04.06.2016, Donauinsel, Wien

ROCK IN VIENNA 2016 - Tag 2

Veröffentlicht am 16.06.2016

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ROCK IN VIENNA - Tag 2

aka „Der Tag der goldenen Ananas“ © Stefan Karan

 

Pflichtbewusst ging es am zweiten Tag des RIV in kurzer Hose und ohne Regenjacke, sogar mit Sonnencreme eingeschmiert (man lernt ja dazu), um 14 Uhr aufs Festivalgelände. Auf dem Weg über die Handelskai-Brücke wurden noch die Klänge von RAMMELHOFs neuem Video-Hit „Pumpgun“ von der „Jolly Roger“-Stage vernommen. Die bereits auf den Einlass zur Hauptbühne wartenden Besucher bekamen ein schräges, aber unterhaltsames Programm geboten.

 

Die "Jolly Roger"-Stage in der Nähe des Eingangs war grundsätzlich eine gut gemeinte Geschichte. Die meisten Besucher ließen die durchaus interessanten - zum großen Teil - Newcomer-Acts, aber, schon am Weg zu den großen Bühnen, links liegen. Und Dank des straffen Zeitplans oder eines Platzes im Wavebreaker, verirrten sich leider nur Wenige im Laufe des Tages zur nicht weit entfernten alternativen Bühne. Auch ich schenkte dieser Bühne aus genannten Gründen leider zu wenig Beachtung, welche vor allem die österreichischen Bands wie BLACK CAGE, KONTRUST, ALL FACES DOWN oder GASMAC GILMORE verdient hätten.

 

 

Nach der durch die Beseitigung eines Bienenschwarms ausgelösten kurzen Verzögerung, starteten die politischen Punk-Rocker ANTI-FLAG auf der Mind-Stage in den Festivaltag und wurden von ihren Fans abgefeiert. Die Showeinlage, das Drumkit zum Schluss des Sets in den Bühnengraben zu verfrachten, kam wie erwartet gut an und so kann man den Beginn des „Alternative“-Tages, an dem es für eingefleischte Metalheads um die „goldene Ananas“ ging, als durchaus gelungen betrachten.

 

Die-Hard IRON MAIDEN Fans fuhren lieber zum Flughafen Schwechat, um die Ankunft der „Ed-Force One“ fotografisch – es sei denn, dass statt dem Fotoapparat ein Handtuch mitgenommen wurde – festzuhalten. Unser Festivalfotograf Stefan Kuback, stand wie jeden Tag jedoch von der ersten bis zur letzten Band für uns im Fotograben und lieferte wieder einmal sensationelle Ergebnisse.

 

Die folgenden Vintage-Rocker GRAVEYARD, die ich in der Arena Wien bereits mehrmals zu Ohren bekommen hatte, hatten, wie auch schon OPETH am RIV im letzten Jahr, einen schweren Stand beim Festivalpublikum. Zu träge kamen viele Passagen rüber, die ausufernden Jams entfalteten zumindest bei mir an diesem Tag nicht die Wirkung, die ich von den Schweden sonst gewohnt war. Stimmungstechnisch waren danach ROYAL REPUBLIC schon ein anderes Kaliber, und diese konnten als sympathischere Variante von THE HIVES auch bei meinem Musikgeschmack punkten.

Mein persönliches Highlight des Tages, waren auf der kleinen „Jolly Roger“-Stage die Stonerrocker MONSTER TRUCK, die als Opener für SLASH in der Stadthalle im Jahr 2014 schon die Band des Gitarrenhelden an die Wand gespielt hatten. Was für eine unglaubliche Energie setzten die Newcomer vor einer doch ansehnlichen Fan-Schar frei! Auch unsere Freunde von THE VINTAGE CARAVAN waren ob der leidenschaftlichen Performance voller Begeisterung.

Leider verpasste ich dadurch den Großteil der sicherlich auch interessanten Show von JULIETTE & THE LICKS. Juliette Lewis wird mir vor allem durch ihren Auftritt im Kultfilm „From Dusk Till Dawn“ immer als Jugenderinnerung erhalten bleiben. Outfittechnisch bot Juliette mit einem hautengen Stars & Stripes-Overall sicherlich den dauerhaftesten Eindruck dieses Tages. Die finale Darbietung einer Cover-Version des CCR-Klassikers „Proud Mary“ langweilte mich dann aber doch irgendwie. Und ehe ich mich versah, war die Show auch schon wieder zu Ende.

THE SUBWAYS gingen an mir fast genauso spurlos vorbei, ich gönnte mir zwischendurch mal ein Nachmittagsnickerchen und verpasste somit schlummernd den einzigen mir bekannten Track „Rock ‚n’ Roll Queen“. MANDO DIAO ließen mich ähnlich kalt, freute ich mich eigentlich hauptsächlich auf die Show der Band des ersten Interviewpartners meines Lebens, James Johnston, mit seinem Bruder Ben und Schulfreund Simon Neil von BIFFY CLYRO. (Hier gehts zum Interview)

Die schottischen Indie-Rocker begeisterten nicht nur albumtechnisch, bereits das Headliner-Konzert 2013 im Gasometer war eine Klasse für sich. Live durch einen zweiten Gitarristen und Keyboarder unterstützt, pfefferten BIFFY CLYRO ihren Fans, nach ein paar neuen Songs, einen Klassiker nach dem Anderen um die Ohren. Vor allem das Durchbruchswerk “Only Revolutions” war mit ganzen sechs Tracks in der Setlist vertreten. Das fulminante Doppelalbum “Opposites” wurde leider nur mit drei Songs gewürdigt.

Dass die poppigeren Songs wie „Black Chandelier“ oder „The Captain“ naturgemäß beim Festivalpublikum gut ankamen, mir aber doch um einiges zu soft sind, schmälerte den Gesamteindruck nur um Nuancen. Ganz große Klasse zeigte das Zusammenspiel der Band und das virtuose Gitarrenspiel, simultan zum einwandfreien Gesang vom chaotisch tätowierten Frontmann Simon Neil. Die progressiven Songstrukturen und der geniale Aufbau der Songs waren dann beim Finale mit „Mountains“, „Many of Horrors“ und „Stingin’ Belle“ auszumachen. Eine BIFFY CLYRO-Show sieht man sich immer wieder gerne an.

Einen IGGY POP muss man hingegen zumindest einmal im Leben gesehen haben, dachte anscheinend nicht nur ich. Die geringe Beschäftigung meinerseits mit dem Künstler ließ es aber leider nicht zu, die durchaus formidable Leistung des „Körperwelten“-Opas gebührend zu würdigen. Da der Klassiker „The Passenger“ bereits als dritter Song verpulvert wurde und „Lust For Life“ gleich danach an die Reihe kam, überließ ich es den durchaus zahlreich anwesenden Fans, ihren alten Helden angemessen abzufeiern. Ich bevorzugte jedoch die, Aufgrund des anstrengenden letzten Festivaltages, frühere Heimreise.

Nachtrag: Wer einen genaueren Bericht zur IGGY POP Show lesen will, kann sich gerne Berichte anderer Medienreporter durchlesen. Im Bericht der Presse war IGGY POP der einzig wahre Künstler des Tages, wobei die anderen Bands zum Kindergarten degradiert wurden. Das nenne ich mal tolerante Berichterstattung!


WERBUNG: Hard
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