27.03.2015, Garage deluxe

TRI STATE CORNER + LION TWIN + LIQUID MEAT

Veröffentlicht am 30.03.2015

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Vorige Woche mehrere tausend Besucher im Zenith, nun eine kleine Veranstaltung in der Garage Deluxe mit erwarteten 50 Besuchern - kontrastreicher könnte das Programm für die Stormbringer-Abordnung nicht sein. Im Endeffekt wurde es dann aber doch fast doppelt so viele Zuschauer als die erwarteten 50, die sich die Bouzouki-Rocker TRI STATE CORNER bei ihrer allerersten Headlinertour ansehen wollten - was die Band natürlich umso mehr freute. Als Toursupport fungierte die Wuppertaler Female-Fronted-Gruppe LION TWIN, die bereits auf der gemeinsamen Tour mit RAGE letzten Herbst mit dabei waren. Als unangekündigter Local Support wurde das Münchner Trio LIQUID MEAT ins Rennen geschickt Der Einlass erfolgte etwas verspätet, da sich das Tagesprogramm durch technische Pannen und das sehr limitierte Platzangebot ziemlich verzögert hatte. So konnte die Supportband, oder besser gesagt, konnten zwei Drittel der Supportbands ihren Soundcheck erst abhalten, als die ersten Besucher bereits im Club waren. Einen Drummer konnte man zunächst noch nicht erblicken, und auch die beiden Herren an den Saiteninstrumenten waren nach kaum fünf Minuten und ein paar Aufwärmübungen durch.

Der angekündigte Beginn von 20:15 Uhr verzögerte sich schließlich auch noch einmal ein wenig, da die Schlagzeugerin von

LIQUID MEAT

mit ihrem Aufbau kurz vor der Show ein wenig spät dran war. So konnten die drei Münchner erst um etwa halb neun loslegen. Und das taten sie dann auch mit Elan - jedoch klappte an diesem Abend für sie nichts so wirklich. Aufgrund zunächst nicht aktiver Monitorboxen und durch die Umbauten am Schlagzeug, wegen deren die Mikrofonie nicht mehr richtig stand, gestalteten sich die ersten zwei Songs noch etwas unrund und chaotisch. Nach Aktivierung der Monitore und korrekter Positionierung der Drum-Mikrofone durch den Tourtechniker besserte sich das Spiel ein klein wenig, blieb aber bis auf ein paar Einlagen am Bass, die spielerisches Können durchschimmern ließen, weitestgehend flach und ausdruckslos. Die Drummerin Manu zeigte relativ einseitiges Spiel, vermutlich geschuldet der Tatsache dass sie mit dem für ihre geringe Körpergröße und entsprechend geringer Reichweite zu großem Drumset zu kämpfen hatte. Nebst suboptimalem Mix eher als Katastrophe zu bezeichnen der Gesang, bei dem sich wortwörtlich die Fußnägel hochrollten, so disharmonisch und bemüht die Darbietung. Auch mehr als seltsam die befremdlichen Ansagen auf Englisch, die gegen Ende hin dann teilweise doch auf Deutsch kamen. Von dem versprochenen "energetischen Power-Groove" (mit einigen Adjektiven mehr, die in schnellem Englisch heruntergerattert wurden) merkte man nicht viel - nachdem die Band wegen Überziehung ihrer Spielzeit schließlich vom Veranstalter von der Bühne geholt wurde, gab es nur sehr mageren Applaus. Die Mutmaßungen einiger Leute im Publikum gingen dahin, dass es sich vermutlich um eine Schülerband handelte die hier einen ihrer ersten Auftritte zockte, aufgrund der herzig zurechtgemachten Drummerin die "einem Feenwald entsprungen schien" (Besucher O-Ton). Doch Sache lag ganz anders - mehr dazu am Ende des Berichts...

Zwischen der Darbietung des Supports und den darauf entsprechend verspätet folgenden

LION TWIN

lagen dann wahre Welten. Nach dem an akustische Folter grenzenden Auftritt des Openers, war es eine wahre Wohltat die klare, kraftvolle Stimme von Liane zu vernehmen, als die Wuppertaler mit "Tristan & Isolde" loslegten. Zwar war die Soundqualität nicht ganz optimal, mit anfangs zu lauten Vocals, und etwas zu dominant abgemischter Leadgitarre, aber das tat der Stimmung sowohl auf der Bühne als auch im Publikum keinen Abbruch. Die fünfköpfige Gruppe wirkte im Gegensatz zu ihren Vorgängern bodenständig und grundsympathisch, und konnte sich binnen kürzester Zeit in die Herzen der Zuschauer, von denen viele noch nie etwas von LION TWIN gehört hatten, spielen. Mit flotten, eingängigen Titeln wie "Eco Warrior" und "Ready To Rock" hatten sie das Publikum voll auf ihrer Seite, und es wurde fleißig mitgewippt und -geklatscht. Mitsingen konnten natürlich die wenigsten, doch die Zuschauer nahmen den Fünfer durch die energiegeladene Performance und das rockige Liedgut durchwegs als äußerst positive Überraschung wahr. Trotzdem LION TWIN mit einigen Schwierigkeiten auf der für sie sehr engen Bühne zu kämpfen hatten, ließen sie sich zu keiner Zeit den Spaß an der Sache verderben. Mit Körperbeherrschung entgingen sie drohenden Kollisionen beim Positionswechsel, und fanden trotz beengten Platzangebotes ausreichend Raum für eine richtig gute Show. Vor allem die Bühnenpräsenz von Fronterin Liane, die wie immer auf die im Female-Fronted-Bereich fast schon obligatorischen Kleidungseskapaden im Sex-Sells-Stil verzichtete, fiel sehr positiv auf. Dazu passend auch ihre leicht rauchige Rockröhre, mit der sie epische Titel wie "Notung" gekonnt intonierte. Geschuldet den Verzögerungen verzichteten LION TWIN auf den Song "Occupy!", aber konnten mit ihrem acht Titel starken Set durchwegs überzeugen. Vor allem der Schlusssong "Day Of Anger" fand an diesem Abend sehr viele Freunde, und es konnten sogar einige Leute im Publikum ausgemacht werden die mitsangen - da hat sich wohl jemand vorher auf YouTube ein wenig informiert, den zu "Day Of Anger" gibt es auch ein Video, in dem Liane ein Duett mit Udo Dirkschneider singt. Den Applaus hatten sich LION TWIN somit für ihren starken Auftritt redlich verdient!

Setlist:

- Tristan & Isolde - Eco Warrior - Far Away - When The Lights Go On - Run For Your Life - Notung - Ready To Rock - Day Of Anger

Die mitgeschleppten Verzögerungen, und der auf der kleinen, dreieckigen Bühne in der Garage besonders arbeitsintensive Umbau machte sich schließlich dahingehend bemerkbar, dass

TRI STATE CORNER

erst um Elf Uhr die Bühne entern konnten. Dem nach dem versöhnlich stimmenden Auftritt von LION TWIN wieder blendend aufgelegten Publikum wars egal - es war Freitag Abend, und man hatte somit Zeit der Dinge zu harren die da noch kamen. Mit "Faster" stieg die aus drei Griechen, einem Polen und einem Deutschen bestehende Band in ihr Set ein, und schob dann gleich den Ohrwurm "Nothing At All" nach. Der sympathische Fronter Lucky begrüßte sodann das überraschend zahlreich erschienene Publikum, und wurde im Verlaufe des Abends nicht müde zu betonen wie sehr es ihn und seine Gefolgsleute auf der Bühne freute, dass die Unterstützung auf ihrer allerersten Headlinertour so toll ausfiel. Nach 10 Jahren, drei Alben und hunderten absolvierten Gigs als Support von unter anderem AXXIS, LORDI, RAGE und NAZARETH, hatten sich die multinationale Truppe mit Sitz in Deutschland das auch mehr als verdient. Ganz und gar nicht "Katastrophy" war das was auf der Bühne geboten wurde - bis auf den in der Garage generell gerne mal etwas zu lauten Sound passte bei TRI STATE CORNER fast alles. Einzig ein zickendes Effektpedal des Gitarristen, das Fronter Lucky dazu animierte kurz vom Sänger zum Entertainer zu werden, und das solcherart professionell überspielt wurde, bildete das einzige kaum nennenswerte Problem. Auch seine ein wenig mitgenommenen Stimmbänder, die ihm vor allem zu Beginn und gegen Ende des Gigs im Zugabenblock etwas zu Schaffen machten, konnte der sympathische singende Grieche gut kaschieren. Ohne Fehlnote zockten sich die Fünf durch ihr amtliches, fast neunzehn Songs starkes Set. Allzeit präsent natürlich das Instrument dass TRI STATE CORNER aus der Masse abhebt - die griechische Laute namens "Bouzouki". Deren Spiel Ioannis (übrigens der Bruder des Sängers Lucky) virtuos beherrscht, wie man sich in seinem Solo-Part kurz vor dem Titeltrack des Debütalbums "Ela Na This" (in dem er auch einen Teil der Vocals übernimmt) überzeugen durfte. Dass auch der Rest der Band musikalisch etwas auf dem Kasten hat konnte man bei dem Instrumental "Oneiro Trello" sehen, bei dem sich Sänger Lucky hinters Schlagzeug klemmte, und Schlagzeuger Efthymios die kleine Standtrommel übernahm die während des Konzertes gleich mehrmals zum Einsatz kam. TRI STATE CORNER punkteten mit eingängigen, teils sanften, teils aber auch ziemlich kernigen Nummern wie "Sooner Or Later, "Sleepless" oder auch "My Saviour", und schlugen einen breit gefächerten Bogen durch ihre Diskografie. Vor allem die im Refrain auf griechisch gesungene Ballade "Kapia Stigmi", in der sich Lucky und Ioannis die Vocals teilten, wusste Gänsehautfeeling zu erzeugen. Der Jubel in der Garage war lange anhaltend, als sich TRI STATE CORNER zunächst von der Bühne begaben, um sich dann zu einer vier Songs starken Zugabe noch einmal auf selbiger einzufinden. Eingeleitet vom Titeltrack ihres zweiten Albums, "Historia", gaben die fünf sympathischen Musiker noch einmal alles, und wurden nicht müde sich immer wieder bei ihren Fans für die tolle Unterstützung zu bedanken. Mit "Beside You" gab es dann noch den bis dato einzigen Chart-Entry von TRI STATE CORNER aufs Besuchermützchen, und nach einem "Deja Vu" wurde das Publikum mit dem Titeltrack des aktuellen Albums "Home" dann nach eineinhalb Stunden Show zur fortgeschrittenen Stunde von halb Ein Uhr morgens in die Nacht entlassen. Dass es schon so spät geworden war, war niemandem aufgefallen - der laute, anhaltende Applaus zeigte auch dass TRI STATE CORNER ihrer ersten Headlinerposition absolut gerecht wurden.

Setlist:

- Faster - Nothing At All - Back Home - Katastrophy - Free Prison - Sooner Or Later - Sleepless - Remaining Moments - Oneiro Trello - My Saviour - Kapia Stigmi - My Own World - Sudden Turn - Pulp Fiction - Ela Na This - Historia - Beside You - Deja Vu - Home

Fazit des Abends: TRI STATE CORNER überzeugten bei ihrer ersten kleinen Headliner-Tour vollauf, und zeigten dass sie auch eine volle Show ohne Längen ausfüllen konnten. Unterstützt von ihren kongenialen Freunden von LION TWIN, ergab sich somit ein tolles Paket dass beim Publikum sehr gut ankam, und das man sich in der Form gerne wieder ansieht! Der einzige Ausfall des ansonsten perfekten Abends betraf die Vorband LIQUID MEAT, die für blutende Ohren sorgten, und mehr mit unprofessionellem Verhalten als mit ihrer Musik von sich reden machten. Ein Dank für die super Fotos geht wieder einmal an Kollegin Tina, mehr davon findet ihr wieder in der Galerie!


Und hier das angekündigte P.S.: (Betreffend ein öffentliches Statement der Supportband) Wenn man sich dazu genötigt fühlt über die Supportband mehr zu schreiben als über den Headliner, dann muss dieser entweder die Hauptbands in Grund und Boden gespielt haben - oder aber äußerst negativ aufgefallen sein. Bei LIQUID MEAT war leider letzteres der Fall. Lieber Support, sich in einem Pay-to-Play-Schuppen bei kurzfristiger Einladung außerhalb der dort üblichen Konditionen (sprich, ohne Verpflichtung zum Ticketverkauf) bitter über schlechte Behandlung zu beklagen, und dem Veranstalter von der Bühne herunter in arroganter Weise fehlendes Bier anzukreiden ist möglicherweise nicht die beste Idee - auch wenn der Ärger über fehlende Bewirtung verständlich ist. Sich über vorhergehende Zeitverzögerungen beim Aufbau der Hauptbands zu mokieren kann man schon mal machen - allerdings sollte man dann selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Verspätet zu beginnen und seinen 30-Minuten-Slot zusätzlich um 10 Minuten zu überziehen, sodass man von der Bühne komplimentiert werden muss, ist dabei ein Schuss ins eigene Knie. Vor allem auch, danach demonstrativ noch eine Bandvorstellung sowie eine Jam-Endsequenz abzuliefern, ehe man die Bühne verlässt. Auf große Umbauten zu hoffen wenn das Schlagzeugequipment 10 Minuten vor dem Auftritt auf die Bühne gebracht wird, ist zeitlich eventuell ungünstig. Ein Drumset ist allerdings nicht "blöd" nur weil es für jemand anderen konzipiert ist und nicht den eigenen Bedürfnissen entspricht. Der Sinn eines Soundchecks ist es überdies, dass dafür das vollständige Equipment und auch die vollständige Band auf der Bühne steht - zur Abstimmung, Einstellung der Monitore, und auch damit beispielsweise das Schlagzeug korrekt mikrofoniert ist. Von der Band kurz vorm Auftritt verschobene und abmontierte Mikrofone die nicht wieder korrekt positioniert werden sorgen für Ärgernisse die vermieden werden können. Wenn man schon auf seine Bühnenerfahrung pocht, dann sollte man eigentlich wissen, dass, wenn man seinen Sound über eine PA jagt, man vermutlich während des Spielens nicht viel vom Publikum hören wird. Mangelnder Szenenapplaus liegt dann auch eher nicht an der Lautstärke der PA, sondern sehr wahrscheinlich an der eigenen Leistung. Wenn man in 1000W starke Scheinwerfer schaut, dann sieht man in der Regel übrigens auch ziemlich wenig vom Geschehen das außerhalb des Lichtkegels liegt - das geht den großen Bands mit zehn mal mehr Scheinwerfern übrigens genauso. Platzverhältnisse und Aufbau sind in jeder Location anders - da noch ein Extraschäuferl an Kritik bezüglich der räumlichen Aufteilung draufzulegen ist sinnlos. Vieles von Obengenanntem sind Kritikpunkte, die man einer unerfahrenen Schülerband nicht wirklich ankreiden könnte. Einer laut Eigendefinition erfahrenen Band, die darauf pocht bereits in Wacken gespielt zu haben, und die angibt aus hochprofessionellen Musikern zu bestehen, jedoch schon. Die Chuzpe sich nach nicht optimal verlaufenem Abend anschließend im Internet öffentlich mittels eines halbseitigen Jammerpostings als arme Opfer hinzustellen, kann und darf man in so einer Position nicht bringen - selbst bekannte Bands schenken sich derartige öffentliche Tiraden im Hinblick auf die Reputation bei Veranstaltern. Nicht immer sind nur andere schuld, wenn es mal nicht gut gelaufen ist. Auch wenn es vielleicht ein Scheißabend für euch war, auch andere Bands haben im Laufe ihrer Karriere Lehrgeld bezahlt, und so manche Krot schlucken müssen wie man bei uns so sagt. Und tun das mitunter selbst als Headliner noch heute, wenn aufs Catering "vergessen" wird, die Sanitäranlagen unbrauchbar sind, oder die technischen Möglichkeiten eingeschränkt sind. Große Namen mögen Türen öffnen, lieber Sohn des Produzenten Mack, und Patenkind von Freddie Mercury - aber sie machen nicht automatisch gute Musik. Und bei negativ auffallendem Verhalten schließen sie sich auch schneller wieder als einem lieb ist...


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