28.12.2014, Backstage (Werk)

AMORPHIS + AVATARIUM

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 03.01.2015

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Zum Abschluss des Konzertjahres 2014, gab es noch einmal anspruchsvolle Kost auf die Ohren. AMORPHIS hatten sich mit ihrer Jubiläumstour zum 20-Jährigen ihres damals bahnbrechenden Albums "Tales From The Thousand Lakes" am Jahresende angewurzelt, und sich dabei um Leif Edling's Doom-Senkrechtstarter AVATARIUM verstärkt.

Leider ohne den Meister Leif Edling persönlich mussten

AVATARIUM

auskommen, die den Konzertabend schon vergleichsweise früh eröffneten. Entsprechend herrschte auch noch reges Treiben in der zu dem Zeitpunkt kaum halb vollen Halle, da ein Teil der Besucher gerade erst am Ankommen war als die Schweden loslegten. Doch das störte die Musiker nicht, die auf der Bühne komplett in ihrem Klangkosmos aufgingen. AVATARIUM kreierten vom ersten Moment an eine unglaublich dichte Atmosphäre, die von der wunderbaren bluesigen Stimme von Jennie-Ann Smith getragen wurde, deren angenehm unaufgeregte Bühnenpräsenz sich weitab von so manchen pathosschwangeren Stageacting-Peinlichkeiten bewegte. Die schweren, getragenen Doom-Klänge füllten das Backstage Werk, und forderten die Aufmerksamkeit der Zuhörer. Stellenweise konnte man auch den Blick auf Leute erhaschen die von den breiten, von den 70ern inspirierten und mit progressiven Elementen versetzten Klangwelten eindeutig überfordert waren. Denn es war auch wirklich schwere Kost was AVATARIUM darboten, die seit ihrem Debüt-EP "Moonhorse" im Vorjahr bereits als neuer Stern am Doom-Himmel gehandelt werden. Für die Liebhaber der schweren Doomklänge konnte der für eine Vorgruppe mit fast 50 Minuten sehr umfangreiche Auftritt somit kaum lange genug dauern, wohingegen sich der Auftritt für die Verfechter eingängigerer und leichter verdaulicher Klänge vermutlich zog wie Kaugummi. Titel wie "Bird Of Prey" oder auch das selbstbetitelte "Avatarium" vom gleichnamigen Album sind natürlich, ohne lang herumdiskutieren zu müssen, musikalisch große Kunst, aber fordern eben auch Aufmerksamkeit und Auseinandersetzung, und sind demzufolge speziell in einer Livesituation wirklich schwer fassbar. Nichtsdestotrotz konnten sich AVATARIUM für ihren beeindruckenden Auftritt entsprechenden Applaus abholen, auch wenn manchen eher die Erleichterung anzusehen war dass der schwere musikalische Brocken nun vorüber war. Merken sollte man sich die Schweden aber für die Zukunft, denn hier könnte nach dem selbstbetitelten Debütalbum noch einiges mehr an großartiger Musik schlummern...

Setlist:

(Ohne Gewähr) - Moonhorse - Bird of Prey - All I Want - Tides of Telepathy - Deep Well - Pandora's Egg - Avatarium

Schlussendlich doch ziemlich voll präsentierte sich das Backstage Werk dann, als sich

AMORPHIS

anschickten die Bühne zu betreten. Das stimmungsvolle Intro "Thousand Lakes" kündigte bereits von dem Programm das das Publikum heute zu erwarten hatte, so wurde zum 20-Jahr-Jubiläum der Veröffentlichung des "Tales From The Thousand Lakes"-Albumklassikers selbiges komplett und in Originalreihenfolge gespielt. Das damals bahnbrechende Album, das unter den ersten Melodic-Death-Scheiben einzuordnen war, entfaltet auch heute, zwanzig Jahre danach, noch immer seine Wirkung. Entsprechend auch die Reaktionen des Publikums auf lange nicht mehr gespielte Titel wie "First Doom" oder "Forgotten Sunrise", bei denen speziell die jüngeren Semester im Publikum noch nie in den Genuss gekommen waren sie live zu hören. Als eine der erfolgreichsten finnischen Metalbands, konnten es sich AMORPHIS leisten an diesem Abend ausschließlich auf altes Material zurückzugreifen, so hatten selbst die "jüngsten" gespielten Lieder noch immer gute 18 Jahre auf dem Buckel. Es zeigte sich im Verlaufe des Konzertes dass die alten Titel auch mit Tomi Joutsen als Sänger nichts von ihrer Faszination verloren haben, wovon die vielen Leute im Publikum die in Erinnerungen schwelgten oder andächtig der Kombination aus derben Riffs und getragenen Melodien lauschten. Gegen Mitte des Sets musste der Genuss kurzfristig unterbrochen werden, zwecks Zuführung von etwas Frischluft, da das Backstage Werk an diesem Abend (wohl auch dem Einsatz der Nebelwerfer geschuldet) extrem heiß und stickig war. Die gefühlten 100° Temperaturunterschied zu den frostigen -9° im Außenbereich (BRRR!!!) sorgten dafür dass man sich kurzärmelig ausgestattet zum Durchatmen im Club wiederfand, wo es parallel zur musikalischen Kunst im Werk simplen Punkrock auf die Ohren gab. Von diesem Kontrastprogramm ging es dann zurück ins Werk, wo AMORPHIS gerade den Vortrag des kompletten "Tales From The Thousand Lakes"-Albums abgeschlossen hatten, und zeitlich noch weiter zurückgingen um dem Publikum als nächstes, beginnend mit "The Gathering", drei Titel von ihrem Debütalbum "The Karelian Isthmus" zu kredenzen. Da der Abend ganz klar im Zeichen der "alten" Amorphis stand, gab es zum Schluss des Sets hin dann auch noch drei Stücke des 1996er-Albums "Elegy" - vor allem das wunderschöne "My Kantele" erlebte wie erwartet großen Zuspruch von Seiten des Publikums. Das vergleichsweise leichtfüßige "Folk Of The North" von der 1995 erschienenen EP "Black Winter Day" (später auch auf dem Re-Release von "Tales From The Thousand Lakes" enthalten) bildete sodann das Ende der außergewöhnlichen Show, die einen mehr als würdigen Abschluss des Konzertjahres 2014 bildete. Setlist: (Ohne Gewähr) Tales From The Thousand Lakes: - Into Hiding - Castaway - First Doom - Black Winter Day - Drowned Maid - In The Beginning - Forgotten Sunrise - To Father's Cabin - Magic And Mayhem The Karelian Isthmus: - The Gathering - Sign From The Northside - Vulgar Necrolatry Elegy: - Better unborn - Against Widows - My Kantele Zugabe: - Folk Of The North

Für Fans der "softeren" Seite von Amorphis (die sich bekanntlich zwischenzeitlich sehr weit von den harten Klängen abgewandt hatten) war an diesem Abend klarerweise nur wenig interessantes dabei, dafür kamen die Liebhaber hochwertigen Melodic Deaths umso mehr auf ihre Kosten. Es war ein mutiger Schritt von Amorphis sich auf dieser Tour so rigoros auf ausschließlich altes Material zu konzentrieren, dennoch kann man sagen dass dieser Schritt voll aufgegangen ist, wovon ein ziemlich volles Backstage Zeugnis ablegte. Angenehm hervorzuheben auch die Tatsache dass durch den frühen Beginn und die Konzentration auf lediglich zwei Bands der Schluss des Konzertes bereits bei etwa 22:00h lag, was speziell den Leuten mit weiterem Anfahrtsweg sehr zugute kam. Einziger Spielverderber des Abends war lediglich das Wetter, das auf der Hinfahrt zunächst Schneechaos und auf der Rückfahrt dann blitzblankes Glatteis servierte, was selbst bei 4WD-Motorisierung für einen Eiertanz sorgte. Was tut der Metaller nicht alles für seinen Konzertgenuss...


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