16. 12. 2016, Arena Wien,

HEADBANGER'S BALL

Text: Alex S. | Fotos: Lady Cat
Veröffentlicht am 23.12.2016

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Die Ballsaison ist eröffnet! In den vertrauten Gemächern der ARENA in Wien nahmen am Samstag, den 16.12.2016, die Ballgäste Platz und feierten den Ball der Extraklasse.

Erwartungsvoll füllten sich die Räumlichkeiten, nachdem um 17:30 die Pforten geöffnet wurden. In den Rängen und Logen nahm das etwas zurückhaltende Publikum Platz. An der Stelle sei immer gerne gesagt: Wir Jünger des Metal heißen alle Willkommen! Es wurde die Kleidung an der Garderobe abgegeben, man traf sich auf einen netten Plausch und den ein oder anderen Umtrunk. Und die Partystimmung stieg langsam, aber sicher, an.

Um 19:00 Uhr schließlich wurde zur Eröffnung geladen. Die Debütanten an dem Abend durften UNEARTH mimen, die es sich nicht nehmen ließen und gleich mal mit einer Menge Strom im wahrsten Sinne des Wortes den Ton angaben. Mit „Giles“ und „This Lying World“ preschten sie in den Abend, gefolgt von „The Swarm“ und „Only the People“. Langsam wurde die Menge warm, Zeit um noch mehr amerikanischen Metalcore in den Ballsaal zu werfen. „The Great Dividers“ und „Watch It Burn“ taten ihr Übriges dazu. Leider waren die Ballgäste doch etwas zurückhaltend, auch „Zombie Autopilot“ und „Never Cease“ zogen die Gäste, die sich noch am Bierstand labten, nicht in die Mitte. „My Will Be Done“ krönte den Auftritt der Truppe, die trotz Lücken auf den Rängen einen Hörnersalut erhielten.

Nach einer kurzen Umbaupause war es Zeit, akustisch den Saal umzudekorieren. Da es schnell gehen muss, schickt man am besten ein akustisches Räumkommando: KATAKLYSM!

Gegen 19:50 füllte sich der Saal sichtbar mehr, viele wollten am Gemetzel teilhaben. Maurizio betrat die Bühne, man hörte teils ein Raunen von den Diven, die neidisch auf seine Locken waren. Dann ging es los. Mit „Breaching The Asylum“, „The Black Sheep“ und „As I Slither“ brachten sie die Ballbesucher in graziöse Headbangstimmung, „Taking The World By Storm“ wurde nachgelegt. Zwischen den Umrissarbeiten stellte sich Maurizio hin, nahm sein Mikro und teilte den Besuchern mit: “Egal, welche Art von Metal ihr hört – heute sind wir hier, um ALLE Spaß zu haben!“ Unter tosendem Zuspruch ging es weiter mit „At The Edge Of The World“, „It Turns To Rust“, „Blood In Heaven“, „Thy Serpents Tongue“. Zwischendurch gab es auch mal Pfiffe und Buh-Rufe, als eine dezente Bemerkung gegen Jägermeister kam und er sich ein gutes Glas... äh, einen Becher Jack Daniel´s genehmigte. Der Saal war so gut wie abgerissen und die Show näherte sich dem Ende, Zeit, um den ganzen Anhängern zu danken. Für den Abend, für die Treue und vor allem, dass sie einen Song berühmt machten: „Crippled & Broken“. Dieser wurde mit Sprech- bzw. Schreichören der Menge auch kräftigst abgespielt. Mit „The Word Is A Dying Insect“ war es leider auch schon wieder vorbei und die Kanadier verließen das Parkett.

Nach einer weiteren Umbaupause und nachdem der Putz vom Boden gefegt worden war, gingen die Finnen ans Werk. ENSIFERUM betraten die Stage und geigten gleich mal mit „From Afar“ auf, verzauberten den Saal mit Folk Music. Bei „Warrior Without War“ und „In My Sword I Trust“ wurde die Pitmasse zum lautstarken Mitgrölen aufgerufen. Nach einer kleinen Akkordeonuntermalung von Netta wurde weiter im traditionellen Stil mit „Two Of Spades“, „Heathen Horde“ und „Twilight Tavern“ gerockt… eigentlich ge-metal-ed, aber ich denke nicht, dass es dieses Wort gibt. Oder doch? Ihr wisst jedenfalls, was ich meine. „Athi“ läutete leider schon das Ende vom Gig ein, welchen die Mannen (und Dame) aus dem Norden, die in sehr traditionellem Look die Masse begeisterten, mit „Lai Lai Hei“ zum Abschluss brachten. Ein durchaus gelungener und guter Kontrast zum Vorgänger, denn ENSIFERUM spülten das düstere und tödliche von KATAKLSYM aus dem Raum (pers. Anm.: schade!) und Netta strahlte mit sympathischem Lächeln von der Bühne – ein erfrischender Auftritt. Unsere Katze hat sich auch soweit in Zaum halten können und ist NICHT mit dem Objektiv unter einem der Röcke der Musiker gekommen – sehr brav! (Anmerkung Cat: ich musste mich sehr, sehr zurückhalten! Echt! War garantiert ein Leckerbissen, der mir da entging!)

Bereits gesättigt von unterschiedlichen Genres und durch den aufheiternden Auftritt von ENFISERUM wurde die Bahn frei gemacht für den letzten Act, für den sicher die meisten des Abends erschienen waren.

Um 22:30 ging es los: Licht aus – Jubel an! ICED EARTH betraten unter Nebel die Bühne. Alte Haudegen, ganz jung geblieben, rissen mit „The Great Heathen Army“ das Finale an. Fast nahtlos folgten „Burning Times“, „Plagues of Babylon“ und „Dystopia“. Spätestens jetzt blieb keiner mehr ruhig sitzen oder stehen. Stellenweise konnten sogar Hunde der Nachbarschaft dran teilhaben, als Stu das hohe C anstimmte. Und gleich darauf wieder tief runterfiel, der Mann muss Stimmbänder aus Gummi haben.„I Died For You“, „Vengeance Is Mine“, „My Own Savior“, ein Klassiker nach dem anderen wurde zum Besten gegeben, die Stimmung war am Höhepunkt angekommen. Idealer Zeitpunkt, um nach „The Hunter“ den Siedepunkt zu erreichen und mit „Boiling Point“ zu krönen.

Ein Auftritt der Extraklasse, der noch nach einem Hit verlangte, um nochmal richtig Gas zu geben. „Pure Evil“ bot sich dafür sehr gut an. Damit war es das leider auch schon für ICED EARTH – zum Glück nur diesen Abend. Zum Abschluss und um den Abend noch musikalisch doch etwas ruhiger ausklingen zu lassen, kam noch „Watching Over Me“ aus den Boxen, die wahrlich einiges zu verkraften hatten. Nach einem Stage-Selfie mit den Anhängern ging der Abend musikalisch zu Ende.

Es war ein gelungener, abwechslungsreicher und sehr harter Ball, eben genau so, wie man sich einen Ball vorstellt. Und es war wieder mal der Beweis, dass es solche Konzerte viel öfters geben sollte. Viel, viel öfters.

UNEARTH, KATAKLYSM, ENSIFERUM und ICED EARTH lieferten eine geniale Performance, ein perfekter Mix aus verschiedenen Ablegern des Metal und eine Horde am Parkett machten den Abend vollkommen. Man darf hoffen, dass es bald eine Wiederholung gibt. Möglicherweise als kleine Underground-Gegenveranstaltung zum Opernball? Das wäre doch mal was.


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