24.05.2014, Livestage

LIFELESS - Gates of Death

Text: Laichster | Fotos: Laichster
Veröffentlicht am 27.05.2014

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Waren Death Metal Shows in letzter Zeit im Metalland Tirol eher rar gesäht, so freut man sich am heutigen Tag auf einen besonderen Todesblei-Act in der Innsbrucker Livestage. Alpine Steel präsentiert dem alpenländischen Metalhead an diesem friedlichen, lauen Samstagabend LIFELESS aus Germany um die Landeshauptstadt mit gnadenlosen Oldschool-Riffs in Schutt und Asche zu legen. Vorbereitet wird dieses höllisches Inferno durch den nicht minder brutalen Support in Form der Death - Thrash Jünger INFEST und den Black - Pagan Warriors von PANYCHIDA. Ein Schlachtfest für jeden Freund des gepflogenen Todesbleis mit Hang zum Nackenbruch. Gegen 20:00 Uhr beginnt sich die Location mit den üblichen Die - Hard Verdächtigen zu füllen und man freut sich gemeinsam nach einem Aufwärmungsbier an der Bar auf das nun folgende Inferno aus den Untiefen der Hölle! PANYCHIDA Um 20:20 Uhr steigt der Fünfer rund um Fronter Vlčák auf die Bretter der Livestage um den heutigen Abend im Zeichen des Stahls zu eröffnen. Die Tschechen spielen Pagan - Black Metal und legen gleich ohne Rücksicht auf Verluste los. Die Herren sind trotz langer Anreise in Topform und werken gekonnt auf ihren Instrumenten. Stilistisch gekennzeichnet durch Black Metal Gekeife, wird in den Songs auch auf standardmässiges Growling zurückgegriffen, welches durch harte Riffs mit zum frühabendlichen Headbangen animierenden Rhythmus abgerundet wird. Die Crowd lässt sich auch nicht Lumpen und nimmt den gut gewürzten, blutig abgebratenen Aperitifhappen, der ihr zum Fressen vorgeworfen wird hungrig auf und es versammeln sich die ersten Headbanger vor der Bühne. Sänger und Band haben sichtlich Freude am positiven Feedback und zeigen sich durch agiles Stageacting und heroischen Posing zu Ehren der Anwesenden erkenntlich.

Wenn man sich nun noch gefragt hat warum diese Band bei so viel brachialer Gewalt auch in den Pagan Bereich zu rechnen ist, so wird man spätestens ab dem ersten Genre typischen Geduddel aufgeklärt. Ist der Stormbringer Reporter doch normalerweise solchen Einlagen gegüber sehr kritisch, muss doch festgestellt werden: Hier passt es ins Soundbild und regt neben gnadenlosen Headbangen auch zum dezenten mitschunkeln an. Nach 45 Minuten geht der Opener von der Bühne und es darf von einem soliden, engagierten und äußerst sympathischen Auftritt gesprochen werden welcher als perfekter Anheizer für das nun folgende Massaker gedient hat. INFEST Die Death - Thrash Combo aus Serbien durften zuletzt vor einem Jahr beim ebenfalls von Alpine Steel organisierten Darker Than Space Konzert als Support für ihre Landskollegen SPACE EATER betrachtet werden und haben bereits dort mächtigen Eindruck hinterlassen. In der Zwischenzeit wurde der Longplayer "Cold Blood War" (zum Review) veröffentlicht, welcher eine enorme Leistungssteigerung der Band in Sachen Studiosound demonstrierte. So ist man gespannt auf die livetechnische Entwicklung der Band und die Wirkung des neuen Materials auf den Bühnen der Welt.

Mit "Onward to Destroy" vom gleichnahmigen 2009er Album geht es brachial ins heutige Set und INFEST stellen von der ersten Minuten an klar wie man eine ordentliche Abrissbirne mit Suchtfaktor abliefert! Bluttriefende Riffs und alles vernichtender Drumsound, gepaart mit einem fanatischen Fronter der die Menge zum kochen bringt. Headbangen ist hier der falsche Ausdruck, genickbruchähnliche Nahtoderfahrung trifft es eher und es dauert nicht lang bis sich der erste Moshpit des Abends bildet. Der Band fliegen verdienter Weise die Sympathien entgegen und Stagediven ist erwünscht und gerne gesehen. Ab dem zehnten Wahnsinnigen der sich per Hechtsprung auf die gierige Meute wirft gibt man das Zählen auf und begibt sich nach kurzer Verschnaufpause kombiniert mit Bieraufnahme zurück zum infernalen Treiben. In der Hitze des Gefechts entert ein tollwütiger, textsicherer, in heimischen Landen berühmt berüchtigter Fan die Bühne und übernimmt die Vocals, was weder die Band stört noch irgendwie unterbunden wird. Eine solche Aktion bringt Sympathie ohne Ende ein und zeigt absolute Fannähe! Der Schweiß tropft dem Schreiberling mittlerweilen schon von der Stirn als mit "Cold Blood War" endgültig bewiesen wird: Das Material des letzten Albums killt live alles was nur im entferntesten nach lebender Biomasse aussieht und INFEST werden heute keine Gefangenen machen!

Mit "Terror Lord" gibt Fronter Vandal dem Schreiberling endgültig den Gnadenschuss und man zieht sich dezent zur Seite zurück um den sich abspielenden Wahnsinn zu beobachten. Der Sound der Band ist aus sicherer Entfernung betrachtet immer noch gleich brutal wie Frontrow und mit der Zugabe "Stronger than any God" wird das extrafette Inferno nach einer viel zu kurzen knappen Stunde beendet. INFEST haben alles in Schutt und Asche gelegt und diese Darbietung sollte als Lehrstück für Nachwuchsbands im Fachunterricht "Energiegeladene Shows" vorgeführt werden! Setlist: - Onward to Destroy - Deathrash Sodomy - Kill their Weakness - Of everlasting Hate - Slavery to no One - Destroyer of their Throne - Back to the War - Among the Fallen Ones - Cold Blood War - Upon the Suffering - Terror Lord - Demic Wrath - Hate is Cold ------------------------------------ - Stronger than any God LIFELESS Nach der blutigen Schlacht mit INFEST ist es dringend an der Zeit sich an der Bar zu erfrischen, um mit neu aufgetankter Energie zurück in den Schützengraben zu springen und dem nun folgenden Mörserfeuer von LIFELESS ausgesetzt zu werden. Unsere nördlichen Nachbarn sind der lautstarke, lebende Beweis dafür dass Old School Death Metal der Spielweise ASPHYX nicht tot zu kriegen ist und nach wie vor am Puls der Zeit steht. Mit ihrem 2013er Album "Godconstruct" (zum Review) haben die Dortmunder bereits bei mir ordentlich Eindruck hinterlassen und nachdem der letzte München Gig der Todesmetaler aufgrund terminlicher Verpflichtungen versäumt wurde freut man sich darauf am heutigen Abend endlich die Herren in Aktion zu erleben. Beim ertönen des sakralen Intros begibt man sich vor die Bühne, um schon beim Einstiegssong "Godconstruct" voll von den musikalischen Qualitäten der Band überzeugt zu werden. Enormer Druck der Gitarren, ein direkt aus den Untiefen anderer Dimensionen erklingender Basssound und ein Schlagzeuger der klingt als würde man im Dauerfeuer einer 60 Pfünder - Kanone ausgesetzt sein. Speedparts mit exzellent vor sich hin growlenden und Gitarre bedienenden Vokalisten Marc Niederhagemann wechseln sich mit doomigen Passagen, welche sich als wahre Nackenbrecher entpuppen. Genau so muss Death Metal der schwedischen Schule klingen, hart, dreckig und mit dem Gefühl von einem Panzer überrollt zu werden.

Aufgrund der vorherigen, durch INFEST zelebrierten energieraubenden Vernichtung sind die Reaktionen auf LIFELESS leider etwas verhaltener, obwohl die Band technisch gesehen mindestens die gleiche Publikumseskalation verdient hätte. Die Protagonisten lassen sich trotzdem nicht demotivieren und spielen grandios auf. Am Sound gibt es nichts zu meckern und mit "Blood for the Gods" wird eine Walze der Sonderklasse präsentiert. "Moribound" drückt noch einmal gewaltig viel rohe Power von den Brettern ins Publikum und mit "Under the Sign of the Iron Cross" wird die heutige Machtdemonstration in Sachen Old - School Death Metal nach 60 Minuten beendet und es sollte für alle klargestellt worden sein: LIFELESS sind eine Livemacht die ihren Vorbildern um nichts nachsteht! Setlist: - Godconstruct - Towards Damnation - Seed of Hatred - Perdition of the Whore - Sworn to Death - Blood for the Gods - Casket Garden (Dismember Cover) - Retaliation - Moribund - The Truth Concealed - Under the Sign of the Iron Cross Nach der schweißtreibenden Konzertnacht, darf sich der ausgezehrte Reporter noch am reichhaltigen Backstage Buffet bedienen und ist für dieses unerwartete Nahrungsangebot den Herren von Alpine Steel äußerst dankbar. So wie die Veranstalter ihre Bands bewirtschaften ist es nicht einmal auf den größten Konzerten üblich. Lasagne in einer Menge, dass selbst Garfield an seine Grenzen stoßen würde und köstliche Marillen Teigtaschen aus hauseigener Produktion lassen die soeben ausgeschwitzten Kalorien wieder zurück in die Leibesfülle wandern. Wäre ich Musiker, würde ich alleine für dieses Angebot meine Tour über Innsbruck führen! Nachdem man sich bei der Aftershow noch bei einem gemütlichen Bier unterhalten hat, tritt man die Heimreise mit der Vorfreude auf die nächste Alpine Steel Veranstaltung am 19.07.2014 an, bei welcher unter dem Titel "Sacrament of Steel" die kultigen SACRED STEEL dem Fan des Trueness geladenen Metals einheizen werden, von welcher Stormbringer selbstverständlich wieder wie gewohnt ausführlich berichten wird. Thanks für die Pics an Tina Burgstaller! Weiter Fotos könnt ihr in der Galerie zum Event sehen.


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