21.10.2016, ((szene)) Wien, Wien

Fuzzfest Vienna 2016 Tag 1

Text: Florian Rosenberger | Fotos: Kalti
Veröffentlicht am 05.11.2016

» Hier gehts zur Galerie...

Nach dem Motto „Auch Wien braucht ein Stoner-Rock-Festival“ wurde von Bertram Kolar - Veranstalter der Linzer NIGHT OF FUZZ - und Stephan Reindl - Veranstalter vom bereits legendären LAKE ON FIRE-Festival (Bericht von 2016 gibt es hier und hier)- in der ((szene)) Wien das FUZZFEST Vienna aus dem Boden gestampft. Aufbauend auf die „Panta R&E“-Label Night vom letzten Jahr mischten natürlich auch Labelgründer Joni Gabler und Natascha Veen kräftig bei der gelungenen Veranstaltung mit und durften mit den Co-Headlinern PARASOL CARAVAN wiederholt ein musikalisches Highlight präsentieren.

Auch konnte man wieder auf die geniale „Liquid-Light-Show“ der UFONAUTEN gespannt sein, die schon am diesjährigen LAKE ON FIRE die atmosphärische Komponente der Musik erst so richtig zur Geltung gebracht hatten. All dies war der Grundstein dieses exzellent vorbereiteten und von vielen Stoner-Rock Fans seit Langem herbeigesehnten Events. Ich empfand das Wochenende Ende Oktober quasi als die Extended Edition des LAKE ON FIRE Festivals, auf dem mir heuer etwas härter rockende Stoner-Rock-Bands ein wenig gefehlt hatten.


Ufonauten

Eine Musikveranstaltung ist auch nur so gut wie das gebotene Band Line-Up. Und da ließ man sich bei der ersten Auflage des FUZZFESTs in Wien nicht lumpen: Neben den allseits bekannten Genre-Größen TRUCKFIGHTERS hatte man als zweiten internationalen Headliner die genialen Schweden GREENLEAF an Bord geholt und mit FATSO JETSON ein Urgestein der Szene im Gepäck. Weitere internationale Acts waren WE HUNT BUFFALOS aus Kanada und COJONES aus dem nicht so fernen Kroatien.

Die Basis und auch die Überraschungen an beiden Konzertabenden brachte aber umso mehr der österreichische Stoner-Rock Underground. Mit den Tirolern SAHARA SURFERS und den Wienern MINUS GREEN (bekannt auch als Veranstalter des STICK&STONE-Festivals) und dem Wahl-Österreicher MATT BOROFF mit seiner Band – mit Medina von den WHITE MILES - waren Freitag Abend drei hochkarätige Anheizer am Start. Am Samstag erwiesen uns die Steirer WITCHRIDER und, wie schon erwähnt, die Oberösterreicher PARASOL CARAVAN die Ehre und zeigten eine Performance auf internationalem Niveau.

Internationale Erfahrungen hatten auch schon die Festival-Opener SAHARA SURFERS auf einer kleinen Südamerika-Tour gemacht. Meine erste Begegnung mit den „Wüstenrockern“ fand am diesjährigen DOME OF ROCK im Rockhouse in Salzburg statt und diese blieb mir durchaus positiv in Erinnerung. Nach den äußert guten Album-Reviews auf Stormbringer (siehe "High Lands", "Sonar Pilot" und "Space trip on a paper plane" ), wurde die hohe Erwartungshaltung auch hier am FUZZFEST erfüllt. Die Instrumentalfraktion weiß genau, wie Stoner Rock richtig in Szene gesetzt wird. Aushängeschild ist aber sicher Sängerin Julia Überbacher, die ihre Stimme auch live richtig einzusetzen weiß. Was für mich persönlich ein wenig mehr sein könnte, wäre eine fetzigere Bühnenshow, mehr Publikumsinteraktion und mehr Gepose, was die Musik passagenweise durchaus erlaubt.


SAHARA SURFERS

Die darauf folgenden Instrumental-Rocker MINUS GREEN machten hinsichtlich Bühnenshow alles richtig. Ich kann meinen Konzertbericht vom LAKE ON FIRE über diese sensationelle Band nur noch einmal bestätigen, waren sie dort wahrlich mein persönliches Highlight des Festivals. Beim Auftritt am FUZZFEST musste ich des Öfteren an meine hoch verehrten LONG DISTANCE CALLING und ihre Instrumental-Hochzeiten denken. Der geniale Aufbau eines jeden Songs und dann das Ausbrechen der Musik in regelrechte Groovemonster strapazierten meine Nackenmuskulatur erneut aufs Äußerste. An MINUS GREEN kann ich mich nicht satt hören, ob auf Platte oder live, die Jungs sägen mit ihrem fetten Sound ordentlich am Thron von Genregrößen.

Nach einem solchen Soundinferno benötigte ich dringend eine Pause, um noch Reserven für den restlichen Abend zu haben. Leider kann ich deshalb über den Auftritt von MATT BOROFF und seiner Band wenig berichten. Künstlerisch ist die Musik Boroffs sicher über alle Zweifel erhaben – für Fans seines Musikkollegen MARK LANEGAN sogar ein Geheimtipp. Da mir auf dessen Konzert vor 1 ½ Jahren aber die Füße eingeschlafen sind, muss ich zugeben, dass auch die Show von MATT BOROFF- zumindest an diesem Abend – nicht für mich gemacht schien. Auch Medina von den WHITE MILES, die man vor allem durch ihre energetische Bühnenperformance in Erinnerung hat, konnte in dieser Konstellation wenig Akzente setzen.

FATSO JETSON waren danach an der Reihe. Von ihnen wurde mir schon seit der letztjährigen „Legends of The Desert“-Tour gemeinsam mit YAWNING MAN vorgeschwärmt. Keine Ahnung, was ich als Desert-Rock Banause erwartet hatte, die doch reichlich schrägen Riffs des Quartetts aber sicher nicht. Was bei mir nicht groovt, hat leider keinen leichten Stand. Da ich eher mit weniger experimentellem Sound von KYUSS oder FU MANCHU mit dem Genre in Berührung gekommen bin, bewirkte die Performance von FATSO JETSON bei mir nicht wirklich viel. Fans der etwas schrägen Truppe, die ja gerade erst mit „Idle Hands“ ein neues Album in den - seit dem letzten Release im Jahr 2010 – Händen halten, hatten beim Konzert aber keinen Grund zur Beschwerde.


FATSO JETSON

Große Freude verspürte ich selbst aber erst wieder bei den Headlinern GREENLEAF, da die Schweden genau die Art von Musik spielen, auf die ich momentan voll abfahre. Es groovt, der Gitarren- als auch der Basssound im BLACK SABBATH-Stil ist einfach unbeschreiblich geil und dann dieser phänomenale Gesang von Arvid Jonsson, den ich in der ((szene)) diesmal leider nicht so klar empfand wie auf den letzten Konzerten. Meine erste Begegnung mit GREENLEAF im Frühjahr 2015 im „Arena-Dreiraum“ gemeinsam mit den sensationellen MIDNIGHT GHOST TRAIN war definitiv eine musikalische Offenbarung sondergleichen.

Von Beginn des Konzerts an mit „A Million Fireflies“ des aktuellen Albums „Rise Above The Meadow“ bis zum epischen Abschlusstrack „With Eyes Wide Open“ des genialen Vorgänger-Meisterwerks „Trails & Passes“, auf dem wirklich jeder Song ein Treffer ist, boten GREENLEAF eine musikalische Vollbedienung, die sich gewaschen hatte. Niemand konnte sich den treibenden Songs wie „The Drum“ oder dem hypnotischen „Ocean Deep“ entziehen. Das Instrumental „Electric Ryder“ vom 2001er-Debütalbum „Revolution Rock“ unterstrich nochmal die musikalischen Fähigkeiten der Saitenfraktion, in der sich nun Bassist Hans Fröhlich von den deutschen Genrekollegen GRANDLOOM befindet.


GREENLEAF

Als einziges Ursprungsmitglied spielte sich Tommi Holappa an der Gitarre regelrecht in einen Sinnesrausch und brachte das Publikum nach dem bluesigen „Stray Bullet Woman“ des 2007er Werks „Agents of Ahriman“ auf die Zielgerade des Konzertabends, der zeitlich schon weit nach Mitternacht fortgeschritten war. Die schon zu Beginn erwähnte Lichtshow der UFONAUTEN steuerte vor allem bei GREENLEAF mit einem „Gitterlook“ das Übrige dazu bei, dass der erste Teil des FUZZFESTs Vienna als mehr als gelungen zu bezeichnen war.

Tag 2 gibt es (ab dem 06.11.) hier


ANZEIGE
ANZEIGE