31.10.2014, Komma

BENIGHTED, ATHIRIA, ALFORNA

Veröffentlicht am 19.11.2014

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Wörgl scheint sich zum Dauerbrenner in Sachen Halloween-Veranstaltung zu entwicklen, feierte ich diesen Anlaß doch schon im Vorjahr am selben Orte. Gleiche Location und gleicher Tag, aber anderes Jahr und heute auch ganz anderer Sound! Zauberten die "QUIREBOYS" letztes Jahr noch warmen, organischen (Hard-)Rock auf die kleinere Komma-Bühne in der Blackbox, so hatte man heute eine amtliche Betonwatschn zu erwarten, schließlich gaben sich heute BENIGHTED ein Stell-dich-ein auf ihrer laufenden Mini-Tour.

ALFORNA Den heutigen Halloween-Reigen durften ALFORNA eröffnen. Der Local Support konnte naturgemäß auf großen Zuspruch aus den heimischen Reihen zählen. Das Album “Awake“ vermochte dem Kollegen Reini zu gefallen und so kamen auch die Titel von diesem Album recht gut an. Zuletzt als Vorband von EXODUS (zum Livereport) und SEPULTURA (zum Livereport) gebucht und auch gut gerockt, schienen die Unterländer aber am heutigen Abend nicht gerade ihren Glanztag erwischt zu haben. Recht lustlos und wenig enthusiastisch wirkte das Ganze heute und hatte vor allem wegen der launigen Ansagen zwischen den Songs eher den Charme einer öffentlichen Bandprobe als jenen einer Party, wie sie von der Bühne herunter angekündigt und erwartet wurde. Zwar bemühten sich Bandchef Mandi (mit Facepaint) und Basser Martin um etwas Bühnenaction und Posing, allerdings wollte nicht so recht Feierlaune aufkommen. Die Gitarrenriffs drückten trotzdem (und trotz des Fehlens einer Gitarre) mächtig und kernig und vor allem Drummer Gernot ballerte amtlich von hinten heraus. Zu den authentischen Mundart-Titeln („Wennst Net Des Kriagst“ oder „Schau Viere“) kann man stehen wie man will, dem Publikum gefiel´s. Offensichtlich so gut, dass drei stark alkoholisierte Vollgas-Abrocker-und-gern-am-Boden-Lieger-Fans während des Gigs gleich von der Security ermahnt werden mußten, rücksichtsvoller zu agieren. Mit dem starken Titelsong „Awake“ (bei dem es sich - wie Mandi richtigstellte - um keinen Indianerhäuptling handelt) und „Spit It Out“ hat die Band (die so klingt wie Lasagne) aber starke Titel am Start. Nicht nur mich haben die Jungs heute nicht überzeugt, dass sie es besser und enthusiastischer können als am heutigen Abend, hat die Band in der Vergangenheit immer schon bewiesen.

ATHIRIA Da waren ATHIRIA schon von einem anderen Kaliber. Die jungen Death Metaller waren spontan für die kurzfristig absagenden MASTIC SCUM (Sänger Maggo war den vorliegenden Informationen zufolge wohl kurzfristig erkrankt) eingesprungen und aus Wels angereist, was den Jungs nicht nur hoch anzurechnen ist, sondern auch wunderbar als Entschuldigung für eventuelle Schwächen auf der Bühne herhalten hätte können. Doch mit der heute gezeigten Leistung hatten die Oberösterreicher wahrlich nichts zu entschuldigen, vielmehr lieferten sie ein amtliches Death Metal-Brett ab. Angeführt vom bloßfüßigen Sänger Gatsch holzte sich der Fünfer durch sein rund halbstündiges Set. Doch nicht nur soundmäßig knallte alles ordentlich, auch optisch lieferten sie eine absolut stimmige und homogene Erscheinung ab. Von den beiden Band-Sidedrops, über die beiden an den Bühnenflanken postierten Langhaar-Sixstringer über den präzise hämmernden Drummer bis hin zum Basser, der sich auch am Bühnengeschehen beteiligte, war alles im grünen Bereich. Man merkte den Jungspunden an, dass sie schon des Öfteren die Bühnenbretter bespielt hatten. In der Form darf man die Band gern wieder einmal buchen, denn auch wenn aufgrund der Kurzfristigkeit kaum eigenes Following anwesend war, dankte das Publikum der Band mit kräftigem Applaus und Jubel und äußerte zudem Zugabenwünsche, die wohl aufgrund des engen Zeitplans nicht erfüllt werden konnten. Checkt Titel wie „Pestilence“ oder „Cadaver Feast“ auf Youtube!

BENIGHTED Das danach Folgende sollte jedoch alles Vorangegangene schlichtweg in den Schatten stellen. BENIGHTED waren in der Blackbox eingefallen, einen Ball aus Energie explodieren zu lassen und die Szenerie zu einem Tollhaus mutieren zu lassen. Vermochte das Quintett schon auf Tonträger zu gefallen, konnte die Band, die zum ersten Mal in Tirol gastierte, auch live auf voller Länge überzeugen. Aus den Boxen drang eine dermaßen dichte Wall-Of-Sound, dass einem förmlich die Spucke wegblieb. Recht differenzierter Sound und eine stimmige Lichtshow ließen den Gig zu einem echten Highlight im krawallmäßig eher vernachlässigten Westen werden, zuletzt zogen NAPALM DEATH 2010 in Kufstein eine ähnliche Lärm-Extravaganza ab. Der barfuß auf der Bühne rumstapfende Grunz-Quieker Julien präsentierte sich als Aktivposten der Band, der auch mit dem einen oder anderen Fetzen Deutsch zusätzliche Sympathiepunkte sammelte und die Szenerie dirigierte. Die Instrumentalarmada hatte sich zu konzentrieren, die komplexe Soundmelange und das atemberaubende Tempo in der Livesituation umzusetzen, was auch perfekt gelang. Ein zünftiges Blast-Massaker wurde am heutigen Halloween-Tag veranstaltet, die Infernis hatte ihre Pforten geöffnet. Das Publikum ging vom ersten Song an steil, ein Pit aus Soundzombies (trotz Halloween war kaum jemand verkleidet am heutigen Abend) wuselte wild herum, ein kleiner Circlepit durfte ebenso wenig fehlen wie eine Wall Of Death. Auf eine Abrißbirne wie diese hatte ich mich im Vorfeld sehr gefreut, und diese Erwartungen wurden fast noch übertroffen.

Sogar der eine oder andere Stagediver durfte seinen Leib ins Publikum fallen lassen, einer davon hatte wohl zu wenig Zielwasser getrunken und keine Punktlandung hingelegt. Alkohol und Soundwütereien lindern aber wohl alle Schmerzen, sodass keine Beeinträchtigung der körperlichen Unversehrtheit festzustellen war. Respekt gebührt den Musikern, die trotz des infernalen Brutal-Death-Gegrindes Zeit und Bock auf genreadäquates Stageacting hatten und so ihren Anteil an dieser Show der Genre-Oberklasse hatten. Soundgranaten wie „Let The Blood Spill Between My Broken Teeth“ vom fulminanten “Asylum Cave“ oder „Experience Your Flesh“ vom letzten Verwüster “Carnivore Sublime“ sind ja trotz aller Brachialität durchzogen mit geilen "Stop&Go´s" und fett rockenden Teilen, sodass den zahlreichen Abschädlern im Publikum auch die eine oder andere kurze Groovepause gegönnt wurde. Mit dem älteren, vom Publikum wohlwollend begrüßten „Slut“ bog die Show leider viel zu früh in die Zielgerade, die Bühne wurde für den Mob freigegeben. Zahlreiche Fans enterten dieselbe und nützten die Gelegenheit zum Abfeiern und für ein Foto aus Musikersicht.

BENIGHTED kamen, quiekten und siegten…dank dieser einen Stunde komprimierter Energie empfahl sich das französische Brachialkommando bestens beim heimischen Publikum, eine dermaßen dichte und explosive Mischung und einen derart mächtigen Abriß hatte man hierzulande schon länger nicht mehr erlebt!

Man darf gespannt sein, welchen Soundmix man zu Halloween 2015 im Komma erwarten darf! Setlist: 1. X2Y 2. Noise 3. Let the Blood Spill Between My Broken Teeth 4. Collapse 5. Experience Your Flesh 6. Prey 7. Grind Wit 8. Fritzl 9. Collection Of Dead Portraits 10. Nemesis 11. Slaughter/Suicide 12. Slut 13. Asylum Cave Danke für die Fotos an unseren Fotografen Alex Schrattenthaler, mehr Pix könnt ihr HIER sehen!


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