09.11.2016, den Atelier, Luxemburg

ARCHITECTS "Memorial" Tour

Veröffentlicht am 15.11.2016

Um das sofort klarzustellen: Wer nicht dabei war, der war nicht dabei. Es ist einfach unmöglich, die Atmosphäre dieser Show im ‚den Atelier‘ auch nur ansatzweise mit Worten gerecht zu werden. Eine Tour, implizit gewidmet dem viel zu früh verstorbenen Tom Searle – Gitarrist und Gründungsmitglied der ARCHITECTS, sowie Bruder von Drummer Dan Searle – wie sie emotionaler und familiärer nicht hätte sein können. Jeder Song schien ihm gewidmet, jeder Besucher nahm Anteil, auch wenn es so gut wie nie explizit ausgesprochen wurde.

Eine seltsame Stimmung machte sich von Anfang an im luxemburgischen ‚den Atelier‘ breit: Das hier war keine einfache Show. Man war hier, um den Musikern, die einige vermutlich noch nie getroffen hatten, geschweige denn sich mit ihnen unterhalten hätten, seine Unterstützung zuzusichern und Respekt zu zollen. Wie Scott Vogel (TERROR Frontmann) einmal gesagt hat: „Hardcore is meeting a kid from halfway across the world for the first time and feeling like you have known him or her for all your life.” Genau dieses Gefühl war es, das die Menge hier von der ersten Sekunde an verband. Nach schnellem Soundcheck eröffneten BURY TOMORROW den Abend mit einem kurzen aber intensiven Set: Während „Man On Fire“ als Eröffnung nur den harten Kern der Fanbase in Bewegung brachte, stand spätestens bei „Lionheart“ in der Mitte des Sets niemand mehr still. Der Sound war brachial und perfekt abgemischt, sodass BURY TOMORROW mit „Last Light“ und „Earthbound“ ein mehr als würdiger Abschluss gelang – inklusive Fannähe und allem Drum und Dran. Hier könnt ihr euch „Last Light“ ansehen:

Nicht weniger energiegeladen, dafür aber umso politischer ging es weiter mit STICK TO YOUR GUNS. Die Jungs um Frontmann Jesse Barnett präsentierten auf der Bühne die gewohnte Mischung aus Hass und Zusammenhalt, die diese Band so einzigartig macht. Das minimalistische Bühnenbild und die verhältnismäßig langen Ansprachen für eine Hardcoreshow gehören hier einfach zum Gesamtkonzept und durften natürlich nicht fehlen. Da die Menge von BURY TOMORROW bereits ordentlich vorgeheizt wurde, bebte der Boden ab dem ersten Takt des Eröffnungskrachers „Nobody“. Spätestens als zwei Songs der neuen EP „Better Ash Than Dust“ auf die Menge losgelassen wurden gab es kein Halten mehr: Mit „Universal Language“ und „The Neverending Story“ hatten STICK TO YOUR GUNS die Herzen der Fans einmal mehr erobert, auch wenn ich persönlich mir lieber „No Tolerance“ in der Setlist gewünscht hätte. Trotz jahrelanger Tourerfahrung und der regelrechten Verehrung durch einige Fans, vermittelt die Band immer wieder authentisch das „wir-alle-sind-einer-von-euch“-Gefühl, das ich bei anderen Größen, wie beispielsweise BRING ME THE HORIZON oder ähnlichen, schmerzlich vermisse. Jede Show fühlt sich an wie ein Zusammentreffen von alten Bekannten; und das obwohl man meistens niemanden auch nur mit dem Vornamen kennt. Bereits im Vorhinein war ich auch schon besonders gespannt auf die warmen Worte, die Jesse Barnett zur Präsidentschaft von Sympathiebolzen Donald Trump zu sagen hätte. Ach, am besten seht ihr einfach selbst in „Empty Heads“ und „Bringing You Down“:

Es gibt für diesen letzten Abschnitt einfach keine andere Einleitung als: Was ARCHITECTS da abgeliefert haben, war eine der heftigsten, brachialsten, emotionalsten, ehrlichsten, härtesten und mitfühlendsten Shows, auf denen ich jemals anwesend sein durfte und wahrscheinlich auch gewesen sein werde. Songs wie „Colony Collapse“, „Nihilist“, „Gone With The Wind“ oder „Early Graves“ produzierten im Kontext des enormen Verlustes der Band eine einzigartige Stimmung. Und auch wenn jeder Takt sichtlich schwer fiel, so war doch auch offensichtlich jede Sekunde und jede mitgeschriene Zeile der Fans Therapie für Dan Searle & Co. ARCHITECTS projizierten alle Wut und Trauer auf ihre Performance, die dadurch zugleich ergreifend als auch erschütternd wurde. Untermalt wurde alles von einer wirklich gut ausgearbeiteten Lichtshow und einem Sound, der in diesem Genre seinesgleichen sucht. Aus Angst, durch nicht ganz richtige Wortwahl ein falsches Bild dieser unglaublichen und unvergesslichen Performance zu vermitteln, hier die besten Eindrücke:

„These Colours Don’t Run“

„Gone With The Wind”

Sollte sich hier jemand zu ARCHITECTS verbunden fühlen und noch kein Ticket für eine kommende Show haben: Nehmt diese Möglichkeit wahr und unterstützt die Jungs. Ihr werdet es sicherlich nicht bereuen.


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