30.09.2014, Backstage (Werk)

EDGUY + UNISONIC + STARCHILD

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 03.10.2014

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Ein regnerischer Herbstabend spülte trotz Wiesn-Konkurrenz jede Menge Besucher (die Vermutung geht in Richtung runde 1.000, denn ganz ausverkauft war es nicht) in die größte der Backstage-Hallen, das Werk. EDGUY spielten dort im Rahmen ihrer "Space Police"-Tour auf, bei der sie von UNISONIC und STARCHILD unterstützt wurden. Das Package versprach jede Menge gute Laune, die alsbald aufs Publikum übersprang - abgesehen natürlich von den Leuten die ohnehin schon gute Laune von der Theresienwiese mitbrachten... Abgesehen von der guten Stimmung auf und vor der Bühne war an diesem Abend überdies allen Bands ein klarer Soundmix gemein, der das Konzert zu einem richtigen Vergnügen machte.

Die Eröffnung machten

STARCHILD

, eine aufstrebende Formation um den deutschen Gitarristen Sandro Giampietro, der vielleicht einigen als Gitarrist der Band von HELGE SCHNEIDER oder den Solowerken von Michael KISKE bekannt sein könnte. Für sein ureigenes Projekt STARCHILD hat er mit Dennis Hormes (THE BOSS HOSS), Jens Becker (ex-RUNNING WILD, BASSINVADERS) und Michael Ehré (METALIUM, GAMMA RAY) einige bekannte Musiker um sich geschart. Die Bühnenerfahrung merkte man den gestandenen Musikern dann auch an, denn es wurde souverän und professionell gerockt. Musikalisch bewegten sich STARCHILD im klassischen Power Metal im Stil von GAMMA RAY, thematisch in Richtung Sci-Fi ausgerichtet. Das Material des Vierers knallte zwar live ziemlich gut und hörte sich auch kaum generisch, vielmehr recht abwechslungsreich an, allerdings vermochte es das bereits recht zahlreich anwesende Publikum noch nicht so wirklich mitreißen. Sänger/Gitarrist Sandro konnte sich auch teilweise nicht entscheiden ob er nun Gitarre spielen sollte oder nicht, so wanderte sein Instrument bei einigen Songs sogar mehrmals vom Ständer in seine Hände und wieder zurück, was dem Auftritt einen etwas unsteten, hektischen Beiklang gab. Erst zum letzten selbstbetitelten Song "Starchild" ließen sich die Zuseher aus der Reserve locken, und spendeten dann aber auch artigen Applaus für eine Performance die eigentlich unter Wert geschlagen wurde. Doch anhand der großen Namen die bei den folgenden Bands auf der Bühne standen, hätten sich wohl auch andere schwer genug getan... dennoch lohnt es sich für Powermetal-Liebhaber allemal bei STARCHILD ein Ohr zu riskieren. Als Gastsänger in "Black And White Forever" auf der selbstbetitelten CD der Herren ist übrigens ein Mann zu hören der gleich darauf die Bühne enterte...

Als Nächstes betrat das Duo Furioso Michael Kiske/Kai Hansen mit

UNISONIC

die Bühne. Blendend aufgelegt bretterte die Melodic Metal-Supergroup (deren weitere Mitglieder bekanntlich teils auch noch bei PINK CREAM 69 und GOTTHARD aktiv sind) mit "For The Kingdom" gleich einmal ordentlich los, und hatte das Publikum vom ersten Takt an auf ihrer Seite. Mit griffigen Songs wie "King For A Day" oder "Star Rider" konnte der Fünfer an diesem Abend rein gar nichts falsch machen - auch die stellenweise ein bißchen leise eingestellte Gitarre von Kai Hansen konnte das Vergnügen nicht trüben. Einen Großen Anteil an dem für UNISONIC wirklich erfolgreichen Abend hatte Michael Kiske, der stimmlich treffsicher und mit lockerer Lässigkeit durch das Programm führte und sich dabei auch nicht scheute hautnahen Kontakt mit dem Publikum aufzunehmen. Einige Male schwang er sich von der Bühne in den Fotografengraben (unabhängig davon ob im selbigen noch Fotografen im Weg standen oder nicht) um auf Tuchfühlung mit den Zusehern zu gehen, und auch bereitwillig für Selfies mit Fans zu posieren - natürlich während auf der Bühne noch munter gezockt wurde. Auch das neue Material der fünf Recken wurde amtlich abgefeiert, und bemerkenswert viele Zuseher erwiesen sich bei Songs wie "When The Deed Is Done" oder "Throne Of The Dawn" textsicher. Highlight des Auftritts allerdings war - wie zu erwarten - der HELLOWEEN-Klassiker "I Want Out" der vom Publikum nicht nur vehement eingefordert, sondern auch gnadenlos abgefeiert wurde. Denn was wäre schon ein Auftritt von Kiske/Hansen ohne diesen Song, bei dem die Fans mal eben locker die Band übertönen? Mit dem selbstbetitelten "Unisonic" - zu dem nicht minder laut mitgesungen wurde - fand der Auftritt ein würdiges Ende, und UNISONIC konnten verdient in tosendem Applaus baden. Da wurde für die folgenden EDGUY einiges vorgelegt... Setlist: (ohne Gewähr) - For The Kingdom - Exceptional - Star Rider - Your Time Has Come - When The Deed Is Done - King For A Day - Throne Of The Dawn - I Want Out - Unisonic

Dank des furiosen Aufwärmprogramms brauchten

EDGUY

eigentlich nur dort weitermachen wo UNISONIC aufgehört hatten. So wie zuvor Michael Kiske, fraß das Publikum auch Tobias Sammet buchstäblich aus der Hand, und ließ sich perfekt dirigieren. Selbst dem Hinweis auf das neue Album "Space Police", in dessen Folge der Jubel zunächst eher verhalten ausfiel, wurde nach Hinweis von Tobi dass das Konzert mitgeschnitten wurde, artig ein zweiter Take mit entsprechend lautem Jubel gespendet. Überhaupt hatte man an diesem Abend das Gefühl dass sich alles hauptsächlich um den wie einen Derwisch auf der Bühne herumtobenden Tobias Sammet drehte, und der Rest der Band die sich EDGUY nennt nur noch schmückendes Beiwerk war. Von der bekannten augenzwinkernden Selbstbeweihräucherung bei "Superheroes" bis zur schlichten Vorstellung von Schlagwerker Felix Bohnke als "Der Drummer" hatte man nicht selten das Gefühl dass Tobi mit seinen Bemerkungen bisweilen ein bißchen übers Ziel hinausschoss. Wenn der Fronter die Bühnencrew mit seltsamen Spitznamen eindeckte, Mischer und Lichttechniker durch den Kakao zog, und ihnen spaßeshalber androhte sie bei schlechter Arbeit gleich wieder in den Zug nach Hause zu setzen, dann hinterlässt das dennoch einen irgendwie seltsamen Beigeschmack. Auch das Gelächter im Publikum zu diesen Kommentaren hielt sich bezeichnenderweise in Grenzen. Lieber Tobi, du magst gerne albern sein, und irgendwie ist das auch dein Markenzeichen - aber nicht alles was du sagst ist auch wirklich lustig... Tobis Kommentare einmal beiseite gelassen, lieferten EDGUY aber genau das ab was man erwartet, wofür man sie kennt und liebt - eine verdammt geile, mitreißende Show! Seien es nun aktuelle Stücke wie "Love Tyger" und "Defenders Of The Crown", oder Klassiker wie das epische "Vain Glory Opera" oder "Tears Of A Mandrake" - das Publikum feierte einfach alles gnadenlos ab. So manches Mal wurde dabei die Band locker übertönt, wie bei dem Zugaben-Partysong "Lavatory Love Machine". Live vor allem überraschend das FALCO-Cover "Rock Me Amadeus", über dessen Interpretation man sich noch immer streiten kann - obgleich in Deutschland, trug das Publikum den Song des österreichischen Kult-Interpreten perfekt mit. Einzig die Versuche Tobis nebst der prägnanten Aussprache das Stageacting des Falken zu kopieren wirkten... nun ja... ein wenig schmerzhaft. Voll auf ihre Kosten kam das Publikum auch, als nach dem FALCO-Cover noch der eigentlich nicht auf der Setlist befindliche Song "Babylon" spontan ins Set eingebaut wurde. Spätestens ab diesem Song tropfte es im Hexenkessel des Backstage Werks buchstäblich von der Decke - die mitreißende Show forderte allen Beteiligten so einiges ab, und nicht nur auf der Bühne floss der Schweiß in Strömen. Auch Tobi hatte gegen Ende zu kämpfen, und wurde in den höheren Tonlagen schon ein wenig dünn. Mit "King Of Fools" bei dem das Publikum noch ein letztes Mal alles gab, erfuhr der Auftritt von EDGUY einen würdigen Abschluss - mit dem Versprechen dass es dieses mal nicht mehr so lange dauern würde, dass sich EDGUY das nächste mal in München blicken lassen. So ging ein ohne Frage geniales, mitreißendes Konzert zu Ende - EDGUY sind noch immer EDGUY, und als Live-Band ist immer mit ihnen zu rechnen! Setlist: (Ohne Gewähr) - Love Tyger - Space Police - Out Of Vogue - Superheroes - Defenders Of The Crown - Vain Glory Opera - Ministry Of Saints - Rock Me Amadeus - Babylon - Land Of The Miracle - Tears Of A Mandrake - Lavatory Love Machine - King Of Fools

Trotz der veranstaltungstechnischen Großkonkurrenz des Oktoberfestes (Lederhosen und Dirndln so weit das Auge reicht!) verirrten sich eine ganze Menge Leute ins Backstage, und sorgten für einen kurzweiligen Konzertabend mit super Stimmung. So mancher im Publikum schien aber doch schon auf der Wiesn ein wenig vorgefeiert zu haben, wie der bereits zu Veranstaltungsbeginn etwas schwankende Gang einiger Konzertbesucher bewies. Aber seis drum - benommen haben sich alle! Ein tolles, mitreißendes Konzert mit drei extrem gut gelaunten Bands war es allemal - aber irgendwo, so ganz hinten im Kopf, kratzt doch dieses Teufelchen das die Bodenhaftung eines altbekannten Entertainers beginnt in Frage zu stellen...


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