02.10.2014, Komma

RAGE + TRI STATE CORNER + LION TWIN

Veröffentlicht am 06.10.2014

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Herbstlich-kühl wars draußen, aber drinnen im Komma gings heiß her an diesem Donnerstag Abend. Die teutonischen Powermetal-Veteranen von RAGE feierten ihr 30-Jähriges Jubiläum mit einer standesgemäßen Tour, die auch in Wörgl halt machte. Mit im Gepäck hatten Peavy, Victor und André nebst einer fetten Jubiläumssetlist auch noch die Supportbands TRI STATE CORNER und LION TWIN.

Letztere machten dann auch den Anfang vor einer leider noch relativ überschaubaren Kulisse. Die spärlichen Zuschauerhäufchen wussten zunächst noch nichts mit sich selbst und der Band auf der Bühne anzufangen, doch der sympathischen Frontfrau Li gelang es schon nach kurzer Zeit das Eis zu brechen und das Publikum zu Mitklatschen zu bewegen. Flotte Ohrwurmsongs wie "Eco Warrior" und "Ready To Rock" konnten beim Publikum punkten, und entwickelten live durch den Verzicht auf das auf dem Album "Nashville" begleitend zu hörende Keyboard eine sehr dichte Atmosphäre. Somit konnte man den 'Pop-Metal' (Eigendefinition) von LION TWIN eher im melodischen 80er-Metal einordnen - speziell das letzte Stück "Day Of Anger" bewies eine lupenreine ACCEPT-Schlagseite, und das nicht nur aufgrund dessen dass der Titel auf dem Album mit Gastvocals von Udo Dirkschneider aufwarten kann. Auch Gitarrist und Songwriter Jan (der Löwen-Part des Sternzeichenkonstruktes LION TWIN) verdiente kurzzeitig seine Brötchen bei der teutonischen Metal-Legende, was auf "Day Of Anger" ein wenig durchgeschlagen sein dürfte. Doch zu LION TWIN gibt es noch einige mehr interessante Fakten, so ist das Kernstück der Band eigentlich ein Duo bestehend aus Sängerin Li und Gitarrist Jan, wobei letzterer bei dieser Tour jedoch wegen Krankheit aussetzen musste, und darob ein holländischer Ersatzmann an der Sechssaitigen einspringen musste. Alles klar? LION TWIN kamen auf der Bühne erdig und bodenständig rüber, was nicht nur am angenehm unaufgeregten Styling und der kraftvollen Stimme der Sängerin lag, sondern auch an ihrem schön auskomponierten Songmaterial das auch bei einer durchschnittlichen Länge jenseits der 5 Minuten zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen ließ. Dass hier keine Anfänger am Werk waren bewies der souveräne fliegende Gitarrenwechsel während der Bridge des letzten Songs - eine gerissene Saite machte diesen notwendig. Es wird interessant sein zu beobachten wie sich die ambitionierte Formation in den nächsten Jahren noch entwickeln wird - in Wörgl konnten sie auf jeden Fall einige Fans dazu gewinnen! Setlist: - Tristan & Isolde - Eco Warrior - Far Away - Ready To Rock - Day Of Anger

Ganz im Zeichen eines griechischen Saiteninstrumentes danach die Performance von TRI STATE CORNER. Zusammengesetzt aus drei Griechen, einem Polen und einem Deutschen, hat sich das Dreiländereck einer besonderen Form alternativen Rocks verschrieben - der Verschmelzung harter Gitarrenriffs mit dem südlichen Flair einer griechischen Bouzouki. Virtuos an diesem Instrument Ioannis, der Bruder des Sängers Lucky welcher mit launigen Ansagen durch das kurzweilige Set von TRI STATE CORNER führte. Aber was sucht eine derart außergewöhnliche Formation nun eigentlich im Supportprogramm einer deutschen Metal-Legende die gerade ihren 30er feiert? Nun, vielleicht kann man die Bandauswahl besser verstehen, wenn man die Besetzung der griechisch-polnisch-deutschen Gruppe einmal näher beleuchtet - dort findet sich nämlich hinterm Drumset Christos Efthimiadis, und dieser spielte in den 90ern für... erraten, RAGE! The Missing Link - ach nein, das kommt ja erst später... Darum zurück zu der Band mit den Bouzouki-Klängen. Dem Publikum nach Touren mit LORDI und AXXIS schön langsam auch ein Begriff, zeigten sich im Komma bereits einige Leute sowohl bei den aktuellen Stücken ("Faster" und "Free Prison" als Einstieg in das Set) als auch bei älteren Songs der Vorgängeralben "Historia" und "Ela Na This" recht textsicher. Speziell der Titeltrack letzterer Scheibe vermochte es live durch die von Bouzouki-Spieler Ioannis beigesteuerten griechischen Gesangspassagen eine schöne Atmosphäre zu kreieren. In eine ähnliche Bresche schlägt die Ballade "Kapia Stigmi" vom aktuellen Album, die man passenderweise direkt davor gesetzt hatte. Die Gewichtung der Setlist lag allerdings auf dem Album "Historia", dessen eingängige Songs live einfach mit am besten funktionieren. Speziell das etwas härtere "Nothing At All" und das vor allem textlich beeindruckende "Sleepless" wussten hier zu überzeugen. Im Zugabenblock, für den TRI STATE CORNER gar nicht erst von der Bühne gingen sondern einfach weiterspielten (O-Ton Lucky: "Ist ja auch Blödsinn, die Songs stehen ja ohnehin hier drauf, die spielen wir ja sowieso! Also machen wir jetzt einfach weiter!") fanden sich dann noch das mitreißende "Sudden Turn" und der Titeltrack des aktuellen Albums "Home" dessen griffiger Refrain im Komma von so einigen Personen mitgeschmettert wurde. Ein erneuter ausgezeichneter Auftritt einer Band die auf dem Live-Sektor in den letzten Jahren ziemlich präsent war- und lauter Szenen- und Schlussapplaus des Publikums gibt TRI STATE CORNER recht: Bouzouki rockt! Setlist: - Faster - Free Prison - Nothing At All - Sooner Or Later - Sleepless - Kapia Stigmi - Ela Na This - My Savior - Sudden Turn - Home

Trotz des unfangreichen Equipments der Supportband ging der Umbau zügig vonstatten, und alsbald konnten RAGE die Bühne entern. "Carved In Stone" war nicht nur der Opener sondern auch der Sound des Trios - klar und mächtig, wie in Stein gemeißelt kamen die powermetallischen Ohrwürmer aus den Boxen. Und egal was RAGE an diesem Abend in die Menge schmissen, ob Klassiker, selten gehörte Perlen oder auch mal ein von lässiger Hand gezocktes Cover - alles wurde vom Publikum aufgenommen, mitgetragen und abgefeiert. Passend zu der Feierstimmung im Publikum regierte auch gute Laune auf der Bühne - trotz kleinerer Probleme die der Turbo-Umbau generierte, lief auf der Bühne eigentlich alles rund. Lediglich die vier Videoleinwände im Hintergrund auf denen während den Songs Bilder und Videos aus der Bandgeschichte eingespielt wurden gingen ein wenig unter - auf der relativ kleinen bzw niedrigen Bühne im Komma wurden diese vom Schlagzeug und sonstigem Gerät auf der Bühne größtenteils überdeckt, sodass man im Publikum von der Multimedia-Show nur sehr wenig mitbekam. Dafür bekam die Setlist umso mehr Aufmerksamkeit - eine Ansammlung aus Schmankerln die sich im Laufe der 30-jährigen Bandgeschichte angesammelt hatten. Zu einigen der Titel folgten auch Ausführungen von Peavy, wie zB zu "Great Old Ones" welches sich aufgrund seiner Verehrung von H.P. Lovecraft in der Setlist wiederfand. Gemeinsam mit dem Publikum wurden die "Invisible Horizons" ergründet, und die Zuschauer gingen auch bereitwillig mit RAGE "Down". Dann wurde zu "Unity" abgerockt, zwischendurch "The Missing Link" gefunden um zu "Forever Dead" und "Straight To Hell" die Haare zu schütteln und mitzugröhlen. Dass der Ofen nach 30 Jahren noch keinesfalls aus ist bewies Peavy in recht eindrucksvoller Manier - und das nicht nur indem er gemeinsam mit dem Publikum den Kracher "Don't Fear The Winter" schmetterte. Auch seine kongenialen Partner Victor Smolski an der Gitarre und André Hilgers hinter der Schießbude zogen zu jeder Zeit mit - letzterer unterhielt das Publikum wie immer nicht nur mit energiegeladenem Drumming, sondern auch mit wunderbaren Grimassen. Mit lockerer Hand wurde dann auch noch in den Pausen der prägnante Beginn von OPUS' "Live is Life" eingearbeitet ("Wir sind ja in Österreich!"), und zwischendurch auch schon mal der Roadie mit Drumsticks beworfen. Richtig beeindruckend wurde es bei "Higher Than The Sky", das der Zuseherchor toll und vor allem auch lange mittrug, obwohl das Komma gerade mal zur Hälfte gefüllt war. Das ist auch der einzige Kritikpunkt an diesem ansonsten perfekten Konzert - es hätte ein ausverkauftes, oder zumindest einigermaßen volles Haus verdient. So war es selbst gegen Ende hin noch problemlos möglich gemütlich in die vordersten Reihen zu spazieren. Zum Beginn des Zugabenblocks vollzogen RAGE zum Gaudium des Publikums erst einmal eine Personalrochade - André wechselte an die Gitarre und Victor klemmte sich hinters Drumkit - ein ungewohnter Anblick! Und dann wurde mit lockerer Hand "Highway To Hell" von AC/DC gezockt - nun, von Seiten des Aushilfs-Drummers definitiv lockerer als an der Front beim Ersatz-Gitarristen, der dann auch beim Solo aufgab und die Gitarre an seinen Besitzer zurückreichte. Unter dem Gelächter der Zuseher, und mit dem Versprechen noch ein Bißchen zu üben... Für Gelächter sorgte ebenfalls die Ankündigung nun eine Ballade zu spielen, Kenner wussten natürlich schon dass der akustische Beginn zu "Set This World On Fire" gehörte, das dann von der Meute auch entsprechend abgefeiert wurde. Locker und gelöst präsentierten sich Rage vor "Soundchaser" wo zunächst noch herumgealbert wurde, da wurde vom Bass kurz "Ace Of Spades" angespielt, die Gitarre riffte "Princess Of The Dawn" hintendrein, und vom Drumkit erschallte sodann der prägnante Rhythmus von "We're Not Gonna Take It" - was das Publikum zum Anlass nahm selbiges gleich einmal anzustimmen. Aber dann hieß es Spaß beiseite, und RAGE gingen mit ihrem letzten Titel noch einmal so richtig in die Vollen, und auch von Seiten der Zuseher wurde noch einmal alles gegeben. Die anhaltenden Zugabe-Rufe mussten dann aber aufgrund der Uhrzeit leider unbefriedigt verhallen - dafür konnte man sich am Merchandise-Stand zu später Stunde noch über drei verschwitzte aber glückliche Musiker freuen.

Setlist: - Carved In Stone - Sent By The Devil - War Of Worlds - Great Old Ones - Enough Is Enough - Invisible Horizons - Down - Unity - The Missing Link - Forever Dead - Straight To Hell - Don't Fear The Winter - Higher Than The Sky - Set This World On Fire - Soundchaser


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