29-10-2016, BAAMHAKKE, Piding

DUST BOLT & INSANITY ALERT & BATTLECREEK & RAPTURE

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 07.11.2016

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Kaum zuhause, schon wieder unterwegs! Nach einem wahren Konzertexzess am Vortag ging es im Baamhakke Piding an einem weniger lauen als schon etwas frostigen Samstagabend weiter – schädelspaltender Death und Thrash standen am Programm! DUST BOLT hatten sich angesagt, um mit den Kollegen von INSANITY ALERT die idyllische Location einmal ordentlich durchzuputzen. Zur Unterstützung des Zerstörungswerkes rückten auch noch BATTLECREEK und RAPTURE an.


Hasserfüllter Hobbit

Letztere, RAPTURE, machten auch den Auftakt und grunzten das bereits überraschend zahlreich anwesende Publikum gleich einmal in Grund und Boden. Leider ließen sich die Zuschauer zum knackigen Schwedentod der Münchner noch nicht so recht mitreißen, so wie es die amtlich daherwalzenden Songs eigentlich verdient gehabt hätten. Doch auf der Bühne herrschte Lockerheit, die Truppe rund um den bloßfüßig auf der Bühne stehenden Death-Metal-Hobbit geizte nicht mit lockeren Ansagen und shredderte ihr Set mit einer guten Portion Augenzwinkern herunter. Eine Wohltat im oftmals viel zu ernsten Todesmetall-Sektor!


Auch Engel haben eine dunkle Seite

Nach dem Mittelerde-Bewohner erklomm bei BATTLECREEK ein blonder Engel die Bühne - und plärrte die Bude anschließend konsequent in Grund und Boden. Solch ein unschuldiges Gesichtchen und so ein Geschrei! Die junge, hungrige Thrash-Combo aus dem Landkreis Traunstein filetierte das Publikum nach allen Regeln der Kunst und konnte mit ihrer verflucht starken Performance eine ziemlich amtliche Anzahl an Zusehern mitreißen. Entsprechend verlangte die enthusiastische Meute auch hartnäckig eine Zugabe – die es in Form des JUDAS PRIEST-Covers „Between The Hammer And The Anvil“ auch gab und die entsprechend laut, falsch und voller Begeisterung mitgegröhlt wurde.


Räucherwerk des Wahnsinns

Was dann kam, war ein Abriss mit Ansage. INSANITY ALERT kamen, sahen und siegten. Die Zuschauer gingen ab wie Schmidts Katze, als der Oberwahnsinnige HevyKevy samt seinen wie von der Tarantel gestochenen, irre über die Bühne springenden Gefolgsleuten die Bühne in Beschlag nahm. Die unbändige Spielfreude und der gelebte Wahnsinn der Tiroler sprang 1:1 aufs Publikum über, das zu dem Brachial-Thrash (gelegentlich auch -Trash) komplett abdrehte. Nun, zumindest der Teil, der nicht mit verdattertem Gesichtsausdruck im Hintergrund stand und komplett verständnislos mit ansah, was da auf der Bühne gerade passierte und sich vermutlich im falschen Film wähnte. Sei es nun als Crab-Man, oder mit einer grenzgenialen Ansage zu "Maccaroni Maniac" – Fronter Kevin und seine INSANITY ALERT bliesen einfach alles alles weg und setzten dem Wahnsinn in all seinen Facetten ein Denkmal. Beim abschließenden Hit „Run To The Pit“ wurden noch einmal alle Kräfte mobilisiert, das Bier, sofern nicht im Eifer des Gefechtes schon verschüttet, brüderlich mit allen Anwesenden geteilt und der Titel so hart abgefeiert, dass der Nackenmuskelkater des nächsten Tages schon in den Startlöchern stand. INSANITY ALERT sind einfach der Wahn!


Haare für den Weltfrieden

Egal was danach kam, der gelebte Wahnsinn der Tiroler war einfach nicht mehr zu toppen. Das bekamen auch DUST BOLT zu spüren, die vom Stand weg Gas gaben und eine Thrash-Abrissbirne vor dem Herrn ablieferten. Zwar schüttelte das Publikum artig im Takt der wirbelnden Haarpracht auf der Bühne die Matten, doch im Großen und Ganzen hielt sich die Begeisterung, im Vergleich zu dem, was INSANITY ALERT zuvor entfesselt hatten, eher in Grenzen. Da half auch das verdammt tighte Set nichts mehr, hammerharter Sound oder Musiker die auf der Bühne wirklich alles gaben und beim Propellerbangen mit hüftlangen Haaren schon einmal an den Deckenbalken hängen blieben – mit Fortdauer des Abends machte sich im Nebelinferno (es ist ja schön, wenn die Bands den Nebelwerfer selbst regeln dürfen, aber das war wirklich etwas zu viel des Guten, Jungs!) fast ein wenig Langeweile breit. Das lag aber bestimmt nicht an der starken Performance von DUST BOLT,  die ordentlich reinknallten und das Baamhakke so richtig durchwalkten, sondern an ihren Bühnenvorgängern. So ist das, wenn man nach einer solchen Irrsinnspartie auf die Bühne muss und das ausgepowerte Publikum zu fortgeschrittener Stunde einfach nicht mehr kann. Ein zwar starker, aber dennoch etwas durchwachsener Auftritt einer verflucht guten Liveband, die nur das Problem hatte, von ihrem wahnsinnigen Supportact sprichwörtlich geschnupft worden zu sein.

Der Berichterstatter trug seine Nackenwirbel behutsam im Säckchen nach Hause, und versucht zur Stunde noch immer, das 3D-Puzzle namens Wirbelsäule wieder zusammenzufügen. Das ist dann wohl ein Qualitätsmerkmal, wenn selbst der geübte Nacken einige Tage nach dem Konzert noch immer eine gewisse Steifigkeit aufweist.


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