17.05.2013 - 19.05.2013, Amphitheater Gelsenkirchen

ROCK HARD FESTIVAL 2013

Text: Mike Seidinger | Fotos: Reini
Veröffentlicht am 29.05.2013

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Auch im elften Jahr seines Bestehens lockt das familienfreundliche Festival unserer Kollegen aus dem Ruhrpott wieder mit handverlesenen Bands. Nur der Wettergott hat von der Sause scheinbar nix mitbekommen und begrüßt Reini und mich am Donnerstag gleich mal mit lustigem Regenschauer. Bekanntlich gibt’s aber kein schlechtes Wetter, nur die falsche Bekleidung. Und so latschen wir mit Pulli und Regenhaut bewaffnet Freitags aufs „Gelände“ – wenn man das putzige Amphitheater am Rhein-Herne-Kanal so nennen will. Offensichtlich ist die schlechte Wettervorhersage auch den anderen Hartwurstfreunden herzlich egal, denn der Campingplatz ist voll, die Leute sind guter Dinge, teilweise auch schon voll und manche noch dazu erschreckend unzureichend gekleidet. Des abends sieht man dann doch schon den eigenen Atem – und das liegt ausnahmsweise nicht am Alkoholpegel. Professionell wie wir nun mal sind checken wir uns erst mal ein Bier und stürzen uns danach sofort ins Geschehen. [-mike-]

Die doch etwas undankbare Position des Festival-Openers fiel auf die bayrischen High-Speed-Thrasher von HELLISH CROSSFIRE. Als die gerade ihren zweiten Track „Orgasmic Rush“ zockten, kämpfte sich auch der Stormbringer-Abgesandte in die zweite Reihe vor um gleich einmal die Kollegen Jaczinski und Wiesmüller vom LEGACY Magazin zu umarmen. Kurz noch einen Schluck Orangensaft mit Geschmack von der LEGACY-Gesandtschaft überreicht bekommen und schon hatte sich das Festival-Feeling eingestellt. Das Nürnberger Quartett rumpelte sich äußerst charmant durch ihren Set, setzte dabei auf Älteres wie „Eternal Tyranny“ oder „Claw of the Ripper“, aber – natürlich – ebenso auf ihr letztes Album „Bloodrust Scythe“ (2010) von dem das runtergerotzte „Night Of The Possessed“ sogar einiges an Nachhall-Wirkung offerierte. Cooler, weil ziemlich räudiger Einstieg in das RH-Festival 2013. [-reini-] Besser, weil als einzige reinrassige Death-Metal-Kapelle im Billing so etwas wie Exotenstatus innehabend, waren dann FLESHCRAWL. Die legten gleich mal mit einem RIHANNA-Intro saugeil los und zogen in weiterer Folge gleich mehrere schwedische Flaggen im Gelsenkirchener Amphitheater auf. Abrissbirnen á la „Structures of Death“, „Damned In Fire“ und „Written In Blood“ ergänzten sich perfekt mit Groove-Walzen, von denen das unbeschreiblich coole „Into The Fire Of Hell“ den Rezensenten noch stundenlang im Ohr kleben blieb. [-reini-] Die dänischen Black-Horror-Metaller von DENIAL OF GOD waren als Ersatz für die derzeit auf Eis liegenden NACHTMYSTIUM engagiert worden. An sich eine Truppe, die in einem dunklen Kämmerlein irgendwann spät in der Nacht weit besser aufgehoben wäre. Der Sound war zudem noch reichlich breiig, die Montur – speziell die Mönchs(?)-Kutte von Fronter Ustumallagam, während der ersten Tracks – fragwürdig und auch das Stage-Acting bzw. die Interaktion mit dem Auditorium ließen zu wünschen übrig. Da halfen den sechs Songs in 45 Minuten auch nicht die diversen kleinen Grabsteine am Bühnenrand, auch wenn die hübsch anzusehen waren. Eine Show, die man meiner Meinung nach getrost zum Bier-Nachtanken verwenden konnte. [-reini-] Setlist DENIAL OF GOD (ohne Gewähr usw. usf.): Funeral - Behind The Coffin's Lid - The Book of Oiufael - The Cursed Chamber - Robbing the Grave of the Priest - Black Dethe Die norwegischen Schweinerocker von AUDREY HORNE waren sich selber nicht ganz sicher, ob der relativ späte Slot ihrem Status gerecht werden kann, denn der Aufstieg vom Geheimtipp zum umjubelten Act der Stunde ging wahrlich rasant vor sich. Die sympathischen Jungs aus Bergen können aber von Beginn weg überzeugen, obwohl der Sound (auch hier) schwer zu wünschen übrig lässt und vor allem die Höhen ohne Ohrenstöpsel kaum auszuhalten sind. Ist aber schweineegal, denn die Songs vom aktuellen Album „Youngblood“ kann eh schon jeder mitsingen, und Altbekanntes wie "Blaze Of Ashes" und "Threshold" sowieso. Das Gitarrenduo Ice Dale/Thomas Tofthagen zählt meiner Meinung nach momentan zu den besten im Rocksektor überhaupt - unglaublich, welche Melodic-Abfahrten sich die beiden liefern, dabei noch Späßchen machen und in die Menge grinsen. Toschie ist wie immer ein Augen- und Ohrenschmaus und kommt geschniegelt mit Hemd und Krawatte auf die Bühne, die Rhythmus-Sektion tritt kräftig Arsch und "Neuzugang" Espen am Bass hat sich gut eingelebt. Zusammen bietet man dem Gelsenkirchner Publikum eine furiose Show ohne Hänger, mit viel Dynamik und Spielwitz, und wird so der Position im Billing heute mehr als gerecht. [-mike-] Kann man eine Band, bei deren Namen die meisten mit den Schultern zucken und von der es noch nicht mal ganze Songs im Internet zu finden gibt, als Co-Headliner antreten lassen? Offenbar haben sich die RockHardler darüber auch lange den Kopf zerbrochen, und ob es Sinn macht kann ich auch nach dem Auftritt von ASHES OF ARES nicht sagen. Fakt ist: die neue Band von Matt Barlow, Freddie Vidales (beide ex-ICED EARTH) und Van Williams (ex-NEVERMORE) klingt wie eine Schnittmenge aus diesen beiden Bands, und jeder der gehofft hat, Mister Barlow würde sich den einen oder anderen ICED EARTH-Klassiker aus seinem Rotschopf bürsten, hat sich zu früh gefreut. Man muss den Herren schon einen gewissen Mut zugestehen, heute hier ausschließlich mit eigenen Songs anzutreten, die noch niemand vorher je am Stück gehört hat. Die spielerische Klasse lässt aber schnell vergessen, dass das hier der allererste Gig der Ami-Truppe überhaupt ist. So ganz überzeugen kann man die doch recht zahlreich angetretenen Fans dann aber auch wieder nicht. Denn auch wenn man den „heimgekehrten Sohn“ feiert (Matt hat hier vor zwei Jahren eines seiner letzten Konzerte mit ICED EARTH gespielt), so bleibt ob der Unbekanntheit doch ein schaler Beigeschmack, der hoffentlich durch ein bald erscheinendes Album wettgemacht wird. [-mike-] Nachdem ich U.D.O. erst vorige Woche auf der „Full Metal Cruise“ gesehen hatte, wollte ich mir den heutigen Gig eigentlich nur der Vollständigkeit halber antun. Was hätte ich versäumt! Der Herr Dirkschneider kann’s immer noch, und stimmungsmäßig hätte man keinen besseren Freitags-Headliner wählen können. Die im Grunde doch recht einfachen Songs zum Mitklatschen und –schunkeln machen sogar den Umstand wurst, dass es in der Mitte des Sets zu regnen beginnt. Der kleine Mann mit der unverkennbaren Stimme, den manche Zyniker ja bereits dutzende Male abgeschrieben haben, blies mit kompetenter Band im Rücken ein buntes Potpourri von alten Hits („Animal House“, „Time Bomb“, "Mean Machine") und neuerem Zeug („Rev-Raptor“, "Steelhammer") ins Amphitheater. Das vollzählig erschienene Publikum huldigte dem sympathischen Brüllwürfel mit Guter Laune und Mitsing-Aktionen, Udo erwiderte prompt mit ACCEPT-Klassikern wie "Screaming For A Love Bite" und "Metal Heart". Dieser Kerl ist wirklich nicht kaputt zu kriegen, und nach jedem Tiefschlag bekommt Udo noch mehr an Fahrt. Da war auch ganz schnell vergessen, dass es nur noch knackige fünf Grad hatte, als die Zugabe „Balls To The Wall“ in der Gelsenkirchner Nacht verhallte. Ich sage: so muss Metal! [-mike-]

Alte Männer wie wir sind, haben wir am Samstag SLINGBLADE und HORISONT gleich mal gespritzt – von Ersteren kam uns aber durchwegs Negatives zu Ohren und Zweitere haben wir wenigstens noch von weitem gehört. Die ersten Arschtreter bekommt das noch verschlafen blinzelnde Festival-Volk dann von den schwedischen Rotzrockern MUSTASCH, deren Frontmann und Rampensau Ralf Gyllenhammar es allein schon wert ist, zumindest jetzt ausgeschlafen im Amphitheater zu stehen, sitzen oder liegen. Mit deftigen Ansagen wie „Prost ihr Säcke!“, Dauergrinser und einem Ausflug ins Publikum verdient sich der gesanglich ein wenig an Glenn Danzig erinnernde Frontklotz im Handumdrehen Sympathiepunkte, unterstützt wird er dabei von hinten durch eine tight pulsierende Rock-Kapelle. Das macht gute Laune beim ersten Bier dieses Nachmittags, der sich wolkenverhangen, aber zumindest trocken präsentiert. Die früher oft zitierten METALLICA sind längst nicht mehr das Um und Auf im MUSTASCH-Sound, dafür ist die Band viel zu sehr im Rock verwurzelt, und nicht so sehr im Metal – obwohl auch dieser noch ab und an durchschimmert. Mit dem bereits siebten Studio-Album "Sounds Like Hell, Looks Like Heaven" und ein paar Oldies im Gepäck ist man heute in Gelsenkirchen stilsicher und zur rechten Zeit unterwegs! Da darf man dann auch schon mal gerne zehn Minuten überziehen… [-mike-] Die Soundprobleme zogen sich auch am zweiten Tag dahin, auch das Rumpel-Kommando von DESASTER, welche übrigens von Ösi-Import Bruder Cle als die beste deutsche Black/Thrash-Band angesagt wurden, litt unter einem extrem breiigen Gemisch. Wobei, bei einer DESASTER-Show der Sound ja an sich nicht oberste Priorität genießen muss. Das tun die wild in die Menge geboxten Tracks, die allesamt ihre Wirkung erzielen. Sei es jetzt „Devil´s Sword“ vom legendären Debüt „A Touch Of Medieval Darkness“, „Phantom Funeral“, das kultige „Teutonic Steel“ oder „Satan's Soldiers Syndicate“. Dass die Koblenzer SLAYER huldigten war eine absolut feine und in Anbetracht des Todes von Kult-Gitarrist Jeff Hanneman gut zu heißende Sache („Black Magic“ übrigens!), und dass bei einer DESASTER-Show zum Schluss immer und überall der „Tormentor“ von KREATOR herhalten muss, weiß der geneigte DESASTER-Lunatic ja sowieso, obwohl die Koblenzer auf genügend eigenes Material vertrauen können, wie die erste Zugabe „Metalized Blood“ eindeutig unter Beweis stellte. Aber auch mit fremden Federn haben sich die vier Herren von DESASTER ordentlich geschmückt und waren das erste heftige musikalische Gewitter dieses Tages! [-reini-] DESASTER Setlist (ohne Gewähr usw. usf.): Devil´s Sword - Phantom Funeral - Divine Blasphemies - Satan´s Soldiers Syndicate - Hellbangers - Black Magic; Encore: Metalized Blood - Tormentor. Ausgerechnet bei den schwedischen Düsterfritzen von NAGLFAR (Glatze mit Bart ist das neue Corpsepainting!) beginnt die Sonne durch die Wolken zu brechen. Aber ganz so böse ist das Quintett, das 2007 wegen eines Fluglinien-Streiks nicht am RHF spielen konnte, dann doch nicht unterwegs. Überraschend offen sind die Songstrukturen, was sich in einer nicht unwesentlichen Death Metal-Schlagseite manifestiert - Kristoffer "Wrath" Olivius war immer schon ein Querdenker, der gern mal über den konservativen Schwarzmetall-Tellerrand blickt. Nur der Sound ist – wie bei fast allen Bands außer U.D.O. bisher – unter aller Sau. Schade, denn NAGLFAR fahren ein zünftiges Brett, das man aber nur am VIP-Klo mit optimalem Sound geliefert bekommt. Den Nordländern ist’s – wie den meisten anderen Festival-Nasen auch – herzlich egal, und sie nageln sich durch ein Hitfeuerwerk, das bis zum „Vittra“-Album zurückreicht: "The Darkest Road", "As The Twilight Gave Birth To The Night" und "I Am Vengeance" werden da unter anderem auf die Bühne betoniert, abgerundet durch "Pale Horse" und "Bring Out The Dead" vom aktuellen Album "Téras". Am Ende scheint die Sonne - am Himmel und den Leuten aus dem Arsch. Und für uns wird es Zeit sich während ENSIFERUM um ein QUEENSRYCHE-Autogramm anzustellen. [-mike-] Das ist ja einer der großen Pluspunkt am Amphitheater: man versäumt eigentlich nix, denn die Bühne ist fast von überall gut einzusehen - auch vom Autogrammstand. Und ENSIFERUM bieten eh wenig Neues und viel Gewohntes, fahren einen souveränen Set und verbreiten von Beginn weg gute Laune. Diese äußert sich dann vor allem durch intensive Circle-Pits und schunkelnde Fans, und die erstklassige musikalische Darbietung steht heute außer Zweifel. Nur das inflationäre Auftauchen auf jedem noch so hinterwäldlerischen Pagan-Festival hat der Band letztendlich mehr geschadet als genützt, ähnlich wie ihren Landsmännern von FINNTROLL. „ENSIFERUM? Des geht jo gor nit!“ hat da einer unserer Tiroler Freunde angemerkt – aber ENSIFERUM geht sehr wohl, heute und hier. Und als dann wirklich am Ende des einstündigen Sets keine einzige Wolke mehr am Himmel ist und die lederbeschurzten Wikinger und –innen zum finalen Donnerschlag "Iron" anheben, ist das Leben dann doch süß wie der Met. ENSIFERUM können viele Leute laut eigener Aussage anscheinend zwar nicht mehr sehen, der doch recht kräftige Zuspruch heute Nachmittag sagt mir aber: die Fünf haben trotzdem alles richtig gemacht. Skol! [-mike-] Die perfekte Rock’n’Roll Show, nicht mehr und auch nicht weniger boten die dänischen Spaßgesellen von D-A-D. Auch die anfänglichen technischen Probleme mit dem Gitarrengerät von Jesper Binzer konnten das Quartett nicht aus der Ruhe bringen. Dreh- und Angelpunkte bei D-A-D sind ja sowieso Sänger Jacob Binzer, dessen skurril-witzige Ansagen über den kompletten Gig hin in charmant gebrochenen Deutsch stattfanden, und natürlich Bass-Chamäleon Stig Pedersen, der während der 75 Minuten nicht weniger als sechs verschiedene Bass-Modelle zum Bestaunen offerierte (komisch - ich hab nur vier gezählt...; Mike). Wer als zweiten Song schon ein „No Fuel Left For The Pilgrims“ raushaut, immer wieder gekonnt zwischen aktuellen und kultig-altem Material hin- und herwechselt und einen Fronter wie Jacob Binzer sein Eigen nennt, der kann im Rock’n’Roll Business sowieso wenig falsch machen. Alleine Ansagen wie „Wir haben zwei Sachen um Konzert zu machen: Liebe aus Gelsenkirchen und Talent aus Dänemark – Verstehen Sie was ich sage?“ waren einfach nur köstlich! Auch die Laust-Verarsche - wie ich sie genannt habe- („Komm zu Laust, wir wissen Du schaffst es“) die schlussendlich damit endete, dass Schlagwerker Laust Sonne in seinem Drum-Riser zum Bühnenrand gefahren wurde um sich in selbigen fast auf 90° Niveau hochzudrehen. Darüber hinaus offerierten uns D-A-D den überdimensionalen und beleuchteten Kuhschädel als Backdrop, reichlich Pyros, die verpfeffert wurden und zum Schluss – logisch – Pedersens funkensprühenden Helm. Die kultigen Ansagen zogen sich durch den ganzen Gig und gipfelten vor dem abschließenden „Sleepin' My Day Away" in ein kongeniales „Morgen ist ein magischer Tag, morgen keine Schule, morgen keine Arbeit, morgen nur Schlafen!“ Besagter Über-Hit der Dänen wurde dann in einer über zehn Minute dauernden, von immer wieder eingewobenen Jams veredelten Version dargeboten und beendete einen wahrhaft unterhaltsamen, aber auch wertigen Gig der dänischen Spaßgesellschaft. [-reini-] Sicher waren viele der Meinung, dass QUEENSRYCHE ohne Geoff Tate nicht funktionieren würden, aber spätestens 30 Sekunden nach dem übermächtigen Opener „Queen Of The Reich“ dürften große Teile der Anwesenden Neo-Sänger Todd LaTorre in ihr Herz geschlossen haben. Der Kerl leistete sich während der kommenden 90 Minuten kaum einen Aussetzer (eine leichte, aber nur minimale Unsicherheit konnte der Rezensent bei „En Force“ heraushören), wieselte agil über die Bühne und kam auch in seinen Ansagen überaus sympathisch rüber. Der Rest der Band schien irgendwie von jeglichen Zwängen befreit, als ob man jahrelange Fesseln von Michael Wilton, Parker Lundgren, Eddie Jackson und Über-Dummer Scott Rockenfield entfernt hätte. Dazu kam natürlich noch eine Setlist zum Niederknien. Dreh- und Angelpunkt der Show war das „The Warning“ Album, von dem man gleich sage und schreibe fünf Tracks darbot. Der Rest konzentierte sich auf einmal „Rage For Order“ („Walk In The Shadows“ ist auch mit LaTorre ein Hit!), dem „Mindcrime I“-Dingens, sowie zwei neuen Tracks. „Redemption“ kannte man ja schon aus dem Netz, aber „Fallout“ feierte in Gelsenkirchen Live-Premiere und überzeugte ebenso wie das kommende, selbst-betitelte Album der zu alter Frische zurückgekehrten Seattle-Rocker. Gänsehaut-pur bei der ersten Zugabe „Take Hold Of The Flame“ und ganz zum Schluss würdigten die Mannen dann auch endlich das „Empire“-Album in Form des Titeltracks. Auch wenn jetzt natürlich zig weitere Klassiker in der Setlist von QUEENSRYCHE gefehlt haben (die könnten wohl vier Stunden spielen und noch immer würde es Raunzer geben, dies oder das hätte gefehlt!), war dieser Auftritt einer (wieder) hungrigen und frischen Band mit einem agilen und beeindruckenden Sänger ein durch und durch magisches, ein zu höchst intensives Erlebnis! [-reini-] Setlist QUEENSRYCHE (ohne Gewähr usw. usf.): Queen Of The Reich - Speak - Walk In The Shadows - The Whisper - En Force - Redemption - Fallout - Child Of Fire - Warning - The Needle Lies - Prophecy - Roads To Madness - My Empty Room - Eyes Of A Stranger; Encore: Take Hold of the Flame - Empire.

Da wir alle brav aufgegessen haben, scheint uns am Sonntag enorm die Sonne - hach, auf den Wetterbericht kann man sich halt auch nicht mehr verlassen, der sagte nämlich was ganz anderes. Also schnell mal Sonnencreme aufgetragen, die Pornobrille adjustiert, und auf geht's ins Theater. Obwohl wir alt sind, fühlen wir uns extrem frisch, und lassen die ersten zwei Bands ATTIC und GOSPEL OF THE HORNS gleich mal wieder aus. Es ist einfach zu früh, und eines brauchen wir hier nicht: Stress. Pünktlich zu ORDEN OGAN finden Kollege Reither und ich uns im Halbrund ein, zuzeln am Gerstensaft und lassen uns von den teutonischen Powermetallern aus dem benachbarten Arnsberg berieseln. Obwohl zu den treibenden Songs auch Headbangen zu dieser frühen Stunde durchaus funktioniert, schonen wir uns lieber für den King. Den Jungs rund um Front-Gestein Seeb Levermann ist's egal, zügig galoppieren sie durch einen Set, der aktuelle Kracher wie "To The End", "Angel's War" und "The Things We Believe In" mit ein paar alten Hadern vereint. Zwar sind die Ansagen zwischendurch ein wenig zu lang und wenig animierend ("...wir wollen jetzt den größten Circlepit aller Zeiten sehen!" ...gähn), aber insgesamt kommen die Sauerländer gut an, auch wenn viele heute nur des Schattens wegen vor der Bühne stehen. "We Are Pirates" (inklusiveeiner "Wall Of Arrrrrr") oder "This World Of Ice" bringen auch den müdesten Headbanger zumindest zum wohlwollenden Nicken und die ewigen Nörgler fürs erste zum Schweigen. Sympathische Jungs, durchaus passabler Set! [-mike-] Sie hätte noch nie auf einem derartigen Festival gespielt, noch nie vor (fast) ausschließlich Metal-affinem Publikum: ORCHID haben in ihrer jungen Karriere hauptsächlich die Doom-Klientel bedient – dementsprechend nervös seien Sänger Theo Mindell und seine Truppe vor diesem für sie so wichtigen Auftritt gewesen. Spätestens 30 Sekunden nach dem Einstieg mit dem Titeltrack des aktuellen Chartbreaker- Albums „The Mouths Of Madness“ waren jegliche Zweifel der Band bei Seite gewischt. Gelsenkirchen, oder sagen wir große Teile davon, lagen den Frisco-Psycho-Doomstern zu Füßen und Sänger Mindell war ob dieser teils euphorischen Reaktionen sogar zu Späßen aufgelegt: „Californian Hippies brought the Sun allover you“ kam es dem Morrison/Ozzy Act-Alike ob des einsetzenden Sonnenscheins über die Lippen. In weiterer Folge wechselten sich Stücke von MoM mit jenen des Debüts „Capricorn“ ab, Highlights waren sicher das schnellere „Wizard Of War“, die Capricorn-Stücke „Eyes Behind The Wall“, der Titeltrack bzw. „He Who Walks Alone“, sowie das echt geile „Silent One“! Schlaghosen, der 70ies-Retro-Stil aller Musiker und ein gewaltiger Haufen an Spielfreude und basischer Zurückhaltung (nicht mal ein Backdrop montieren die Frisco-Boyz) markierten einen überaus sympathischen und auch mitreißenden Auftritt einer Band, von der wir in Zukunft wohl noch viel hören werden. [-reini-] Nach den gemächlichen Siebziger-Klängen bin ich dann mal gespannt auf die Veteranen von TANK. Gut, vom Original-LineUp sind eh bloß noch die beiden Gitarristen Mick Tucker und Cliff Evans übrig. Und nachdem Ur-Sänger Algy Ward kürzlich beschlossen hat, ebenfalls unter dem TANK-Banner solo zu musizieren (QUEENSRYCHE lassen grüßen...), hat man sich kurzerhand den ehemaligen DRAGONFORCE-Fronter ZP Theart gekrallt. Das jedoch erweist sich teilweise als Schuss in den Ofen. Selbstdarsteller Theart macht aus dem einstündigen Set eine One-Man-Show, befeuchtet Fotografen, Securities und die ersten Reihen mit Unmengen an Wasser, post peinlich und singt nebenbei ein wenig - und kann dem guten alten Algy, so schrullig er auch sein mag, nicht wirklich das Wasser (sic!) reichen. Nach den ersten drei Tracks, die in guter alter TANK-Manier rausgedonnert werden und auch gleich für gute Laune nicht nur unter den Altvorderen sorgen, geht's mit dem Niveau und dem Drive dann schnell bergab. Da können auch Klassiker wie "Power Of The Hunter" und "The War Drags Ever On" zum Abschluss nicht mehr viel retten. Für mich (und viele andere auch) erscheinen die NWoBHM-Legenden deswegen heute etwas blutleer, ja gar deplaziert, aber ihren Spaß scheinen sie trotzdem zu haben. Im Gegensatz zu den Fotografen, die dann gleich mal ihr Equipment ins Trockene bringen...[-mike-] Nach diesem mittelmäßigen Desaster haben THRESHOLD gleich einen noch viel besseren Stand. So tragisch der Tod des unersetzbaren Mac auch war und ist, so großartig erweist sich der Griff zu Damien Wilson, der ja bereits einige Male bei den Briten-Proggern zugegen war. Voller Elan und Spielfreude zaubert das Sextett Juwelen wie "Mission Profile" und "Light And Space" in die frühe Abendluft, "Ashes" vom aktuellen Album kommt enorm mit brilliantem, wenn auch teilweise etwas zu lautem Sound. Einzig "Pilot In The Sky Of Dreams" bremst den Set ein wenig, hier hätte man noch ein, zwei kurzweilige Tracks einbinden können. Aber allein dem etwa 1.65m großen Trommelwirbelwind Johanne James zuzusehen macht Spaß, und mit "Slipstream" kann man den eh schon grandiosen Set dann noch schön abrunden. THRESHOLD sind so stark wie schon lange nicht und strotzen nur so vor Energie. Und nach 60 Minuten Prog-Zauber überlässt man die Bühne dann der Überraschung des Festivals...[-mike-] SEPULTURA waren – überaschenderweise – eine Macht! Keine Band konnte auf dem diesjährigen Rock Hard Festival derartige Pits hervorzaubern wie die Brasilo-Thrasher. Da half natürlich auch der Mega-Einstieg mit „Troops Of Doom“, „Refuse/Resist“ und dem saugeilen Titeltrack des aktuellen „Kairos“-Albums. Auch bin ich der Meinung, dass die Band seit dem Einstieg von Jung-Drummer Eloy Casagrande einiges an Dynamik und Abwechslung dazugewonnen hat. Zwar konnten SEPULTURA in der Mitte des Sets mit diversen Neugewächsen (u.a. „Choke“, „The Treatment“) dieses Level nicht halten, aber spätestens ab „Biotech Is Godzilla“ war wieder alles im Lot. Danach folgte das hauptsächlich von Kisser/Paolo Jr. rausgerotzte TITÃS-Cover „Policia“, bevor man der Meute mit „Territory“ bzw. „Arise“ endgültig den Gnadenstoß versetzte. Die Zugaben waren dann eher vorhersehbar, wenngleich sie ja heutzutage zu einer SEPULTURA-Show einfach dazugehören: „Ratamahatta“ und „Roots Bloody Roots“ sorgten zum Abschluss noch einmal für reichlich Bewegung im Pit und man darf SEPULTURA zu Gute halten, dass dieser Gig auf dem RH-Festival 2013 einer der wirklich besseren der letzten Jahre war – und ich hab die Truppe um Andreas Kisser in den letzten Jahren einige Male genießen dürfen. [-reini-]

Und dann endlich...KING DIAMOND! Die Spannung war definitiv am Knistern; es war wohl DER Event, dem nahezu alle Anwesenden mit einer gewissen Grund-Nervosität entgegengefiebert haben. Wird der KING es schaffen das atemberaubende Niveau, welches seine Tonträger auszeichnet auch live umzusetzen? Nehmen wir die Spannung raus, der KING konnte das und noch viel mehr: Als der schwarze Vorhang, der die Bühne vor neugierigen Blicken schützte, fällt, das Intro vom „Fatal Portrait“ Album ertönt und die Band in „The Candle“ einsteigt gibt es im Publikum kein Halten mehr: the KING is back in Germany! Das Bühnenbild ist atemberaubend; die Backing-Band (mit dem Gitarren-Duo Mike Wead und Andy LaRocque!) tight bis in die Haarspitzen und als der KING dann oben auf der Balustrade auftaucht (die Bühne besteht aus zwei Treppen, einem Friedhofszaun am Bühnenrand, einem Laufsteg – die Balustrade! - über dem ein riesiges Pentagramm prangt und zwei riesigen umgedrehten Kreuzen, die links und rechts im Bühnenhintergrund prangern. Dazu kullern auf der Bühne Dinge wie ein Schädel, Grabsteine und Grabkerzen herum), die ersten Töne von sich gibt, hat auch der Rezensent, der eng-zusammengequetscht im Fotograben ein paar Schnappschüsse erhaschen möchte, eine mächtige Gänsehaut auf den Händen… Im Endeffekt bietet der in die USA emigrierte Däne seinen Jüngern genau die versprochene, perfekt inszenierte Melange aus progressiv-angehauchten Heavy Metal und theatralischen Horror-Elementen. Grandma schaut bei „Welcome Home“ vorbei; die Performance-Künstlerin kommt auch als Miriam bzw. Voodoo-Tänzerin Lula auf die Bühne, der KING soliert bei „Up From The Grave“ alleine und nebelumhangen auf der Bühne, und war man zu Anfangs ob des Zaunes und der dadurch vorhandenen „Abgrenzung“ ein wenig skeptisch, als dieser beim Instrumental-Track „Let It Be Done“ dann aber entfernt wurde, waren auch beim KING persönlich jegliche Resentiments gefallen: er kommunizierte gerne und oft mit dem Publikum, bedankte sich nicht nur einmal für das Vertrauen und den gewaltigen Empfang und feuerte gleich das doch eher selten gespielte „Dreams“ (vom 95er Album „The Spider´s Lullabye“) ins Auditorium. In weiterer Folge durfte Schlagwerker Matt Thompson kurz solieren, bevor der KING und seine Gefolgschaft mit dem "Give Me Your Soul…Please!“-Beitrag „Shapes Of Black“ eine weitere Überraschung in der Hinterhand hatte. Göttlich die beiden MERCYFUL FATE-Beiträge „Come To The Sabbath“ bzw. „Evil“, und mit „Eye of the Witch“ verabschiedete sich die Horrormeute das erste Mal; doch die Meute wollte natürlich mehr, viel mehr… Drei Knaller sollten es dann schlussendlich noch werden: „The Family Ghost“ von „Abigail“, „Halloween“ vom Debütalbum „Fatal Portrait“ und die mittlerweile dritte Zugabe „Black Horsemen“ (wieder von „Abigail“), beendeten ein Konzert, welches (fast) allen Anwesenden noch lange, sehr lange in Erinnerung bleiben wird [-reini-] KING DIAMOND Setlist (ohne Gewähr usw. usf.): The Candle - Welcome Home - At the Graves - Up from the Grave - Voodoo -Let It Be Done - Dreams - Sleepless Nights - Drum Solo - Shapes of Black - Come to the Sabbath - Evil - Eye of the Witch; Encore: The Family Ghost; Encore 2: Halloween; Encore 3: Black Horsemen. Und das war's auch schon wieder für heuer, das Wetter hielt, die Leber auch und der Tinnitus hält sich in Grenzen. Abschließend noch ein kleines Plusminus eines der besten Festivals nicht nur im deutschsprachigen Raum: Die Maxime "Von Fans für Fans" steht auch 2013 über allem anderen, und man weiß hier sehr wohl, wo der Wohlfühl-Faktor für Metalheads liegt. An Organisation, Logistik und Drumherum gibt's auch gar nicht viel zu meckern. Heuer hat man das Angebot noch um einen externen Metal Market erweitert, der auch für Nicht-Besucher zugänglich ist, die Toiletten-Situation bekommt man immer noch nicht wirklich in den Griff (was aber auch an den Benützern selber liegt), und die Security ist wie immer sehr kompetent und zurückhaltend. Fragwürdig ist für mich die Präsenz der "Bandidos" mit einem eigenen Stand am Gelände, ebenso wie die zu 90% beschissene Tontechnik. Ja, klar, das Amphitheater ist soundtechnisch sicherlich eine Herausforderung. Aber Bands mit eigenen Tontechnikern wie etwa QUEENSRYCHE schaffen es durchaus, aus der Anlage das Beste rauszukitzeln. Da wird hoffentlich dran gearbeitet, denn wenn wir 2014 wieder im Halbrund stehen wollen wir auch mal ohne Ohrstöpseln was hören. Und dass die Kollegen Kühnemund, Albrecht, Kaiser und Co. ein gutes Händchen für eine fast perfekte, abwechslungsreiche Bandauswahl haben, müsste man eigentlich hier gar nicht mehr erwähnen. Einmal RHF, immer RHF sozusagen. In diesem Sinne: auf ein Neues! [-mike-]


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