11.05.2014, Ampere / Muffatwerk

RECKLESS LOVE + RUSTINAL

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 17.05.2014

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Gerade richtig für einen Abend im Zeichen des 80er-lastigen Glamrocks erwies sich das Ampere in München. Keine Spur von dreckig-versifftem Rockclub, im Gegenteil! Vom Boden der picobello auf Hochglanz polierten Location konnte man fast essen, und auch in den Toiletten gab es keinen Gruselfaktor. Die einzig schmutzigen Dinge an diesem Abend spielten sich auf der Bühne ab, die sich die Münchner Nachwuchsrocker von RUSTINAL und der finnische Glam-Export RECKLESS LOVE teilten. Es wurden reichlich Haarspray-gestärkte Mähnen und nackte Oberkörper dargereicht - letzteres erklärte auch gleich den enormen Zulauf an weiblichem Publikum.

Als Support für die Finnen durften sich die Münchner Lokalmatadoren RUSTINAL austoben, die ihren 80's-Hardrock mit gelegentlichem Stakkatoriff- und Doublebass-Arschtritt mit sichtlicher Freude in die bereits zahlreich anwesende Meute feuerten. Das sieben Songs starke Set erinnerte häufig stark an Größen wie DEF LEPPARD und wurde durch einige härtere Passagen gut aufgelockert. Dennoch ließ sich das Publikum trotz energiegeladener Performance und häufigen Anfeuerungsversuchen nicht so wirklich mitreißen, was die Spielfreude der jungen Münchner aber keineswegs trübte. Mit launigen Ansagen führten sie das noch weit von Betriebstemperatur entfernte Publikum durch ihr Set und mussten sich am Ende ihres Auftrittes trotz noch etwas roh und naiv wirkendem Songmaterial mit unverdient wenig Applaus begnügen.

Setlist:

- Library Of Love - The Only Thing You'll Ever Love (24 hours) - Hit Me - Bloody Sunday Blues - Rockstar - On Ice - Coming Home

Dass der Löwenanteil des Publikums in der weißblauen Metropole für RECKLESS LOVE gekommen war. ließ sich kaum leugnen als die Finnen unter dem Jubel des Publikums die geräumige Bühne im Ampere enterten. Mit dem Opener "I Love Heavy Metal" vom aktuellen Album "Spirit" ging es gleich einmal straight back to the 80's und das von der ersten Sekunde an mitgehende Publikum hielt sich im Verlaufe des Abends dann an die folgende Maxime "I'm So Happy I Could Die". Kreischende Damenwelt und gestandene Metalheads feierten gemeinsam zu wunderbar kitschigen Songs wie "Dance" oder "Romance". Musikalisch präsentierten sich die vier Finnen bis auf etwas leise Vocals überraschend hart - speziell auf Platte reichlich weichgespülte, keyboardlastige Stücke wie "Back To Paradise" oder "Beautiful Bomb" bekamen live durch die fast unhörbar in den Hintergrund gemixten Samples einen schön knackigen Drive, und genau die Hardrock-Attitüde die man auf der streckenweise zu glatt polierte Konserve ein wenig vermisste. Nebst dem musikalischen Genuss kam aber natürlich auch der optische nicht zu kurz - die in stylische und JUDAS PRIEST-lastig mit Nieten geradezu überladenen Lederjacken gekleideten Finnen entledigten sich im Laufe des Konzertes stückweise ihrer Oberbekleidung, bis Sänger Olli Herman bei "Animal Attraction" zur Freude der Damenschar im Publikum mit nacktem, durchtrainierten Oberkörper über die Bühne fegte. Ein übriges zu den Begeisterungsstürmen vor der Bühne tat die sympathische, einnehmende Performance der Finnen, die ihr Bühnenhandwerk perfekt verstehen und das Publikum zu jeder Zeit mitzureißen wussten. Durchgeschwitzt, aber noch immer gut bei Stimme wurde zum Schluss ganz besonders der allererste von RECKLESS LOVE veröffentlichte Song "One More Time" abgefeiert, den die Finnen live gefühlt dreimal schneller spielten als auf der Originalaufnahme. So wurde aus dem lässig-groovigen Ohrwurmtitel mittels Doublebass-Geböller ein pfeilschneller powernder Song der dem rundum gelungenen Abend einen krönenden Abschluss bescherte.



Setlist:

- I Love Heavy Metal - So Happy I Could Die - On The Radio - Bad Lovin' - Edge Of Our Dreams - Back To Paradise - Sex, Drugs & Reckless Love - Dance - Born To Break Your Heart - Beautiful Bomb - Romance - Animal Attraction - Night On Fire - Hot - One More Time Man mag über Glamrock denken was man will, ihn auch meinetwegen für angestaubt halten, doch wenn das Gesamtpaket derartig stimmig wie an diesem Abend, dann bleibt einem gar nichts anderes übrig als mitzufeiern. Von solcherart entspannten Konzerten in lockerer Atmosphäre könnte es bitte gerne mehr geben!


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