07.03.2015, Backstage (Werk)

U.D.O. + SISTER SIN + GARAGEDAYS @ München

Text: Anthalerero | Fotos: Anthalerero
Veröffentlicht am 10.03.2015

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Und wieder einmal zieht es Stormbringer aus dem Heimatland ins benachbarte Deutschland, wo gerade im Münchner Backstage Werk der German Tank Udo Dirkschneider mit seiner Band U.D.O. einrollte. Mit im Gepäck hatte die deutsche Metal-Institution die Schweden von SISTER SIN, sowie die österreichische Hoffnung GARAGEDAYS. Stetig tröpfelten die Besucher ein, die dieses Mal durch den kleineren Nebeneingang geschleust wurden. Dank zackig arbeitendem Einlass musste niemand lange in der Kälte warten - dafür war es drinnen dann wieder ausnehmend stickig. Aber das kennen wir ja schon aus unserem Backstage Werk, bei dem es mitunter auch mal von der Decke tropft wenn es drinnen wirklich voll ist. Und fast voll wurde das Werk an diesem Samstag auch, denn ordentlich viele Leute wollten U.D.O. sehen - warum man dann von der ersten Sekunde an das komplette Konzert über nach "Balls To The Wall" plärren muss bleibt auch schleierhaft, zumal U.D.O. doch ohnehin "mit diesem Song sterben werden" (O-Ton Udo Dirkschneider). Auch ein Störenfried verirrte sich an diesem Abend ins Backstage, der während des Auftritts von U.D.O. grundlos einen weiteren Besucher von hinten attackierte und zu Boden riss. Ein Lob gehört hier der Security im Backstage, die den ausfälligen Herrn binnen 30 Sekunden separierte und prompt aus der Halle beförderte. So solls sein! Das war dann aber auch schon der einzige Aufreger des Abends - ansonsten gab es nur kernigen Schwermetall auf die Rübe.

Als Erste auf der Bühne zu beweisen hatten sich

GARAGEDAYS

aus Tirol, die überraschend früh starteten (war der Beginn nicht später angekündigt...?), und dem zu diesem Zeitpunkt etwa halb vollen Backstage gleich einmal eine ordentliche Soundwand entgegenbliesen. Holla die Waldfee, und das trotz den (infolge technischen Problemen) Verzögerungen des Nachmittags, die ihnen nur einen extrem kleinen Soundcheck-Rahmen zugestanden. Der thrashig angehauchte NWoBHM-Sound der Tiroler wollte aber teils nicht so wirklich zünden beim Publikum, das wohl heute eher auf geradliniges Material eingestellt war. Wirklich, wirklich schade, denn an den Instrumenten können die vier Herren ziemlich was, was sie auch im Verlaufe ihres recht kurzen Opener-Sets recht eindrucksvoll bewiesen. Ein Teil der Besucher ließ sich aber doch von den vergleichsweise harten Klängen (zumindest im Vergleich zu den folgenden Bands) gut mitreißen, und spendete den hingebungsvoll riffenden GARAGEDAYS den Applaus den sie verdienten. Wer auf verspielten, detailreichen NWoBHM-Sound mit thrashigen Parts der Marke METALLICA steht, der sollte bei GARAGEDAYS unbedingt einmal reinhören! Kollege Reini hat es mit seinem Review des im Vorjahr erschienenen Albums Passion Of Dirt sehr gut auf den Punkt gebracht!

Nach dem östereichischen Beitrag war es an der Zeit für schwedischen Schwermetall, für den an diesem Abend

SISTER SIN

sorgten. Bereits zum zweiten Mal mit U.D.O. auf Tour waren die Schweden so einigen Leuten im Publikum schon bekannt, und so ging das Publikum auch von Anfang an sehr gut mit. Und SISTER SIN ließen sich auch nicht lumpen, und gaben gleich richtig Vollgas. Vor allem mit dem coolen "Outrage" das perfekt zum Mitgröhlen einlud ging es gleich einmal in die Vollen. Der Sound von SISTER SIN war allerdings ausnehmend seltsam - ungewohnt dumpf und dröhnend, im krassen Gegensatz zur zunächst leise, dann aber fast zu laut abgemischten Stimme der Frontröhre Liv Jagrell. Hatte hier der Berichterstatter was im Gehörgang, oder ging die Stimme heute in einen beinahe schon schmerzhaft schrillen Bereich, den man von Liv eigentlich nicht gewohnt ist? Nichts auszusetzen gab es jedenfalls an der Songauswahl, da gab es mit Titeln wie "Better Than Them", "Fight Song" oder "Sound Of The Underground" ordentlich etwas auf die Ohren. Amtlich auch die vier Stücke vom aktuellen Album "Black Lotus" - "Food For Worms", Chaos Royale", "Desert Queen" und "Sail North", bei denen sich aber im Publikum nicht alle Leute sattelfest zeigten. Manch ein Kerl im Publikum interessierte sich wohl auch mehr für die zwei vielzitierten Argumente der Fronterin, als für die musikalische Darbietung an sich... SISTER SIN lieferten insgesamt einen soliden Auftritt ab, auch wenn man die Schweden schon einmal deutlich besser in Form gesehen hatte. Den Besuchern gefiel aber sichtlich was es sah, so wurde ordentlich lauter Applaus für die Schweden gespendet.

Setlist:

- Food For Worms - Outrage - Chaos Royale - One Out Of Ten - Fight Song - Desert Queen - On Parole - Sail North - Hearts Of Cold - Sound Of The Underground - Better Than Them - End Of The Line

Und als letztes gab es dann, wofür die Menge im fast vollen Backstage Werk hauptsächlich gekommen war:

U.D.O.

! Und gleich beim Opener, "Speeder" vom aktuellen Album "Decadent" bewies der German Tank dass er noch längst nicht zum alten Eisen gehört! Genauso wie sein langjähriger Weggefährte und Bassist Fitty, der auf der Bühne locker mit dem Teils gerade einmal halb so alten Rest der Band mithielt. Überhaupt merkte man dass die Lineup-technische Frischzellenkur der letzten Jahre Udo und seiner Band äußerst gut getan hatte, präsentierten sich doch U.D.O. bereits auf ihrer letzten Tour um einiges frischer und härter. Ein übriges dazu tat wohl die längst überfällige Ausmistung der Setlist, die schon bei der "Steelhammer"-Tour um einige ACCEPT-Klassiker entstaubt wurde, um dem eigenen Material mehr Raum zu geben. Eine Entscheidung die voll aufgegangen war, wenn man der energiegeladenen Performance und der tollen Rückmeldung des Publikums anmerken konnte. Bis auf einige ewiggestrige die ohnehin nur einen Song kennen, siehe Einleitung... Neben aktuellen Titeln wie dem stampfenden "Decadent" oder "King Of Mean" gruben U.D.O. auch wieder einige ältere Sachen aus - so wurden den Besuchern sowohl "Blitz Of Lightning" vom Album "Faceless World" um die Ohren geblasen, als auch "Independence Day" von "Solid" serviert, und sogar "Black Widow" vom ersten Album "Animal House" fand Gehör. Und auch überraschen können U.D.O. noch immer, wie sie mit einem ruhigeren, bzw Akustikteil in der Mitte ihres Sets bewiesen. Die Gitarristen Kasperi und Andrej durften sich hier ausgiebigst ein Duell an der Akustikgitarre liefern, und auch von einigen Fans eher ungeliebte balladeske Titel wie "Tears Of A Clown" und das aktuelle "Mystery" funktionierten in diesem ruhigen Rahmen gar wunderbar. Das war nun wirklich etwas mit dem man bei U.D.O. nicht gerechnet hätte, aber das zeigte dass der German Tank auch anders kann! Als Bereicherung erwiesen sich auch die beiden brandneuen Mitglieder von U.D.O. - Udo's Sohn Sven Dirkschneider lieferte einen ausgezeichneten Job an den Drums ab, und bewies eindrucksvoll dass er hochverdient auf dem Hocker platz nahm, und den Posten nicht einfach von Daddy zugeschachert bekommen hatte. Auch der neue Tourkeyboarder machte eine sehr gute Figur, und gliederte sich unaufgeregt und von vielen vermutlich nicht einmal beachtet in die Bühnenshow ein. Dennoch ist es einfach schöner jemanden auf der Bühne stehen zu sehen der spielt, anstatt die Keyboarduntermalung nur vom Band einzuspielen. Und spielen, das konnten U.D.O. wirklich gut. Es war direkt eine Freude zu sehen wie gut die Stimmung in der Band selbst war, da wurde gepost, gelacht und wurden untereinander Witze auf der Bühne gemacht. Diese positive, energiegeladene Stimmung übertrug sich auch auf das Publikum, das bis auf eine Ausnahme (siehe ebenfalls Einleitung) in friedlicher, heiterer Partystimmung war, und sich ohne Geschubse und Gedränge an stampfenden Songs wie "Untouchable" und "Metal Machine" erfreuen konnte. Bei "Break The Rules" war an diesem Abend zum Glück nicht der Name Programm. Noch einmal richtig ab, sowohl zwischen den auf der Bühne gespannten Tarnnetzen, als auch im Zuschauerbereich ging es dann im Zugabenblock, wo eine Dreierpackung ACCEPT-Klassiker auf die Zuschauer wartete. Bei "Princess Of The Dawn" wurde es richtig laut im Publikum, und auch der legendäre "Heidi, Heido"-Chor der den Kracher "Fast As A Shark" einläutete wurde in maximaler Lautstärke mitgegröhlt. Den Überklassiker hoben sich U.D.O. aber natürlich bis zum Schluss auf, und dann endlich bekam der hartnäckig danach rufende Herr im Publikum endlich was er wollte - das legendäre "Balls To The Wall"! Jeder kennt es, jeder kann es - was will man also noch mehr dazu sagen! Entsprechend laut und langanhaltend fiel dann auch der Schlussapplaus für U.D.O. aus - die sich nach mehr als zwei Stunden Spielzeit (da kann sich so manche jüngere Band noch einiges abschauen!) schlussendlich von der Bühne verabschiedeten, obwohl jeder gerne noch mehr gehört hätte.



Setlist:

- Speeder - Blitz Of Lightning - King Of Mean - Decadent - Independence Day - Black Widow - Never Cross My Way - Mystery - Under Your Skin - Tears Of A Clown - Secrets in Paradise - Faceless World - Pain - Untouchable - Let Me Out - Metal Machine - Metal Eater - Break The Rules - Princess Of The Dawn - Fast As A Shark - Balls To The Wall Und das ist es auch was man U.D.O. zugute halten muss, dass sie ihrem Publikum wirklich abendfüllende Shows bieten bei denen sich trotz der langen Spielzeit keine Längen einschleichen. Und wie man sieht wird das auch honoriert, da das deutsche Metal-Urgestein sich erneut auf eine fast volle Halle stützten konnte. Und man kann sich sicher sein dass ein Großteil des Publikums beim nächsten Besuch des German Tanks in München wieder mit dabei sein wird!


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