WILL OF THE ANCIENTS - To Our Glorious Dead

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VÖ: 00.02.2013
Bandinfo: WILL OF THE ANCIENTS
Genre: Black / Death Metal
Label: PRC Music
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Lineup  |  Trackliste

Normalerweise ist die Pärchenbildung aus Black- und Death Metal meine Sache nicht. Entweder, oder. Umso überraschender, was die Kanadier WILL OF THE ANCIENTS mit ihrem Zweitling vorlegen – liegt vielleicht auch daran, dass weder Black- noch Death Metal tatsächlich ihre Sache ist, in etwa so, wie die Landskollegen STRAPPING YOUNG LAD auch keinen schnöden Death mit Industrial-Sprengseln zelebrieren, sich fernab von einem brachialen FEAR FACTORY-Klon bewegen.
Hallo, oh du Welt der zahlreichen Schubladen! Der Mensch, das einzige Vieh, das dazu neigt, zu kategorisieren um zu verstehen, verirrt sich nicht nur im Dschungel von Google, sondern auch der selbst erschaffenen Schubladen, die mal passen, mal nicht, mal klemmen, mal von Holzwürmern zerfressen sind – und nicht selten ein Schild zieren, bei dem der Signifikat nicht dem Signifikanten "Inhalt" entspricht.

Zweifelsohne schöpfen die Herren aus dem breiten Feld zwischen Death und Black, gleichermaßen melodiöser wie brachialer Natur, tun aber ihr Übriges, um die Grenzen noch mehr ineinanderfließen zu lassen, als bisher schon mancherorts eine Erkenntnisschwierigkeit. Dabei schreckt man auch nicht davor zurück, mit symphonischen Power-Metal-Elementen zu liebäugeln, fallweise auch dem deutschen Thrash der Marke KREATOR Tribut zu zollen. Pardauz, wie dieses? Wie klingt ein Bastard aus ENSLAVED und CHILDREN OF BODOM, bei dem – ähnlich wie bei der legendenhaften Zeugung von Freddie Krueger – auch noch andere wüsten Herren mittendrin statt nur dabei waren, so zum Beispiel eben die Spätphasenwerke der Mannen rund um Mille, aber auch ARCH ENEMY, WATAIN, DIMMU BORGIR oder OLD MAN’S CHILD, ein bisschen auch der ROTTING CHRIST, BATHORY, KING DIAMOND, OPETH und BORKNAGAR, wie auch die bereits benannten STRAPPING YOUNG LAD?
Das Endprodukt ist zweifelsohne zumindest als technisch versiert und preschend zu beschreiben, ein Bruch jedweder Tradition, aber gleichermaßen auch die logische Fortführung all jener – Nostalgie 2.0, wenn man so will. Die Herren haben das Handwerk auf den Instrumenten gelernt, die Stimme keift fies und grummelt nicht selten auch gar grantelnd, thematisch widmet man sich dem Menschen als Anti-Helden, der im Kriegsinferno dem Fatalismus frönt. So weit, so dunkel. WILL OF THE ANCIENTS übersetzen somit Edgar Allan Poes „The Pit And The Pendulum“ in die Frage nach der Existenz, zwischen Prügel und Trauer, ein hymnenhaftes Tremolo auf den allentscheidenden Moment - ewiglich oder immerwährendes Nichts?

Die Herren toben, sie kriechen auf allen Vieren, sie geifern vor Hass und Wut, heulen im nächsten Moment aber auch die Seele aus dem Leib – das klingt abenteuerlich, episch, und kommt somit der Vikinger-Phase von BATHORY am nächsten, mit all ihrer Melodie, Eingängigkeit und gewissermaßen erhabenen Atmosphäre. Insbesondere der subversive Einsatz der Keys tut sein übriges, um einen allumfassenden Nebel rund um die atemraubende Kompressionsmaschine WILL OF THE ANCIENTS zu legen, die unterm Strich wohl am besten mit „würden die Vikinger am Schlachtfeld des Zweiten Weltkriegs einmarschieren“ betitelt werden könnte. Ähnlich wie bei METALLICAs „... And Justice For All“ werden hier gekonnt Strukturen aufgebaut, in neue eingewoben, nach Blick nach vorn wieder einer zurück geworfen, bis die Doris nach schier endlosem Klimax in sämtliche Stücke birst. So oder so ähnlich geriet „To Our Glorious Dead“, eine Hymne an den Metal, der von zahlreichen Tellern naschte und anschließend über glühendem Kohlewerk sein eigenes Süppchen kocht. Großes Kino, das aus zig roten Knäuel einen starken roten Faden spinnt.



Bewertung: 4.5 / 5.0
Autor: Stefan Baumgartner (01.01.2014)

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