29.08.2014, HELLs Kitchen Arena, Oberwiesenacker

HELL's KITCHEN Fest 2014 - Tag 1

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 10.09.2014

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Im beschaulichen Oberwiesenacker (bevor ihr fragt, ja es gibt sehr wahrscheinlich auch ein Unterwiesenacker) ging zum inzwischen fünften Mal das HELL's KITCHEN Fest über die Bühne. Eingebettet in beschauliche Landschaft auf halbem Weg zwischen Regensburg und Nürnberg gaben sich Bands wie MAJESTY, KISSIN' DYNAMITE und BATTLE BEAST ein Stelldichein. Zur Freude der Besucher die mit einem kräftigen Regenguss an Mittag empfangen wurden, stand die Bühne in einer großen Lagerhalle sodass niemand fürchten musste nass zu werden. Allerdings zeigte sich dann auch relativ schnell warum das Festival als HELL'S KITCHEN bezeichnet wurde - denn der Veranstalter dürfte wohl eine klare Vorliebe für Feuer haben, angesichts dessen was im Verlaufe des Festivals auf der Bühne abging. Bands und Besucher wurden in der höllischen Küche gut durchgegart, doch dazu später mehr...

Als Eröffnung des Festivals wurden REAPERS REVENGE aus Amberg auf die noch nicht sehr zahlreichen Zuseher losgelassen. Mit ausgefeiltem klassischen Heavy Metal heizten sie dem Publikum aber gleich einmal ordentlich ein - und das war wörtlich zu nehmen. Nicht nur musikalisch präsentierte sich die laut eigenen Aussagen erst zum zweiten Mal in dieser Besetzung zusammenspielende Gruppe ziemlich professionell. Auf welchem Festival bekommt man schon einen Eröffnungsact der nebst eingängigem Songmaterial auch noch gnadenlos mit Flammensäulen und Pyros drauflos ballert? In der Höllenküche ists möglich! Für einen ersten optischen Leckerbissen sorgte nebst dem Feuergewerke das Outfit des Bassisten, der urbayrisch mit Flammenverzierter Lederhose auf die Bühne kletterte. Doch optischer Aufputz und knallende Spielereien brauchten REAPERS REVENGE gar nicht um etwaiges mangelndes musikalisches Können zu kompensieren, denn sie konnten mit ihrem geradlinigen, mal melodischen mal aggressiveren Songmaterial auf ganzer Länge punkten. Eine Band die es sich vorzumerken gilt, denn deren Debüt "Wall Of Fear And Darkness" wird im Oktober erscheinen...

Zweiter in der Running Order waren BEMBERS & THE MASSERFAGGERS. Optisch ein wenig an Gerre von TANKARD (in früheren Zeiten) erinnernd, unterhielt BEMBERS das Publikum mit Hardcore-Comedy-Einlagen. Falls ihr euch jetzt fragt was Hardcore-Comedy ist - stellt euch einfach euren letzten Dixi-Besuch auf Wacken vor, und versucht dann diesen in bildreichen Worten wiederzugeben. Ihr könnt es nicht? Dann geht zu BEMBERS, denn der schafft es die Widerwärtigkeiten der mobilen Örtlichkeiten sehr plastisch darzustellen. Mahlzeit! Aufgelockert wurde das Hardcore-Comedyprogramm von der Instrumentalfraktion THE MASSERFAGGERS, die, versteckt hinter grässlich-absurden Masken, für die musikalische Untermalung der Gags sorgten. Dabei wurde unter anderem ein Cover von MOTÖRHEAD's "Ace Of Spades" auf die Menge losgelassen, das auf den Namen "Bembers Burns" hörte - natürlich stilecht mit Flammeninferno vor der Bühne. Zum Schluss gab es dann auch noch unter dem Titel "Black-Brown Is The Hazelnut" eine HEINO-Persiflage die BEMBERS mit Glitzersakko, überdimensionaler Sonnenbrille und gelbem Kanister auf dem Kopf zum Besten gab. BEMBERS & THE MASSERFAGGERS mögen nicht jedermanns Fall sein, aber so als Festivalprogramm machten sie sich gut. Auch bei der anschließenden Autogrammstunde des Hardcore-Comedians tat sich einiges, dürfte er doch im bayrischen Raum doch schon ziemlich bekannt sein.

Da gerade vorher die MOTÖRHEAD-Thematik angeschnitten wurde, machten sich NITROGODS anschließend sehr gut. Eingängig-rumpeliger Schwermetall der Marke Lemmy, samt knarzigen Vocals trieb das leider noch immer nicht sehr zahlreiche Publikum kräftig an. Hochgereckte Fäuste honorierten das Oldschool-Material der NITROGODS. und man fühlte sich kurzweilig unterhalten. Lediglich die ein wenig leisen Vocals und teilweise übersteuernder Sound trübten das Hörvergnügen ein wenig, und nach den pyrotechnischen und Maskentechnischen Aufregern der beiden vorhergehenden Gruppen, wirkten NITROGODS trotz kernigem Songmaterial etwas bieder. Abgesehen von der suboptimalen Soundqualität ("Is des Thrash, oder wieso rumpelt des so?"), konnte man dem Dreier, bestehend aus Claus "Oimel" Larcher, Henny Wolter (Ex-PRIMAL FEAR) und Klaus Sperling (FREEDOM CALL) aber nichts vorwerfen. Ein solider Auftritt, der aber leider aufgrund der generell feurigen Performances an diesem Abend (NITROGODS dabei als einzige ohne flammende Spielereien) ein wenig unterging.

Aus Schweden in Teufels Küche gerieten CORRODED, die erneut in die Oldschool-Kerbe schlugen. So einige Tagesbesucher im Publikum waren extra für die Schweden angereist, dennoch blieb es bei der kurz vor dem Auftritt stattgefundenen Autogrammstunde überraschend leer. Von dem mangelnden Andrang am Autogrammstand gänzlich unbeeindruckt, pfefferten CORRODED ihr grooviges, häufig an BLACK SABBATH angelehntes Songmaterial ohne Rücksicht auf Verluste in die Halle. Und das wirkte trotz der Oldschool-Ausrichtung ganz und gar nicht angerostet, sondern trotz den, wie schon bei den Vorgängern zu leisen Vocals und erneut übersteuerndem Sound, frisch und spritzig. Die inzwischen etwas mehr gewordenen Zuseher sahen das ähnlich und gingen gut mit, sogar ein erster verhaltener Moshpit entstand zu den Klängen der Schweden. Der energiegeladenen Performance von CORRODED geschuldet, verlangte das Publikum hartnäckig eine Zugabe - die sie dann trotz Überziehung der Spielzeit auch tatsächlich bekam. Inklusive unvermeidlicher Feuershow natürlich, die die Temperaturen in der Halle wieder um ein paar Grad nach oben korrigierte. Ein schweißtreibender und auf ganzer Linie überzeugender Auftritt der Schweden, die sich bereits keinesfalls zu Unrecht als Supportact von AIRBOURNE hervorgetan haben.

Ein Umbau im Turbotempo sorgte dann dafür dass der Headliner MAJESTY pünktlich die Bühne entern konnte. Und schon bei den ersten Takten zeigte sich wieder warum das Festival HELL'S KITCHEN betitelt wurde - nebst einer amtlichen Riesenfeuerschale im Outdoorbereich der Festivalarea wurden auch MAJESTY mit reichlich Flammen auf der Bühne empfangen. Die Mannen rund um Fronter Tarek präsentierten sich blendend aufgelegt, und schossen präzise eine Mischung aus Klassikern und neuem Material in die Menge. "Hail, Hail, Majesty!" schallte es mehr als einmal durch die Halle, und die teutonische Hymnenschmiede untermauerte ihren Headlinerstatus mit einem soliden Gig der sowohl Fans zufriedenstellte, als auch Unkundige mitzureißen vermochte. Einzige Spaßbremse an diesem Abend der bei MAJESTY nicht nur übersteuernde, sondern im vorderen Bereich der Halle schlichtweg viel zu laute Sound der nicht nur Vocals und teilweise Gitarren schluckte, sondern auch die Identifizierung der einzelnen Songs sogar für Fans ein wenig schwierig machte. Abgesehen von Umständen für die die Musiker nichts können - MAJESTY sind live einfach eine Bank, mehr gibt es dazu nicht zu sagen! Und mit amtlicher Feuershow macht das Ganze dann gleich noch mehr Spaß...

Apokalyptisches Feeling verbreiteten nach Mitternacht CYPECORE, die als Endzeit-Cyborgs die Bühne stürmten. Hämmernder Beat füllte die Halle, und die Flammenwerfer vor der Bühne liefen sodann beinahe den kompletten Auftritt hindurch im Dauerbetrieb. Die ersten Besucherreihen wurden fast gekocht, und auch die Fotografen im Graben wurden durch das RAMMSTEIN-artige Feuerspektakel gründlich durchgegart. Obwohl mitreißend und ansprechend theatralisch dargereicht, war einem Teil des Publikums nach den hymnischen Mitsing-Klängen von MAJESTY die von CYPECORE kredenzte deutlich härtere Kost entschieden zu schwer für die fortgeschrittene Uhrzeit, und es setzte eine Abwanderungswelle ein. Den verbliebenen Zusehern wurde mit professioneller Performance gründlich eingeheizt, und diese honorierten das Spektakel auf der Bühne auch entsprechend. Der Zuschauerschwund war vermutlich auch geschuldet der Tatsache, dass die Soundprobleme der vorherigen Bands hier auf die Spitze getrieben wurden - die Lautstärke war bereits jenseits von Gut und Böse, und man konnte die schwer übersteuernde Musik mehr fühlen als hören. Anhand der Live-Performance als RAMMSTEIN meets Metalcore einzuordnen, spielten CYPECORE laut Eigendefinition Melodic Death Metal. Obwohl leider mit absolut grottiger Soundqualität gestraft, von der Bühnenperformance eine echte Überraschung dieser Auftritt!

So ging der erste Festivaltag mit einem Knalleffekt zu Ende (bei manchen vielleicht aufgrund der Lautstärke sogar mit einem Knalltrauma), und im Endeffekt war trotz gefühlter Krustenbildung auf der Haut doch jeder über die kuschlig warmen Temperaturen in der Halle froh. Denn draußen herrschten trotz glücklicherweise doch ausgebliebenem Regen schon ziemlich herbstliche Temperaturen... Das tat aber der Stimmung auf dem recht übersichtlich belegten Campingplatz keinen Abbruch - wie es einem reichlich konsternierten Festivalbesucher der wohl stundenlang verzweifelt nach Feuer für seine Zigarette gesucht hatte ergangen ist, konnte an dieser Stelle leider nicht mehr aufgeklärt werden...


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