SATAN legten ihren Hauptaugenmerk auf die aktuellen Veröffentlichungen „Life Sentence“ und „Atom by Atom“, was die Stimmung wieder etwas drückte und die aufkeimende Bewegung wieder etwas versiegen ließ. Anscheint ist immer noch der „Court In The Act“-Stuff das eigentliche Zugpferd der Band und so überrascht es auch nicht, dass, wie bei der Songankündigung zu „Opression“, kaum Reaktionen aus dem Publikum wiederhallten.

Setlist:

  1. Trial by Fire
  2. Blades of Steel
  3. The Devil´s Infantry
  4. Twenty Twenty Five
  5. Break Free
  6. Atom by Atom
  7. Siege Mentality
  8. Opression
  9. Testimony

 

TANKARD

Teutonic Big Four! Teutonic Big Four! Teutonic Big Four! Na ja, nicht ganz! Jedenfalls nicht vollständig, sondern die Teutonic Big Three waren das Highlight des Tages. TANKARD, DESTRUCTION und SODOM, wenn da mal nicht so manch Thrasher sofort ne Karte bestellt hat, dann weiß ich auch nicht.

Wenn die Teutonic Big Four, oder wie an diesem Tag die Teutonic Big Three, in die Startlöcher gehen, dann ist die Rollenverteilung stets klar! Und so begannen nicht überraschend die Frankfurter Sauf-Kompagnons von TANKARD die Area Gelsenkirchen mit deutschen Thrash ins Wanken und das schon leicht aufgeheizte Publikum ins Schwitzen zu bringen.

Und die Tankard-Sause beginnt unausgesprochen mit einer kleinen Jubiläums-Ausgabe. Mit „Zombie Attack“, dem Titeltrack vom gleichnamigen Debütalbum aus dem Jahr 1986 (30jähriges!), starten die Frankfurter in die Setlist und in eine volle Zeitstunde des reinsten Thrash-Infernos!

Und während „Zombie Attack“ noch eher etwas verhalten beim Publikum ankommt, so zieht der zweite Song definitiv mehr Bewegung mit sich und erzeugt den ersten Mosh-Pit des Festivals. Das grandiose Stück Thrash-Kunst namens „The Morning After“ vom gleichnamigen, dritten Album der Band lässt alle Dämme brechen. „Fooled By Your Guts“ ist dann der erste Beitrag von der aktuellen Thrash-Rille „R.I.B.“

Es geht moshig weiter mit „Rapid Fire“ über das sehr gut ankommende „R.I.B.“ und „MetalToMental“.

Die Frankfurter Saufkompagnen haben in ihre Bandgeschichte bekanntlich so gute bis geniale Alben prodziert, dass die Zusammenstellung einer Tankard-Setlist nie in die Hosen gehen könnte. Und so ist auch die Setlist des Tages sehr gut ausgelichen zwischen aktuellen Songs bis hin zu Old-School-Thrash-Metal. „Chemical Invasion“, eine der Tankard-Hymnen, leitet dann wieder den Old-School-Part ein und reißt das Amphitheater völlig ab. Gefolgt von einer Liebeserklärung an eine Kamerafrau und dem ihr gewidmeten „A Girl Called Cerveza“, und der Standard-Tankard-Rausschmeißer, der bei einer Tankard-Sause nicht fehlen darf, „(Empty) Tankard“, rundet den bis dato besten Auftritt des Tages perfekt ab.

Setlist:

  1. Zombie Attack
  2. The Morning After
  3. Fooled by Your Guts
  4. Rapid Fire
  5. Rules for Fools
  6. R.I.B
  7. MetalToMental
  8. Not One Day Dead
  9. Chemical Invasion
  10. A Girl Called Cerveza
  11. Rectifier
  12. (Empty)Tankard

 

DESTRUCTION

Für DESTRUCTION wiederum ist dies ein ganz besonderer Auftritt. Erstens ist der Auftritt auf dem Rock Hard Festival gleichzeitig auch Release-Party ihres neuen Eisens „Under Attack“ die an diesem Tag erschien. Des Weiteren wurde eine Mad-Butcher-Show angekündigt und mit alten Schergen eine ordentliche Familienparty abgehalten. Die Scharen der Metalheads die sich mittlerweile im Amphitheater versammelten, hatten also deutlich Grund zur Vorfreude.

Bis dato hatte TANKARD die Festivalmeute schon ordentlich ins Schwitzen und in Bewegung gebracht und nun wurde eine weitere Portion oben drauf gesetzt. Die Metalheads waren also bestens vorbereitet für einen verdammten geilen Auftritt.

Old-School war heute die Divise und so sollte es auch sein. Der Fokus war vor allem auf die ersten drei Alben gelegt, was richtig gut beim Publikum ankam. „Curse the Gods“ vom 1986er „Eternal Devestation“ leitete die reinste Sause ein. Der Song griff das Publikum genau dort, wo TANKARD es zurück gelassen hatten und so brachen schon bei den ersten Riffs alle Dämme im Amphitheater.

Weiter ging es mit „Mad Butcher“ von der gleichnamigen EP, zu dem auch der „Mad Butcher“ himself auf der Bühne sein Unwesen trieb, mit seinem Hackebeil durch die Luft fuchtelte, Fleischbrocken auf dem extra hergerichteten Tisch zerschmetterte und das Blut spritzen ließ!

„Eternal Ban“ und „Life Without Sense“ zogen die Show weiter voran, bis es mit „Nailed tot he Cross“ ein etwas jüngeres Stück in die Setliste schaffte.

Und dann rief Schmier die alten Schergen aus ihren Löchern und es wurde Thrashig-familär. Bei „Antichrist“ übernahm Tommy Sandmann, der Drummer vom 1985er Debütalbum, der schon gut dreißig Jahre nicht mehr gespielt hatte, das Schlagzeug. Nach der Nummer wurde er von Oliver Kaiser abgelöst, der „Reject Emotions“ und „Sign Of Fear“ zum Besten gab und ordentlich knüppelte was das Zeug hielt.

Mit „Tormentor“ wurde eine weitere Nummer vom Debütalbum „Infernal Overkill“ gezockt. Eindeutig das Hauptaugenmerk des heutigen Tages. Doch das heute ganz nebenbei noch die Release-Party zum neuen Output standfand, was streckenweise untergegangen war, geriet nicht vollends in Vergessenheit und so zockten die Jungs mit „Second to None“ eine Nummer vom neuen Album.

Ein weiteres Highlight folgte prompt mit der Cover-Version von VENOMS „Black Metal“, zu dem sich auch SODOMs Tom Angelripper und TANKARDs Gerre die Ehre gaben und die großen Fronter der Teutonic Big Three gemeinsam die unsterbliche Nummer zum Besten gaben.

Mit „Bestial Invasion“ schickten Schmier & Co. die Fanscharen in die wohlverdiente Verschnaufpause und setzten einen unvergesslichen Auftritt das Ende.

Setlist:

  1. Curse the Gods
  2. Mad Butcher
  3. Eternal Ban
  4. Life Without Sense
  5. Nailed tot he Cross
  6. Invicible Force
  7. Antichrist
  8. Reject Emotions
  9. Sign Of Fear
  10. Tormentor
  11. The Butcher Strikes Back
  12. Second to None
  13. Death Trap
  14. Total Desaster
  15. Black Metal (Venom Cover)
  16. Bestial Invasion

 

SODOM

Nach diesem saugeilen Auftritt von DESTRUCTION & Co., hatten es SODOM deutlich schwer noch einen drauf zu setzen – wenn es nicht schier unmöglich war! Doch SODOM waren die Headliner in ihrer Heimatstadt Gelsenkirchen und das aus allen Nähten platzende Amphitheater konnte den Auftritt der deutschen Thrash-Speerspitze kaum abwarten.

Zwar hatten die Gelsenkirchener Jungs an manchen Ecken mit Soundunstimmigkeiten zu kämpfen und es gab schon durchaus bessere SODOM-Konzerte, doch Tom Angelrippers Reibeisenstimme war auf dem Punkt gebracht. Nach all den Jahren, so scheint es, entwickelt sich der gute alte Tom immer mehr zu seinem Vorbild Lemmy Kilmister und auch sein Bühnenpräsens erinnert immer mehr an good old Lemmy.

Mit „In War and Pieces“ startete man in das neunzigminütige Programm. Mittlerweile hielt in Gelsenkirchen der Abend Einzug, was den Auftritt von SODOM sehr zugute kam. Auch SODOMS-Setlist war sehr Oldschool-lastig aufgebaut und enthielt mit „Nuclear Winter“, „Proselytism Real“, dem Paradebeispiel an guten Thrash „Agent Orange“ und „Remember The Fallen“, Songs der ersten drei Großtaten. Berücksichtigt wurde auch die 1984er-EP „In the Sign of Evil“ des Gelsenkirchener Trios. Hervorzuheben wäre hier der Song „Blasphemer“, zu dem Ur-Gitarrist Grave Violator die Seiten schredderte.

Jüngere Songs wie „Sacred Warpath“ und „Stigmatized“, von immer noch aktuellen Album „Epitome Of Torture“, rundeten die gelungene Songzusammenstellung ab.

An DESTRUCTIONS-Auftritt konnten SODOM zwar nur rütteln, ohne es jedoch nur arg in Bedrohung zu bringen, doch schickten die Jungs ein sehr gut gelauntes Publikum in die Nacht und beendeten einen super gelungenen ersten Festivaltag.

Setlist:

  1. In War and Pieces
  2. The Vice of Killing
  3. Outbreak of Evil
  4. Surfin Bird / The Saw ist he Law
  5. Nuclear Winter
  6. M-16
  7. Sacred Warpath
  8. Proselytism Real
  9. City of God
  10. Sodomy and Lust
  11. Blasphemer
  12. Angent Orange
  13. Stigmatized
  14. Remember the Fallen
  15. Ausgebombt

 

Tag 2:

Nach dem erfolgreichen Festivalauftakt ging es nun in die zweite Runde. Zwar ließ die gute Wetterpuste so langsam nach und es herrschten nur noch 12 Grad bei immer wieder recht bewölkten Himmel, doch kurz nach 12 Uhr war schon recht viel Treiben im Amphi-Kessel.

 

ACCU§ER

Der vergangene Abend steckte noch so manchen in den Knochen - und vor allem in den Ohren - und mit dem Opener des zweiten Tages ging es genau dort weiter, wo es am vergangenen Abend endete: Thrash aus deutschen Landen!

ACCU§ER konnten bei diesem sehr früh angesetzten Auftritt schon überraschend viel Publikum nachweisen - mehr als die ersten zwei Opener des vergangenen Tages. Und das, obwohl die Jungs aus Siegen zwar zu den aller ersten deutschen Thrash-Kapellen zählen, doch nie mit Größen wie TANKARD, DESTRUCTION, SODOM oder gar KREATOR mithalten konnten. Ganz im Gegenteil. In Deutschland konnte man sich seit jeher einiges an Anerkennung erspielen, doch der internationale Erfolg blieb ACCU§ER stets versagt und das obwohl selbst TESTAMENT-Fronter Chuck Billy die Siegener Thrasher zu seinen Lieblingsbands zählt.

Die Setlist des Tages war sehr ausgegleichen. Songs vom Vorzeigealbum „Who Dominates Who“, ebenso wie Songs vom aktuellen, im diesem Jahr erschienen Output „The Forlorn Divide“ wurden zum Besten gegeben, obwohl gerade die älteren Sachen wie „Who Dominates Who“ und „Symbol Of Hate“ sehr gut beim Publikum ankamen. Man erspielte sich einige Zugabe-Rufe, weckte die Metalheads an diesem zweiten Festival-Tag und bereitete sie bestens auf den Samstag vor.

Setlist:

  1. Rotting From Within
  2. Unreal Perception
  3. Who Dominates Who
  4. Symbol Of Hate
  5. Sadistic Terror

 

SORCERER

Gerade der zweite Festivaltag stand im Zeichen der Vielfalt. Von Thrash über Doom bis hin zum Punk stand heute alles auf dem reichlich gedeckten Tisch.

Nachdem die Thrasher von ACCU§ER das Festivalvolk roh aus dem Schlafzelt gerissen hatten, wurde es nun doch wieder sehr schwer und träge, denn die schwedischen Epic-Doomer von SORCERER standen auf dem Plan. Für Einige der Grund, sich mit den schweren, zähen Riffs im Hintergrund zurück zum Campingplatz zu schleppen. Andere wiederum nutzten die Zeit am Autogrammzelt, um sich von ihren Heroen SODOM ein vollgekritzeltes Bild aushändigen zulassen, oder sich mit ihnen im Small-Talk zu verlieren. Und so waren die Reihen beim Auftritt der schwedischen Epic-Doomer a la CANDEMASS recht überschaubar.

SORCERER ließ sich davon jedoch nicht wirklich verunsichern und so zockten sie gekonnt ihren Auftritt herunter. Und obwohl der Epic-Doom der Schweden, wie am gestrigen Tag bei YEAR OF THE GOAT, doch eher in den Abendstunden richtig zur Geltung kommt, können die Jungs sehr überzeugen.

Auch die Setlist war für den Auftritt zufriedenstellend. So waren überwiegend Songs vom umwerfenden Debüt-Album „Sorcerer“ und dem aktuellen Output „In The Shadow Of The Inverted Cross“ vertreten.

Doch vielleicht hätte man nicht unbedingt mit „Born With Fear“ starten sollen, sondern eher mit „Stargazer“, der Cover-Version von den hard-rockenden RAINBOW, um die Metalheads nach dem ACCU§ER-Auftritt gekonnt rockig in Empfang zu nehmen, statt viele in die zähe Flucht zu schlagen.

Setlist:

  1. Born with Fear
  2. The Dark Tower oft he Sorcerer
  3. Nothern Seas
  4. Lake of the Lost Souls
  5. Prayers for a King
  6. The Sorcerer

 

TRIBULATION

Mit den schwedischen TRIBULATION, stand dann der erste größere Name des Death-Metals auf dem Plan und prompt kehrten die geflüchteten Anti-Doomer zurück zur Stage. Gleichzeitig war bei einigen die Vorfreude und auch das Interesse bezüglich der Live-Umsetzung geweckt, denn nach den grandiosen Kritiken zu der im letzten Jahr erschienen, saumäßig gelungenen „The Children of the Night“, fragte sich so manch einer im Vorfeld, ob man das was dort auf dem Rundling so gekonnt zelebriert wird, auch mit der gleichen Intensität überhaupt Live rüber bringen konnte. Und Ja, man kann!

Die Jungs, die sich nach einer MORBID ANGEL-Textzeile aus dem Song „Visions of the Dark Side“ benannten, gaben den eigentlichen Startschuss in den zweiten Festivaltag und nahmen gekonnt das Amphitheater auseinander.

Das Hauptaugenmerk lag selbstverständlich auf die im letzten Jahr erschienenen Vorzeigeplatte „The Children of the Night“ und gerade die grandiosen Death-Metal-Hymnen „Strange Gateways Beckon“ und „Melancholia“ zündeten gekonnt und rissen das Publikum gewaltig mit. Auch die Bühnenpräsenz zählte bis dato zu den intensivsten des Festivals. Hier wurden einige hundert Meter auf den Bühnenbrettern gemacht, dazu die unbeschreiblichen Gitarreneinlagen von Jonathan Hultén, der mit seiner Klampfe unentwegt sprang, rann, kniete und sich verbog, die von der Intensität her nicht mehr zu toppen waren. Man sah eindeutig das der Vierer jedes seiner Riffs und Akkorde mehr als mitfühlte, ja fast sogar daraus bestand. Und das riss die sich mehr und mehr vermehrenden Metalheads vor der Bühne gewaltig mit. Es war der Auftritt von TRIBULATION, der dem zweiten Festivaltag half sich aus dem Ei zu pellen und so war der zweite Festivaltag gekonnt geboren!

Setlist:

  1. Strange Gateways Beckon
  2. Melancholia
  3. In the Dreams of the Dead
  4. Randa
  5. Ultra Silvam
  6. The Motherhood of God
  7. When the Sky Is Black With Devils

 

GRAND MAGUS

Schwedisch ging es gleich Schritt für Schritt weiter. Bis auf den Opening-Act des Tages aus Siegen, stand bis jetzt alles im Zeichen der Skandinavier. GRAND MAGUS, gerade mit dem frischen neuen Werk „Sword Songs“ im Nacken, standen als Nächstes an und der Vorraum im Amphitheater wurde brechend voll. Waren noch einige bezüglich des TRIBULATION-Auftritts unentschlossen, so zog sie der Name GRAND MAGUS vom Campingplatz und aus den hinteren Ecken.

Nach einer etwas länger anhaltenden Soundprobe, die sich durch und durch gelohnt hatte, startete das Trio mit „I, The Jury“ in die, das Augenmerk auf die letzten fünf Alben der Band gelegten, Setlist.

Und der in ähnlichen Gewässern wie MANOWAR und Konsorten treibende Gigant heizte dem Publikum gekonnt ein und überzeugte auf ganzer Linie. Gerade Songs wie „Steel Versus Steel“, welches lauthals vom Publikum mitgetragen wurde, „Triumph And Power“ oder der Über-Rausschmeißer „Hammer of the North“ kamen richtig gut bei der Metalfront an. „Varangian“ vom neuen Album „Sword Songs“ gab brandaktuelle Kost auf die Ohren und rundete den perfekten Auftritt des schwedischen Trios ab.

Setlist:

  1. I, The Jury
  2. Sword of the Ocean
  3. Like The Oar Strikes The Water
  4. Varangian
  5. Steel Versus Steel
  6. Triumph and Power
  7. Iron Will
  8. Hammer oft he North

 

THE EXPLOITED

Nach den epischen Ausflügen in Gefilden der Naturverbundenheit und des Heidentums, drehte sich nun das Genre-Karussell weiter und ging in Punk über. Der Vorraum im Amphitheater war schon ordentlich am Brodeln und Wattie Buchan & Co. gaben ihre ordentliche Portion dazu.

Zu THE EXPLOITED brauch man eigentlich genau so wenige Worte verlieren wie zu SODOM, DESTRUCTION, METAL CHURCH oder gar BLIND GUARDIAN, immerhin sind die Schotten nichts weniger als eine PUNK-Legende und ordnen sich an der Genre-Speerspitze bei Größen wie den unsterblichen RAMONES, SEX PISTOLS oder THE CLASH ein. Seit 1979 aktiv, mit Alben wie „Punks Not Dead“ (1981), „Beat the Bastards“ (1996) und „Fuck the System“ (2002) im Nacken, eilt den Jungs mehr als ein Ruf voraus.

Und auch der heutige Auftritt der Punks ließ nichts zu wünschen übrig. Gezockt wurden erwartete Großtaten, ebenso wie Szene-Highlights die nicht so oft den Weg ins Repertoire schaffen. Über die THE VIBRATORS Cover-Version von „Troops Of Tomorrow“, zu „Fuck the USA“, welchen Wattie Buchan gemeinsam mit DESTRUCTION-Schmier zum Besten gab, bis hin zu der Bühneninvasion bei „Sex & Violence“, konnte der Auftritt mehr als überzeugen und die Metalheads großartig mitziehen. 

Setlist:

  1. Lets Start a War
  2. Fightback
  3. Dogs of War
  4. UK 82
  5. Chaos Is My Life
  6. Dead Cities
  7. Alternative
  8. Noize Annoys
  9. Never Sell Out
  10. Troops of Tomorrow
  11. I Believe in Anarchy
  12. Holiday in the Sun
  13. Beat the Bastards
  14. Why Are You Doing This to Me
  15. Porno Slut
  16. Army Life
  17. Fuck the USA
  18. Sex & Violence
  19. Was It Me

 

KADAVAR

Es wurde etwas ruhiger, etwas retro-rockiger, denn der deutsche Retro-Rock-Export und soundähnliche JERONIMO-Zwilling KADAVAR enterte die Bühne. Gerade auf dem ersten und zweiten Album sind die Ähnlichkeiten zu der deutschen 70er Hard Rock Band JERONIMO, die leider Gottes sehr in Vergessenheit geraten ist, deutlich auszumachen. Die mittlerweile beim Label-Riesen Nuclear Blast unter Vertrag stehenden, sich unermüdlich auf Tour befindenden, Retro-Hard-Rocker wurden lauthals begrüßt.

Mit den ersten zwei Songs „Lord of The Sky“ und „Pale Blue Eyes“ gab es auch gleich was vom aktuellen Langeisen „Berlin“ auf die Ohren. Die Songs kamen super beim Publikum an, doch gerade ältere Nummern wie „Doomsday Machine“, eine der gelungensten Nummern des zweiten Albums, oder „Living In Your Head“, das grandiose Rifflastige „Black Sun“, oder „Allm Our Thoughts“ vom selbstbetitelten Debütalbum, kamen beim Publikum am Besten an. Es scheint, als wäre gerade das Debütalbum bei vielen Metalheads immer noch DAS Album der Band.

Bei „Goddess of Dawn“ hatten KADAVAR ein paar kleinere Soundprobleme mit dem Bass, woraufhin sie die Nummer abbrachen und noch mal neu starteten, doch KADAVAR sind mittlerweile schon mit allen Wassern gewaschen, das sie sich diese kleineren technischen Probleme nicht anmerken lassen.

„Come Back Life“ war der letzte Song des Tages, mit denen die Hardrocker ein sehr gut gelauntes Publikum in die Bierpause entließen.

Setlist:

  1. Lord oft he Sky
  2. Pale Blue Eyes
  3. Doomsday Machine
  4. The Old Man
  5. Last Living Dinosaur
  6. Living in Your Head
  7. Black Sun
  8. Goddess of Dawn
  9. Thousand Miles Away From Home
  10. All Our Thoughts
  11. Come Back Life

 

Tag 3:

Der dritte und letzte Festivaltag wurde wettertechnisch noch schlechter, doch die Verkaufszahlen an Tagestickets schossen so weit nach oben, dass für den dritten Festivaltag die Kassen geschlossen wurden. Sold Out war die heutige Devise.

Den Startschuss zur letzten Sause gaben die hessischen Death-Metaler von DISCREATION. Zwar mit aktuellen Death-Output „Procreation of the Wretched“ am Start, gelang es der deutschen Kleinholzfabrik nur geringfügig die Metalheads aus ihren Zelten zu bewegen. Vor der Bühne ähnelte das Bild jenem des SULPHUR AEON-Auftritts und so war unterm Strich klar, das, rein Zuschauerzahlenmäßig, der Death-Metal aus deutschen Landen dieses Jahr am schlechtesten Abschnitt.

 

BLACK TRIP

Mit der schwedischen Heavy-Metal-Supergroup, Neuling und Durchstarter BLACK TRIP, änderte sich das Bild vor der Bühne jedoch schlagartig. Aus dem Nichts erschienen, zwei grandiose, brandheiße Alben aus den Gitarren geschreddert, gute bis sehr gute Kritiken seitens der Presse erhalten, zog dieser Name in den letzten Monaten augenscheinlich riesige Kreise.

Nicht zu vergessen ist, dass die Bühne nicht irgendwer enterte, sondern alte Metal-Hasen, die jedoch bis Dato nicht allzu viel mit klassischem Heavy Metal am Hut hatten, sondern bisher eher der härteren Gangart des Genres verfallen waren. So setzt sich BLACK TRIP - man lese und staune! - aus Musikern der Bands ENFORCER, ENTOMBED(genau, die Death-Metal-ENTOMBED), NECROPHOBIC (genau jene Black-Metal-Band!) und NIFELHEIM (genau dieselben!) zusammen.

Mit „Die With Me“ vom aktuellen Überflieger-Album „Shadowline“, konnte man prompt alle Erwartungen des Publikums befriedigen und die Metalheads fraßen dem Heavy Metal Untier zügig aus der Hand. „Danger“ vom Debütalbum setzte nochmals einen drauf. Doch gerade die Nummern „Berlin Model 32“ und „Shadowline“ ließen schon früh an diesem Sonntag alle Dämme brechen.

Man war gekommen. Man wurde gesehen. Man siegte.

Setlist:

  1. Die With Me
  2. Danger
  3. The Bells
  4. Berlin Model 32
  5. Shadowline
  6. Tvar Dabla
  7. Subvisual Sleep
  8. The Storm
  9. Radar

 

MOONSPELL

Das Rock Hard Festival eilte mit großen Schritten seinem jähen Ende entgegen, doch die Portugiesen von MOONSPELL (Portugals Metal-Export Nummer Eins) konnten diesen Gedanken für einige Zeit zerstreuen. Letztes Jahr, mit ihren aktuellen Album „Extinct“, landete man noch ganz oben in den portugiesischen Albumcharts, doch dort wo „Night Eternal“ und „Alpha Noir“ noch dem bösen, dem dunklen, dem düsteren Dark Metal gefröhnt haben, ist „Extinct“ fast ein Lehrbeispiel für locker-flockigen Goth-Metal geworden.

Und so starteten Fernando Ribeiro und Co. auch mit den zwei Nummern „Breathe (Until We Are No More)“ und „Extict“ vom aktuellen, hochgelobten Album in die doch eher magere Setlist. Die Setlist umfasste leider nur die Alben „Extinct“, „Irreligious“ und „Wolfheart“ und vergaß solch großen, gelungenen Alben wie „Night Eternal“, „Darkness And Hope“ und „Memorial“ völlig. Trotz all des Könnens, der Bühnenerfahrung und der magnetischen Wirkung der Portugiesen, ging diese Setlist-Zusammenstellung doch eher in die Hose.

Auch hier waren es eher die alten Nummern, die das Publikum richtig mitzogen und integrierten. Songs wie „Opium“ (eines der Paradebeispiele der Band), „Vampiria“ (vom Debütalbum „Wolfheart“) und der Standard-MOONSPELL-Rausschmeißer „Full Moon Madness“ stellten die restlichen Songs in den Schatten und kamen hervorragend beim Metalvolk an.

Setlist:

  1. Breathe (Until We Are No More)
  2. Extinct
  3. Opium
  4. Awake
  5. Ruin & Misery
  6. The Last of Us
  7. Vampiria
  8. Mephisto
  9. Ataegina
  10. Alma Mater
  11. Full Moon Madness

 

CANNIBAL CORPSE

Nun gab es nochmal was auf die Birne! Aber nicht mit nem Holzbalken, sondern mit einem ordentlich abgewetzten Vorschlaghammer. Dass CANNIBAL CORPSE gekonnt Rüber für Rübe einschlagen ist keine Überraschung mehr und was bis Dato vom Amphitheater, nach all den Acts, noch stand, wurde jetzt hemmungslos überrollt. So als würde man einen Ameisenhaufen nicht wegschaufeln, sondern mit einer Atombombe den garaus machen. 

Songmäßig konnten die Amis auf ein riesiges Repertoire zurückgreifen. Lange Zeit wurden wegen den heftig umstrittenen Songtexten a la „Butchered At Birth“ und „Tomb Of The Mutilated“ und der Covergestaltung regelrechte Hasskampagnen gegen die sich am besten verkaufende Death-Metal-Band der Welt gefahren.

Die ersten drei Alben („Eaten Back To Life“, „Butchered At Birth“ und „Tomb Of The Multilated“), sowie das 2009er „Evisceration Plague“ waren in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland, sehr lange Zeit indiziert, zum Teil sogar beschlagnahmt und durften Live nicht gespielt werden, aufgrund des jungendgefährdenden Inhalts. Doch nach und nach wurden diese Urteile aufgehoben und so konnten die CORPSE Anno 2007 zum ersten Mal alle Songs frei vortragen, darunter auch das CANNIBAL-CORPSE-Highlight „Hammer Smashed Face“.

Auch heute wurde tief in der Songkiste gewühlt und so wurden nicht nur CANNIBAL CORPSE-Meilensteine a la „Hammer Smashed Face“ und das abgefuckte „I Cum Blood“ vom einst indizierten Album „Tomb Of The Multilated“ gezockt, sondern auch „Pit of Zombies“ von „Gore Obsessed“ und der Titeltrack vom 2009er (indizierten) „Evisceration Plague“.

Gerade die alten Hasen von Songs, wie „Hammer Smashed face“ und „I Cum Blood“, wurden großatig vom Publikum aufgenommen, doch auch jüngere Songs wie „The Time To Kill Is Now“ und „Make Them Suffer“ zündeten großartig.

CANNIBAL fuckin' COPRSE namen an jenen Sonntag keine Gefangenen und zerknüppelten alles was sich ihnen in den Weg stellte - und das unter den Augen eines ausgefüllten Amphitheater-Vorraums und ziemlich überfüllten Rängen. Hier wurde geknüppelt, gegröhlt, der ein oder andere Spaß gemacht, die verdammte Rübe bis zum Umfallen geschüttelt (dass man sich die gesamte nächste Woche erst mal bei seinem speziellen Standard-Doc nen Gelben auf Nackenverstauchung holen musste) und gemosht bis die verfickten Gliedmaßen blau und grün waren - einfach eine astreine Death-fuckin'-Metal-Party mit einer der Speerspitzen-Bands der Szene abgehalten.

Setlist:

  1. Evisceration Plague
  2. The Time to Kill is Now
  3. Death Walking Terror
  4. The Wretched Spawn
  5. Pit of Zombies
  6. Icepick Lobotomy
  7. Sadistic Embodiment
  8. I Cum Blood
  9. Unleashing the Bloodthirsty
  10. Make Them Suffe
  11. Hammer Smashed Face
  12. Devoured by Vermin

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