11.04.2014, Backstage (Club)

SERENITY + BEYOND THE BRIDGE + MIDRIFF

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 16.04.2014

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Ein lauer Aprilabend, ein etwas mehr als zur Hälfte gefüllter Backstage Club und drei stilistisch doch ein wenig unterschiedliche Bands waren die Zutaten für einen freitäglichen Konzertabend in München. Den Anfang machten MIDRIFF aus Tirol, bei denen Sänger Paul auch gleichzeitig das Schlagzeug bediente - oder umgekehrt. Auf jeden Fall erfüllte er beide Jobs souverän, was man an sich schon als bemerkenswert bezeichnen konnte. Weniger bemerkenswert war allerdings trotz des musikalischen Könnens des Trios das erdige Hardrock-Songmaterial, das zwar gut ins Ohr ging aber leider mit keinen größeren Highlights aufwarten konnte. Dennoch kamen MIDRIFF mit ihrer sympathischen Performance bei einem Gutteil des Publikums gut an, und in den vorderen Reihen wurde durchwegs mitgewippt und mitgeklatscht. Ein übriges dazu taten vermutlich auch die kleinen grünen Fläschchen mit orangefarbenem Geweihträger-Etikett, die großzügig von der Bühne herunter ins Publikum verteilt wurden.

Als nächstes war die Reihe an BEYOND THE BRIDGE. Die hessische Progressive-Combo enterte die Bühne mit siebensaitigen Gitarren und sechssaitigem (!) Bass, und alleine an dieser Instrumentierung war schon zu erahnen dass nun ein gewaltiger progressiver Brocken zu schlucken war. Dementsprechend hatten BEYOND THE BRIDGE einen schweren Stand mit ihren ausladenden, an DREAM THEATER und Konsorten angelehnten Kompositionen die vor anspruchsvollen Passagen und Tempowechseln nur so strotzten. Das Publikum nahm den geradezu zelebrierten Vortrag jedoch überraschend gut auf, obwohl augenscheinlich nicht jeder damit etwas anfangen konnte. Die wenigen gequälten Gesichter waren an dieser Stelle einfach einmal erlaubt, da dergestalt verkopfte Musik wahrlich nicht jedermanns Sache sein konnte. Trotz allem blieb es speziell für die Personen im Publikum die sich selbst zur Gattung der Musiker zählen konnten ein Hochgenuss dem Spiel mit komplexen Songstrukturen und Arrangements zu folgen. Hervorzuheben war hier vor allem der Beherrscher der tiefen Töne, der das mit der ungewöhnlichen Anzahl von sechs Saiten ausgestattete Instrument nicht nur zu Angeberzwecken spazieren trug, sondern auch den vollen Umfang von Saiten und Griffbrett bespielte - was man in der Tat höchst selten zu sehen bekommt. Ein beeindruckender, aber aufgrund der Komplexität der Kompositionen auch fordernder und demzufolge für viele auch ermüdender Auftritt.

Nach diesem progressiven Brocken hatten SERENITY mit ihrem leichtfüßigen, vergleichsweise geradlinigen Songmaterial leichtes Spiel mit dem Publikum das zum größten Teil aus loyalen Fans bestand. Zum Teil waren diese sogar aus Belgien und Frankreich angereist, und wurden von Fronter Georg Neuhauser sogar persönlich begrüßt. Trotz personeller Umbesetzungen (für die Tour musste ein Ersatzgitarrist aus Oberfranken importiert werden) präsentierte sich der österreichische Symphonic-Metal-Export bestens eingespielt, als ob man schon Jahre in dieser Form zusammenspielen würde. Letzteres trifft allerdings nur auf Fronter Georg und Keyboarder Mario zu, die sich im Verlaufe des Konzertes gegenseitig die Gags zuschoben, und dabei tatsächlich ein Bißchen an ein altes Ehepaar erinnerten. (Das habt ihr selbst so auf der Bühne gesagt, es gibt keine Entschuldigung!) Nach dem aus der großartigen Fernsehserie Game Of Thrones entlehntem Intro ging es mit "The Matricide" gleich in die Vollen, und das Publikum im nicht ganz vollen Backstage Club (shame on you, München!) ging von der ersten Sekunde an mit. Ein Übriges dazu tat die locker-entspannte Art von Fronter Georg, der das Publikum bestens im Griff hatte, und es sowohl verstand die Besucher entsprechend anzuheizen, als auch die diversen Zwischenrufe aufzugreifen und entsprechend launig zu verarbeiten. Wie immer unterstützt von der wunderbaren Clementine (der man ruhig mal ein Bißchen was zu Essen zuschieben könnte...) spielten sich SERENITY mit sichtlicher Freude und fast perfekter Soundqualität durch ihr aufgrund von Zeitmangel leider verkürztes Set. Nebst Quasi-Klassikern wie "Reduced To Nothingness" und "The Chevalier" gab es unter Anderem auch die Live-Premiere des flotten "Legacy Of Tudors" vom aktuellen Album "War Of Ages" zu feiern. Gänsehautatmosphäre herrschte wie immer bei der Ballade "Fairytales", die vom Publikum laut, teilweise falsch, aber immer voller Begeisterung geschmettert wurde. Nach "Wings Of Madness" begaben sich SERENITY kurzfristig von der Bühne, nur um alsbald den Rufen des Publikums nach Mehr zu folgen, und es mit "Age Of Glory" und "Serenade Of Flames" noch einmal so richtig krachen zu lassen. Nach der für Publikum und Band gleichermaßen schweißtreibenden Show im kleinen Backstage-Club bewiesen SERENITY auch noch einmal mehr ihre Fannähe, indem sie noch lange nach der Show am Merchandise-Stand für die Fans bereitstanden, mit ihnen diskutierten und unterschreiben was man ihnen unter die Nase hielt. So gab es kaum jemanden der an diesem Abend unbefriedigt den Heimweg antreten musste.

Setlist:

- The Matricide - Coldness Kills - Velatum - Legacy Of Tudors - The Chevalier - Fairytales - Reduced To Nothingness - Royal Pain - Heavenly Mission - Wings Of Madness - Age Of Glory - Serenade Of Flames

Die drei relativ unterschiedlichen Bands machten trotz anfänglicher Skepsis ein schön rundes Konzertpaket, das es sich lohnen würde mehr als einmal anzusehen. Einziger Wermutstropfen des Abends war die verkürzte Setlist von SERENITY, die gefühlt nicht viel länger spielen konnten als ihr Supportact BEYOND THE BRIDGE. Dennoch machte der Österreichische Exportschlager wie immer einfach Spaß, und konnte seinen Vorreiter-Status in der kleinen österreichischen Melodic-Metal-Szene einmal mehr untermauern. Ein selbstverständlich todernst gemeintes P.S.: Georg, Mario - ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal beschweren, dass ihr IMMER "Forever" aus dem Set kürzt, wenn ich euch sehe! Notfalls muss ich euch mit dem Song eben bis in alle Ewigkeit auf die Nerven gehen...


WERBUNG: Hard
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