30.07.2016, Rock im Wald, Michelau/Neuensee

Rock im Wald - Tag 2

Text: Stefan Graesslin | Fotos: Motte
Veröffentlicht am 04.08.2016

» Hier gehts zur Galerie...

Tag 2
Wir schlürften unseren Kaffee und die Nachbarn die erste Vorfrühstücksbierbong. Okay. Netterweise setzte sich Urban, einer der Veranstalter, dazu und plauderte ein wenig aus dem Nähkästchen. Davon, dass sie sehr bemüht sind, dass das Essen auch wirklich eine gute Qualität hat. Dass sie nicht mehr wachsen wollen, weil es in dieser Größe und Band- und Fanstruktur einfach perfekt ist und dass es ja jetzt Weißwurstfrühstück gibt und am Abfahrtstag auch nochmal. Wow. Frühstück am Abreisetag, was für eine geile Idee!
Also raus zum Frühstück, das in der Cocktailbar serviert wurde.

2€ für ein wirklich üppig belegtes Brötchen und 1,50€ für den Kaffee dazu ist auf einem Festival mehr als fair. 4,50€ für Weißwurscht mit an Brez'n passt auch und das Rührei vom Hof aus dem Nachbardorf läßt jeden Kater verblassen. Das Ganze wurde untermalt von HOMIES & SPASTEN (DEAD CITY ROCKETS), einer Punk-Band aus Bamberg, die schön rotzigen Rock'n'Roll-Punk auf's Brett legten. Solch ein Frühstücksszenario könnte ich jedes Wochenende vertragen.

Dann legte DJ FROSCH auf und wir gingen zurück zum Camp, um noch eine Weile zu chillen. Pünktlich um 14:10 spielten DEAD AND STONED auf und rockten sofort das Publikum. Okay einige schliefen ihren Weißwurstfrühstücks-Rausch noch aus, aber die anderen rockten mit. Die Jungs stehen für rohen Rock'n'Roll und natürlich für laute Gitarren, pumpende Drums und einen herzzerreißenden Gesang. Ein super Start, dann kamen jedoch meine Favoriten MOTHER ENGINE auf die Bühne und verkündeten, dass sie heute nur drei neue Songs spielen würden. Dass das ganze Set aus drei Songs bestehen würde, wollte mir mein Sitznachbar nicht glauben, aber es kam dann doch so. Drei neue Instrumental-Songs von meinen Lieblingen zu hören war dann mein persönliches Highlight. Gewohnt psychedelischer Stoner Rock mit einer Liedlänge von mehr als zehn Minuten, in denen Klangbilder aufgebaut werden, die mich vor dem inneren Auge durch eine Wüste wandern ließen. 
Danach ging es mit WHITE MILES weiter - das ist ein „dirty pole dance stoner blues rock“ Duo. Im Februar 2014 haben WHITE MILES die schwedische Band TRUCKFIGHTERS und die Amerikaner VALLEY OF THE SUN auf ihrer Europatour supportet. Und noch während sie mit beiden Bands auf Tour waren, ereignete sich das nächste große Ding: Courtney Love’s Management sah Medina und Lofi live spielen. Ziemlich beeindruckt von der Two-Piece-Kombo, engagierte Courtney’s Management die beiden für die anstehende UK-Tour. Ich bin auf das erste Vinyl gespannt [Anm. d. Lekt.: Örm...die Tiroler haben kürzlich Album Nummer Zwei veröffentlicht?], der Auftritt passte sehr schön in diesen sonnigen Nachmittag. Mit PLANET OF ZEUS ging es dann rauer zu. Die Griechen sind in ihrem Heimatland schon kein Underground mehr und so ziehen sie nun los, um mit ihrem Heavy Rock den Rest Europas zu erobern.

In der Umbaupause gönnten wir uns ein leckeres Gyros und ein indisches Curryhuhn. Dazu zwei Radler und es konnte weitergehen mit SPIDERGAWD. Der In-Your-Face-Rock von Per Borten (guitar, vocals), Kenneth Kapstad (drums), Rolf Martin Snustad (Bariton Sax) und Hallvard Gaardløs (bass) lässt kein Auge trocken. Kein Wunder, denn wenn man in der norwegischen Musikszene ein bisschen unterwegs ist, dann mag einem der ein oder andere Name durchaus geläufig sein.
Dann kamen, anders als angekündigt, MANTAR auf die Bühne, jenes zweiköpfige Monster aus Bremen und Hamburg, das mir auf dem Freak Valley schon Gänsehaut gemacht hat. Das Monster heißt MANTAR und das ist türkisch für Pilz. Brachial laut und quälend langsam spielten sie irgendwo zwischen Black Metal, Death Metal und Motörhead. Eine schöne Abwechslung. UNCLE ACID& THE DEADBEATS traten das Erbe mit eingängigem, zweistimmigem Gesang an. Dazu einfache Riffs, Gitarrenmelodien und -harmonien ohne Ende. Back to the 60's!
Schlussendlich kamen KVELERTAK auf die Bühne. Wer als „die beste norwegische Band seit A-HA“ bezeichnet wird, und mit Größen wie CONVERGE, FOO FIGHTERS, MASTODON, METALLICA, KISS und zuletzt auch ANTHRAX und SLAYER gespielt hat, muss sich auf diesem kleinen, feinen Festival einfach wohl fühlen. Ein mehr als würdiger Festival(vor)abschluss.

An Tag 3 kam dann der endgültige Abschluss mit einem leckeren Frühstück, bei dem man sich von dem ein oder anderen alten oder neuen Freund verabschieden konnte.

Fazit: Ein wundervolles Festival, mein persönlicher neuer Favorit. Hier ist anscheinend das halbe Dorf mit im Boot und die gesamte Mannschaft ist so relaxed und herzlich, wie man es sich nur wünschen kann. Hier ein dickes Dankeschön! 


ANZEIGE
ANZEIGE