14.12.2013, Europahalle

Knockout Festival 2013

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 27.12.2013

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6-6-6 - Sechste Auflage, Sechs Bands, Sechs(tausend) Besucher. Unter diesen wie die Faust aufs Auge passenden Voraussetzungen fand das Knockout Festival 2013 statt, und wurde zu einem vollen Erfolg für alle Bands die das Festival musikalisch beehrten.

Zu Deutschlands größtem Indoorfestival hat sich das Knockout Festival inzwischen gemausert, mit über 6.000 Metalheads die an diesem Samstag die Europahalle in Karlsruhe bevölkerten. Kein Wunder bei dem illustren Lineup das kaum Wünsche offen ließ, und so ziemlich alle Geschmäcker ausreichend befriedigte. Nebst den Headlinern SABATON und der Metal-Queen DORO gab es jede Menge Hardrock und sogar mittelalterliche Klänge von den Spielleuten von SALTATIO MORTIS auf die Ohren Die inzwischen sechste Ausgabe des Knockout-Festivals präsentierte sich abgesehen von dem tollen Lineup als durchwegs sehr gutes Festival mit toller Atmosphäre. Einige Kritikpunkte gab es aber trotzdem - so waren die im Vergleich zu den Stehplatztickets teureren Sitzplätze sowohl von der Akustik als auch von der Sicht (durch den ständigen Durchgangsverkehr auf den Treppen, die gleichzeitig die Zugänge zum Stehplatzbereich waren) deutlich benachteiligt, was auch so einige Zuschauer zu kritisieren hatten. Zum anderen die beiden Bühnengräben für VIP's und Fotografen - während die VIP's ausreichend Platz zur Verfügung hatten, durften sich 50 Fotografen auf weniger als 80cm Breite stapeln, was in etwa dem Manövrierraum einer Briefmarke entsprach und für so einige obszöne Szenen unter den Teleobjektiven sorgte. Ob daraus letztlich kleine Objektivchen entsprungen sind ist nicht zu eruieren, jedoch ist hier noch deutlicher Verbesserungsbedarf. Dafür gab es beim kulinarischen Angebot kaum etwas zu meckern, und auch die für 6.000 Leute zwar etwas knapp bemessenen, aber sauberen Sanitäranlagen konnten nicht beanstandet werden. Dank dem frühen Einlass bereits um 15:30h bildeten sich auch am Eingang kaum unerträglich lange Schlangen, und niemand musste zu lange in den Minusgraden vor der Halle ausharren.



KISSIN' DYNAMITE

Bereits um 17:00h eröffneten nach einer kurzen Willkommensrede von Festivalmoderator Bernie Weiss (AXXIS) die schwäbischen Jungspunde von KISSIN' DYNAMITE das Festival. Wie immer energiegeladen, an der Grenze zur Hyperaktivität wirbelten die mehr oder weniger geschmackvoll gekleideten Jungrocker über die Bühne. Trotz des gut gemischten nur im hinteren Bereich etwas leisen Sounds, wollte der Funke aufs Publikum in der schon ziemlich gut gefüllten Europahalle noch nicht so recht überspringen, was vielleicht auch an der Tatsache lag dass das Set ausschließlich Stücke des aktuellen Albums "Money, Sex & Power" enthielt. Zwar bemühten sich KISSIN' DYNAMITE während ihres etwas mehr als halbstündigen Sets redlich mehr Besucher als die ersten paar Reihen mitzureißen, dennoch bekamen sie lediglich höflichen Beifall als sie verschwitzt von ihren beinahe akrobatischen Einlagen wieder von der Bühne mussten.

PINK CREAM 69

Als nächste Band, und mit einigen Jahren mehr am Buckel als der Eröffnungsact, gingen PINK CREAM 69 ins Rennen. Mit klarem, differenziertem und inzwischen auch im hinteren Bereich der Halle ausreichend lautem Sound rockt sich der Fünfer bei seinem Heimspiel in Karlsruhe durch ein ausgewogenes 10 Songs umfassendes Set. Wohl noch immer von der Kälte vor der Halle gezeichnet, kam das Publikum nun zäh aber doch in Schwung, und sehr viele Besucher zeigten sich bei den Lokalmatadoren textsicher. Besonders der epische Ohrenschmeichler "Wasted Years" vom aktuellen Album "Ceremonial" wurde von der Meute sehr gut aufgenommen - so klang der anfangs etwas schleppende Auftritt von PINK CREAM 69 schließlich mit den Klassikern "Welcome The Night" und "Shame" würdig unter tosendem Applaus aus.



LORDI

Für Monsterbegriffe in aller Herrgottsfrühe, durfte sich dann ab ca 19:00h der finnische Exportschlager LORDI auf der Bühne austoben. Dafür dass die finnischen Monsterrocker angeblich niemand sehen wollte, erfreute sich die Gestalt gewordene Horrorcomedy auf der Bühne regen Publikumszuspruchs, und wurde sogar im Vorfeld mit "Lordi, Lordi"-Sprechchören eingefordert. Gut abgemischt dröhnten Klassiker wie "Would You Love A Monsterman", "Blood Red Sandman" sowie das unvermeidliche "Hard Rock Hallelujah" aus den Boxen, und fielen beim amtlich mitgehenden Publikum auf fruchtbaren Boden. Nach etwa 50 Minuten war der kurzweilige Spuk-Spaß mit Axt und Kettensäge (ein weiblicher Roadie starb dabei zum Gaudium des Publikums den Bühnentod) sowie launigen Ansagen leider auch schon wieder vorbei - mit einem der Highlights des Abends, als 6.000 Besucher den von Mr. Lordi zu "Sincerely With Love" eingeforderten Stinkefinger gen Hallendecke reckten.

SALTATIO MORTIS

Als nach diesem Paket an Hardrock-Bands die Reihe an die Nächsten kam, war es an der Zeit für die Spielleute von SALTATIO MORTIS die Bühne des Knockout Festivals in Beschlag zu nehmen. Und das taten die Mittelalterrocker dann auch wortwörtlich, als sie zu Siebt mit ihrem Instrumentenarsenal den kompletten verfügbaren Platz auf der Bühne ausfüllten. Mit diesem Auftritt zeigten SALTATIO MORTIS einmal mehr was für eine hervorragende Live-Band sie sind, denn vor allem Sänger Aleya der fit wie ein Turnschuh von einer zur anderen Seite hetzte, und dabei weniger aufgesetzt und überdreht wirkte als das Fronthemdchen des Opening-Acts, schaffte es mit Leichtigkeit das ohnehin inzwischen auf Betriebstemperatur befindliche Publikum noch weiter aufzustacheln. Mit Songs wie "Früher war alles besser", "Prometheus", "Eulenspiegel" oder auch der Mitsing-Hymne "Spielmannsschwur" nahmen die Spielleute bei ihrem quasi-Heimspiel die tausenden Besucher im Sturm für sich ein, und auch so mancher nicht so dem mittelalterlichen Stil zugetane Metalhead ertappte sich dabei selig im Takt mitzuwippen. Als einzigen Kritikpunkt des umjubelten Auftritts konnte man lediglich den Mix bemängeln, da die vielfältige und exotische Instrumentierung bei einigen Songs leider zum Übersteuern neigte, und bei Teilen des Publikums (vor allem auf den Rängen) nur noch in breiiger Form die Lauschorgane erreichte. Doch scheint das den meisten Leuten nichts ausgemacht zu haben, so konnten sich SALTATIO MORTIS unter gebührendem Jubel wieder aus der Hitze der Scheinwerfer zurückziehen.



DORO

Nach einer knackig-kurzen Umbaupause, die die durch die beiden vorhergehenden Bands und deren umfangreiches Equipment verursachte Zeitplanverschiebung ein wenig dämpfte, hielt die Metal-Queen DORO ihre Audienz ab. Mit "Earthshaker Rock" stieg die noch immer stimmkräftige Dame mit ihrem Gefolge in ein maßgeschneidertes Festivalset mit überwiegendem Anteil von WARLOCK-Nummern ein, während sich die Fotografen im äußerst knapp bemessenen Fotograben eine regelrechte Schlacht um die besten Fotoplätze lieferten, und dabei von dem anfangs arg übersteuernden Basssound aus den Subwoofern gründlich durchgerüttelt wurden. Der bei den ersten Stücken noch suboptimale Sound besserte sich jedoch im Laufe des Auftrittes erheblich, so gerieten die dargebotenen Klassiker schlussendlich doch zum Genuss - vor allem "Für Immer" und der WARLOCK-Mitsing-Klassiker "All We Are" den das Publikum geradezu frenetisch abfeierte, und dabei streckenweise DORO samt Band übertönte. Richtig ab ging die Meute dann auf das Priest-Cover "Breakin' The Law", das zwar ein wenig schief und mit Timingproblemen vorgetragen, aber ohnehin fast zur Gänze vom 6.000 Metalheads starken Chor getragen wurde. So konnte sich auch DORO unter verdientem Jubel von der Bühne verabschieden, auch wenn das Publikum gegen Ende hin schon ein wenig müde wirkte.



SABATON

Zum Abschluss des gelungenen Festivalabends wurde The Final Countdown angezählt, bevor die Abräumer der letzten Jahre, SABATON, die Bühne enterten. 'Noch ein Bier!' schallte es aus allen Ecken und Enden der Halle, noch bevor die ersten Takte von "Ghost Division" (mit anfangs erneut übersteuerndem Bass) auf das Publikum hereinbrachen. Zwar kann man sich nach dem großen Lineup-Wechsel noch immer nicht so recht mit dem Gedanken anfreunden eine derart Keyboardlastige Band auf der Bühne ohne Person zu sehen die selbiges Instrument bedient - doch dem Publikum schien das egal zu sein, es ging von der ersten Sekunde an gnadenlos ab. Das enorme Feedback des Publikums sorgte dafür dass Sänger Jocke sein erstes Bier bereits nach dem zweiten Song ex hinunterkippen musste, und nach hartnäckiger Forderung wurde auch der Song Swedish Pagans, der eigentlich nicht auf der Setlist stand, kurzerhand mit eingebaut. Auf die nicht enden wollenden 'Noch Ein Bier!'-Rufe antwortete die Band indem sie den Song "Gott Mit Uns" kurzentschlossen auf "Noch Ein Bier" umtaufte und mit dergestalt veränderten Lyrics zum Besten gab. Und es zeigte sich hier ein weiteres Mal dass es beinahe egal ist was dieses Phänomen der Metalszene machte - das Publikum goutierte alles, aber wirklich ALLES mit frenetischem Jubel. So war es kein Wunder dass die Halle bis zum Schluss gut gefüllt blieb, und die Stimmung bei den Rausschmeißer-Klassikern "Primo Victoria" und "Metal Crüe" regelrecht überkochte - ehe sich die tausenden Metalheads dann nach 'Sabaton, Sabaton!'-Sprechchören nach einem langen Konzertabend erschöpft aber glücklich aus der Halle schleppten. Viele von ihnen vermutlich mit dem Vorsatz auch im nächsten Jahr wieder die Europahalle beim Knockout Festival erbeben zu lassen...


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