30.08.2014, HELLs Kitchen Arena

HELL's KITCHEN Fest 2014 - Tag 2

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 11.09.2014

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Der Wettergott hatte noch immer ein Einsehen, und begrüßte die Metalheads auf dem Campingplatz mit zarten Sonnenstrahlen und angenehmen Tagestemperaturen. Für die mittägliche Unterhaltung des erst am Abend wieder startenden Festivals sorgte eine Gruppe Metalheads die Bier in einen dicken Gartenschlauch schütteten und selbiges via dieser 20m-Schlauchleitung zu einem ihrer Kumpels transferieren wollten. Zum Gaudium der Zuseher die den Empfänger mit 'Schluck du Luder!' anfeuerten, kam von dem Bier aber nichts an. Die Aktion endete darin dass seitens der Absender einige Liter Wasser nachgeschüttet wurden die mittels einer Luftpumpe durchgeschossen wurden, und der rücklings am Boden liegende Empfänger sodann mit einem Bier-Wasser-Gemisch gründlich geduscht wurde. Körperpflege erledigt, das Festival konnte weitergehen...

Die Eröffnung des zweiten Tages übernahmen

VIRTUE CONCEPT

, indem sie die Besucher am frühen Abend mit Metalcore beschallten. Bis auf die bereits wieder auf Hochtouren laufenden Flammenwerfer gab es trotz solider musikalischer Leistung leider wenig Highlights in dem Auftritt der Regensburger. Zu genretypisch, man ist fast versucht zu sagen generisch präsentierte sich das Songmaterial des Fünfers, der es auch trotz vor Energie sprühender Performance nicht wirklich schaffte das noch spärliche Publikum mitzureißen. Auf einer entsprechend härter ausgerichteten Veranstaltung wären VIRTUE CONCEPT vermutlich auch besser aufgenommen worden, doch das Publikum das größtenteils für deutschen Hardrock und finnischen Melodic Metal angereist waren konnte mit dem Geböller ihrer Landsmänner leider so gar nichts anfangen. Noch einmal hart wurde es anschließend bei den Bayern von

MYNDED

, deren Ausrichtung in den Oldschool-Thrash ging. Pfeilschnell und satt walzte der Sound aus den Boxen, und offenbarte dass an diesem zweiten Festivaltag die Qualität des Mixes erheblich gestiegen war! Man durfte sich über eine angenehme Lautstärke freuen bei der man vor der Bühne ausnahmsweise nicht vom Schalldruck der Bässe durchgerüttelt wurde, und sowohl Vocals als auch die Gitarren perfekt hören konnte. Technisch einwandfrei zockten sich MYNDED mit Herzblut und Flammenwänden durch ihr Set, aber blieben dabei dennoch vergleichsweise eintönig. Auch die Besucher konnten einmal mehr der kernigen Kost nur wenig abgewinnen, aber spendeten zumindest artiges Kopfnicken und so manchen Haarpropeller.

Nach dem Aufmarsch der Kuttenträger übernahm sodann in den ersten Reihen das weibliche Geschlecht die Oberhand, als sich

KISSIN' DYNAMITE

anschickten die Bühne zu entern. Musikalisch deutlich gereift aber immer noch einen Zacken zu hyperaktiv auf der Bühne präsentierten sich die Schwaben in blendender Spiellaune, und konnten auch sogleich auf die Unterstützung des Publikums zurückgreifen. Das schlug sich auch in den Besucherzahlen nieder, die zumindest höher waren als am Vortag - dennoch war die Halle trotz der bekannten Namen bestenfalls zu einem Drittel gefüllt. Davon ließen sich KISSIN' DYNAMITE aber nicht beeindrucken, und feuerten (im wahrsten Sinne des Wortes) ihr Set ohne Rücksicht auf Verluste in die lichten Reihen. Die Gewichtung lag eindeutig auf den neueren Songs (war da nicht auch schon was vom kommenden Album "Megalomania"dabei? Release in einer knappen Woche...), dennoch hätte man sich irgendwo gewünscht auch mal wieder das simple Gute-Laune-Material der ersten beiden Alben zu hören. Das blieb aber auch der einzige Kritikpunkt des grundsoliden Auftritts, der mit entsprechendem Jubel goutiert wurde.

Anschließend wartete alles auf die Finnen von

BATTLE BEAST

die Femal Fronted Metal ein wenig anders interpretieren als ihre Landsleute von NIGHTWISH. Irgendwo in der Tonlage von Rob Halford zu "Painkiller"-Zeiten angesiedelt, machte Fronterin Noora von Anbeginn klar dass die finnische Kampfbestie keine Gefangenen machen würde. Und es war auch extrem stark was die Finnen da ablieferten! Immer zu Scherzen aufgelegt wurde das Publikum aufgefordert seine Unterwäsche gegen die von Noora zu tauschen - leider flogen nur T-Shirts auf die Bühne, dennoch konnte sich eine Besucherin über einen Tanga mit BATTLE BEAST-Druck freuen der ins Publikum gereicht wurde. Finnentypisch floss auch auf der Bühne das Bier in Strömen (Der Keyboarder wurde von seinen Bandmitgliedern während seines Solos dazu genötigt gleich zwei Biere auf einmal zu exen!), doch das tat der Qualität des musikalischen Outputs ganz und gar keinen Abbruch. Nordländer eben, die brauchen das einfach. Der einzige Schwachpunkt in dem Dauerfeuer (höhö, was ein Wortspiel!) aus Ohrwürmern vielleicht die Ansagen von Noora und Bassist Eero bei denen man merkte dass ihnen einfach noch die Routine für einen kompletten Headlinergig fehlte. Trotz, oder gerade deswegen wirkten BATTLE BEAST ehrlich und grundsympathisch auf der Bühne - mit ein Grund warum die Finnen auch definitiv den besten Auftritt dieses Festivals ablieferten! Nach der melodischen Demonstration der Finnen hatten die Deutschen

DUST BOLT

mit ihrem Oldschool-Thrash einen schweren Stand. Die kurz zu vor stattgefundene Autogrammstunde von BATTLE BEAST zog so einige Besucher aus der Halle ab, und auch das Gros der Leute die extra für die melodischen Highlights des Tages angereist waren, strafte das amtlich knallende Songmaterial mit fast sträflicher Verachtung. Technisch ausgefeilt und an frühe Metallica erinnernd wurden DUST BOLT eindeutig unter Wert geschlagen, und mussten ihre spätnächtliche Performance einem ziemlich kümmerlichen Häufchen entgegenschleudern. Doch die Bayrischen Thrasher blieben professionell, und zockten sich dennoch mit sichtlichem Spaß und pyromanischer Freude durch ihr Set, während Teile des Publikums bereits mit der Aftershow-Party begannen.

Im Großen und Ganzen war das HELL'S KITCHEN FEST ein sehr gemütliches, gut organisiertes Festival, das auf jeden Fall weit mehr Besucher vertragen hätte können. Es war beinahe eine Schande die halbleere Halle zu sehen, wo doch solch ein Spektakel aufgefahren wurde um das Publikum angemessen zu unterhalten. Vor allem die großzügig bemessenen Spielzeiten der Bands (45minuten schon für den Opener, eineinhalb Stunden für die Headliner) fielen sehr positiv auf, und die zusätzlich bei fast jeder Band auf Hochtouren laufenden Flammenwerfer sorgten dafür dass man auch wirklich etwas für sein Geld geboten bekam! Das HELL'S KITCHEN machte seinem Namen nicht nur auf der Bühne alle Ehre sondern auch abseits davon - an dem zwar überschaubaren aber preislich moderaten kulinarischen Angebot gab es ebenfalls nichts auszusetzen. Selbst der Wettergott hielt seinen schützende Hand über das Festival - auch wenn es dank der Halle eigentlich nichts gegen Regen einzuwenden gegeben hätte, wenn dieser wenigstens mehr Zuschauer auf das Gelände gespült hätte...


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