7.7.2016, Arena, Wien

ZZ TOP & BEN MILLER BAND

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 11.07.2016

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Ein Jahr nach dem großartigen Arena-Open-Air von ALICE COOPER spielte nun mit ZZ TOP die nächste Rock-Legende im besten städtischen Konzertareal Österreichs. Die Atmosphäre am Open Air Gelände der Arena Wien ist an einem lauen Sommerabend einfach unbeschreiblich. Welch großartige Momente erlebte ich schon dort, und auch an diesem Abend sollten ZZ TOP weitere hinzufügen. Das Konzert war schon seit einer Weile ausverkauft und so tummelten sich schon ab 19 Uhr Jung und (eher mehr) Alt am Konzertgelände.

Bei sommerabendlichen Temperaturen stimmten sich die Besucher mit kühlem Bier auf einen Blues-Rock-Abend der Sonderklasse ein. Die BEN MILLER BAND passte mit der musikalischen Mischung aus Folk, Blues und Country und einem sympathisch schrägen Auftreten als stimmiger Support ideal zu den Veteranen ZZ TOP. Mit einem „Bonanza“-Intro wurde die Menge auf eine kurzweilige Show rund um Bandleader Ben Miller eingestimmt.


BEN MILLER BAND

Optisch stach der kauzige und uralte Leadgitarrist Smilin' Bob Lewis am meisten hervor, der nicht nur durch sein schräges Outfit - weißer Mantel und roter Zylinder -, sondern auch durch sein Gitarrenspiel überzeugte. Rachel Ammons an der Geige war durch ihr grünes Kleid die grünste Gestalt, die ich persönlich je gesehen habe – Robin Hood ist nichts dagegen! Diese beiden Musiker spielen schon des Längeren als Duo unter dem genialen Bandnamen TYRANNOSAURUS CHICKEN, und sind zwar erst seit Anfang dieses Jahres Teil der BEN MILLER BAND, aber als Elemente der Show kaum mehr wegzudenken. Auch „Redneck“-Schlagzeuger Scott Leeper glänzte nicht nur an seinem Instrument, sondern bei einem Song auch mit seiner coolen Stimme.

Zusammengehalten wurde das Musikerkollektiv von Frontmann Ben Miller, der neben einigen Kompositionen das Publikum vor allem mit bekannten Old-School-Rock Covers wie „House Of The Rising Sun“ und „Black Betty“ begeisterte. Ein gelungener Start also in einen Abend voller Rock-Klassiker, doch mit dem, was nun folgen sollte, hatte wahrscheinlich nicht nur ich bei meiner ZZ TOP Entjungferung nicht gerechnet.


ZZ TOP

Mit „Got Me Under Pressure“ starteten ZZ TOP mit einer unvergleichlichen Lässigkeit ihr Set. Selten beeindruckend die Bühnenpräsenz der Bartträger, die in Lederjacke und mit Cowboyhut und Sonnenbrille in den Sonnenuntergang rockten. Eines der vielen prägnanten ZZ TOP Blues-Licks stellten die „Tres Hombres“ danach bei „Waitin‘ For The Bus“ vor, welches nahtlos in „Jesus Just Left Chicago“ überging. Erste kollektive Ovationen rief danach ihr wohl größter Hit „Gimme All Your Lovin‘“ hervor und ab diesem Zeitpunkt war klar, dass ZZ TOP die Publikumsherzen gewonnen hatten.

Bis zu diesem Moment hatte ich aber noch mit der Suche nach dem besten Bierzapfer Wiens und nach dem optimalen Stehplatz zu tun. Nachdem Ersteres geglückt war, war Zweiteres gar nicht so einfach, formten doch die Konzertbesucher in der letzten Reihe eine unüberwindbare „Wall“, die nicht mal Roger Waters persönlich zu Fall bringen hätte können. Und da bei den seltenen Arenagästen ein Anrempeln nicht akzeptiert wurde, musste ich den Geheimweg links vorne bei den Stufen wählen, um direkt vor der Bühne zwischen gemütlichen Leuten meinen Freiraum, die beste Sicht und formidablen Sound genießen zu können.

Aber weiter im Programm: Mit „Pincushion“ vom 1994er Werk „Antenna“ tanzten die zwei Frontmänner sexy weiter - da steppte definitiv der Bär! Bei „I’m Bad, I’m Nationwide“ lebten die Rauschebärte ihr Bad-Boy-Image und mit dem aktuellsten Titel der Diskografie, „I Gotsta Get Payed“ vom 2012er Album „La Futura“ ging die coole Chose weiter, bevor der nächste Magic-Moment folgte: Die 80er-Sound-lastige Nummer „Rough Boy“ vom 1985er Hitalbum „Alfterburner“ könnte selbst ein David Coverdale schnulziger nicht singen – großartig!


ZZ TOP

Große Ansagen benötigen ZZ TOP nicht – Billy Gibbons, Dusty Hill und Frank Beard genossen lieber den exklusiven Österreich-Auftritt in vollen Zügen. Bei den nun folgenden Coversongs „Foxy Lady“ (JIMI HENDRIX) und „Catfish Blues“ (ROBERT PETWAY) wurde den Vorbildern gehuldigt, bevor das Konzert viel zu schnell in die Zielgerade einbog. Nach dem frechen „Cheap Sunglasses“ wurde noch schnell das aktuelle „Chartreuse“ gezockt.

Auch wenn die alten Studioversionen im Jahre 2016 soundtechnisch für mich schon ein wenig altbacken klingen, live sind ZZ TOP vor allem bei dem genialen Sound in der Arena eine Macht. Die Bühne selbst war eher spartanisch ausgestattet, nur die rosa-grünen Gitarren und Bass-Amps waren ein Hingucker - allerdings nur bis zu dem Moment, in dem die Instrumente „verplüscht“ wurden. Mit den „Eliminator“-Hits „Sharp Dressed Man“ und „Legs“ fand das reguläre Set sein Ende.

Die Zugabe hatte es mit „La Grange“, das zum „Sloppy Drunk Jam“ ausgedehnt wurde, und „Tush“ - der Coolness-Hymne vor dem Herrn – regelrecht in sich. Der Konzertabend hätte für mich noch ewig weitergehen können, war ich doch in einer extrem cremigen Stimmung [ach, so nennt man das jetzt? d.Korr.]. Zu einer weiteren Zugabe ließen sich die alten Herren dann noch bewegen, um nach ca. 75 Minuten mit dem Elvis-Presley-Cover „Jailhouse Rock“ ein vielleicht einen Deut zu kurzes aber dennoch granatenstarkes Konzert zu beenden.


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