13.03.2015, Backstage (Werk)

ENSIFERUM + INSOMNIUM + OMNIUM GATHERUM

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 17.03.2015

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Was für Attribute gibt es für einen Abend, der in jeder Hinsicht aus der Norm fällt? Besonders? Außergewöhnlich? Verrückt? Wahrscheinlich von allem ein bisschen, dann wäre dieses Konzert wahrscheinlich am besten beschrieben. Zunächst einmal - wo war das Konzert? Überraschung - es war wieder einmal im Backstage in München, das für gewisse Stormbringer-Mitarbeiter der westlichen Fraktion bereits zu einer Art zweitem Wohnzimmer geworden ist. Es war überdies auch noch ein Freitag der 13. - Horrorgestalten wurden allerdings an diesem Datum keine gesichtet. Horribel war höchstens streckenweise der Sound, das ist aber eine andere Geschichte... Für den Extrakick an Individualität sorgte die Bandzusammenstellung der Tour, die mit einem Dreierpaket an finnischen Bands (rakastan suomea! - erwähnte ich das schon?) auf den ersten Blick nicht so außergewöhnlich erschien. Doch es trieben sich dann ENSIFERUM, INSOMNIUM und OMNIUM GATHERUM um Münchenum herum, darum, uhm, uhm... Kurz gesagt, wer auch immer diese Tour (in Roadie-Kreisen nur als "die UM-Tour" bekannt) zusammengestellt hat, der muss wirklich Humor haben. Finnischen Humor vermutlich - oder war das alles nur Zufall? Auf jeden Fall zog es genügend Aufmerksamkeit auf sich, um das große Backstage-Werk fast bis auf den letzten Platz zu füllen. Weil es so passend war, avancierte der Abend dann auch sowohl unter Presseleuten als auch unter Zuschauern zum Tag der (schlechten) Wortspiele und Zungenbrecher - Beispiele gefällig? "Soviel UM, umadum!" "Bei INSOMNIUM steht man nicht dumm herum!" "Warum?" "Darum!" "ENSIFERUM INSOMNIUM OMNIUM GATHERUM - sag das dreimal schnell hintereinander! Das ist ein Zauberspruch der drei finnische Bands auf die Bühne ruft!" Aber jetzt wieder zurück zur Ernsthaftigkeit...

Den Anfang machten alle - also

OMNIUM GATHERUM

, um trotz der Bemühung um Ernsthaftigkeit gleich noch einen weiteren Euro in die Wortspielkasse abzudrücken. Es wird bei diesem Bericht vermutlich auch nicht besser werden, da ist schon nach der Einleitung Hopfen und Malz verloren. Letztere, also Hopfen und Malz, flossen in Form des Lieblingsgetränks der Metalheads an diesem Tag im Backstage auch reichlich - eine bemerkenswerte Anzahl an ziemlich gelösten Personen war die Folge. Das tat der friedlichen Stimmung aber keinen Abbruch, und so konnten sich bereits OMNIUM GATHERUM über regen Publikumszuspruch freuen. Nicht nur war bei der Show der ersten Finnen das Publikum schon sehr zahlreich anwesend, es ging auch bereits sehr gut mit! Man fühlte sich bei der Darbietung der sechsköpfigen Truppe spontan ein wenig an die großen Genrekollegen von AMORPHIS erinnert, wohingegen die Komplexität des Klangkosmos eher an die ebenfalls finnischen Kollegen von MOONSORROW denken ließ. Eher ausladend und komplex war also auch das Songmaterial von OMNIUM GATHERUM, lediglich Shouter Jukka Pelkonen bekam nicht so richtigen Druck hinter seine Stimme und lieferte stellenweise etwas schwachbrüstiges Gegrunze ab. Dadurch wartete man unbewusst immer wieder auf eine Art Höhepunkt, eine zwingendere Passage, die dann aber nicht kam. Vielleicht war es auch der eher diffuse Sound, der einiges verschluckte? Dem Publikum war's aber egal, es ließ sich von OMNIUM GATHERUM bereits sehr gut mitreißen und stieg bereitwillig auf die diversen Mitklatsch-Passagen ein. Entsprechend gab es auch für die erste Gruppe des Abends starken Beifall und selbst bei den Texten der schon fast 20 Jahre aktiven Truppe erwiesen sich einige Besucher als sattelfest - was ja bei Openern nicht immer so üblich ist.

Setlist:

- New Dynamic - Soul Journeys - The Sonic Sign - The Unknowing - New World Shadows - Everfields

So wenig wie das Publikum verschlafen war, hatte der Name der nächsten Band

INSOMNIUM

etwas mit Schlaflosigkeit zu tun, auch wenn er gerne fälschlicherweise so interpretiert wird. Viel mehr bezieht sich der Name auf Träume und als träumerisch konnte man den Sound der Finnen dann auch am ehesten beschreiben. Deutlich mehr als ihre Vorgänger von OMNIUM GATHERUM erinnerte der Sound stark an AMORPHIS und konnte das Publikum auch deutlich mehr fesseln als der Opener. Zudem konnten INSOMNIUM mit halbwegs klarem Mix auch noch die beste Soundqualität des Abends ihr eigen nennen, was für den regen Zuspruch auch nicht ganz unerheblich war. Vom Bestehen her in die gleiche Altersklasse wie die Vorgängerband dieses Abends einzuordnen, teilen sich INSOMNIUM überdies auch noch ein Bandmitglied mit OMNIUM GATHERUM - seit 2011 bedient Gitarrist Markus Vanhala parallel zu seinem bald 20-jährigem Engagement bei OMNIUM GATHERUM auch die Sechssaitige bei INSOMNIUM. Und er ließ es sich auch nicht nehmen beide Shows mit vollem Einsatz zu spielen - und das jeden Abend auf dieser Tour, Respekt! So wenig träumerisch wie die Band auf der Bühne agierte auch das Publikum: Da wurde bis in die hintersten Reihen fleißig mitgeklatscht und auch der Anteil an textfesten Personen war ziemlich hoch. Sogar ein erster zaghafter Moshpit bildete sich - ein durchwegs überzeugender Auftritt von INSOMNIUM!

Setlist:

- The Killjoy - While We Sleep - Every Hour Wounds - Daughter Of The Moon - Black Heart Rebellion - Where The Last Wave Broke - The Promethean Song - Drawn To Black - Ephemeral - Weighed Down With Sorrow

Nach einer weiteren kurzen Umbaupause dann die dritte und letzte Band der finnischen Epic-Folk-Melodic-Death-Warmetal-Vollbedienung:

ENSIFERUM

! Schon bei den Klängen des Openers "March Of War" ging das Publikum steil und daran änderte sich dann im Verlauf des Abends bis auf eine winzigkleine Ausnahme rein gar nichts mehr. Sowohl die neuen Titel ("Heathen Horde", "One Man Army"...) als auch die ältere Stücke wie "Into Battle" oder "Victory Song" zündeten voll und im Zuschauerraum wurde gesungen, geklatscht, gebangt, gemosht und natürlich auch getrunken als gäbe es kein Morgen. Diverse Kollisionen in den teilweise ordentlich wilden Circlepits in der Mitte der Halle gingen alle ohne gröbere Blessuren ab. Eines der Highlights des Konzerts dann zu Beginn des Zugabenblocks - die Musiker tauschten fröhlich ihre Instrumente untereinander und zockten mit sichtlicher Freude ein Cover von JUDAS PRIESTs "Breaking The Law" - da klopfte mit lockerer Hand der Gitarrist den Beat am Schlagzeug, während sich der Schlagzeuger die Klampfe umhängte, der Bassist das Akkordeon übernahm und sich die einzige Dame der Band am Mikro wiederfand. Die Lässigkeit der Durchführung nötigte schon Respekt ab - alleine mangelte es davon ein wenig im Publikum, dessen jüngere anwesende Semester augenscheinlich mit dem Metal-Klassiker größtenteils nichts anfangen konnten und anstatt mitzugrölen einfach doof aus der Wäsche schauten. Gerade dass man nicht kollektiv Biernachschub holen ging... Mit dem Zugabenblock ging es aber dann noch einmal richtig rund, denn dort brachten ENSIFERUM ihre richtigen Kracher unters Volk. Einziger Wermutstropfen der über das komplette Konzert sehr laute aber annehmbare Sound, der während der Zugaben dann doch zu übersteuern anfing. Dem Publikum war's aber egal, denn bei Titeln wie den großartigen "Token Of Time" und "Iron" saß der Text bombenfest - und die Band auf der Bühne wurde beinahe übertönt. Eine verdammt starke Vorstellung aller drei Bands, die an diesem Abend allesamt so richtig einschlugen! Die fertig aber glücklich heimschleichenden Besucher, sowie kleinere Seen aus verschüttetem Bier im Backstage lieferten ein Zeugnis davon ab, dass hier eine richtig amtliche Metal-Party gestiegen war, bei der jeder auf seine Kosten gekommen war!



Setlist:

- March Of War (Intro) - Axe Of Judgment - Heathen Horde - Into Battle - Little Dreamer - Warrior Without A War - Ahti - Smoking Ruins - Two Of Spades - Unsung Heroes - Burning Leaves - One Man Army - Victory Song - Breaking The Law (Judas Priest cover) - From Afar - Token Of Time - Iron


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