Ingrimm - Henkt Ihn!
Bandinfo: INGRIMM
Genre: Mittelalter Metal
Label: Trollzorn / SMP Records
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Lineup | Trackliste
Die Mittelalter-Thrasher von INGRIMM liefern nach dem beachtlichen, 2010 erschienenen "Böses Blut" jetzt endlich ihr viertes Album ab das mit "Henkt Ihn!" betitelt wurde. Zuvor musste allerdings 2012 noch eine kleine Personalrochade umschifft werden - Gründungsmitglied Hardy (Verantwortlich für die mittelalterliche Instrumentierung) stieg aus und kurz danach doch wieder ein, dann verließ Sänger Fenris die Band, und wurde durch René Brandt ersetzt. Dessen ein kleinen Zacken höheres aber ebenfalls raues Organ fügt sich perfekt in die Band ein, und gibt dem gewohnten Sound der Regensburger einen etwas sanfteren Kolorit. Zur Erweiterung des Instrumentenarsenals verstärkte sich die Band außerdem um eine Geigerin.
So wirkt "Henkt Ihn!" in der Gesamtheit auf den ersten Blick ein Bißchen weniger thrashig und derb als sein Vorgänger, und offenbart sogar an einigen Stellen einen Powermetal-artigen Einschlag. Parallel dazu liegen die Stärken von INGRIMM aber weiterhin in der Verbindung von sanften Melodien in mittelalterlicher Instrumentierung wie SALTATIO MORTIS oder SUBWAY TO SALLY, mit kompromisslosem Thrash-Riffing. Allerdings setzen Ingrimm im Gegensatz zu ihren Kollegen hier den Schwerpunkt auf schwermetallische Riffs mit teilweise tiefer gestimmten Gitarren, garniert mit feinstem Geböller vom Schlagwerker. Die Mittelalterinstrumente fungieren nicht als Träger des Gesamtsounds sondern werden nur als Akzentuierung eingesetzt, und entfalten somit viel bessere Wirkung als bei vergleichbaren Bands mit ähnlicher Genreausrichtung.
Dies zeigt sich besonders bei den reichlich derben Titeln "Carpe Diem" und "Schwarzes Gold", von denen letzterer - nebst den hier wie auf mehreren anderen Songs eingestreuten Growls - außerdem mit einem kritischen, nachdenklich stimmenden Text über die Gier nach Erdöl aufwarten kann. Textlich in eine ähnlich kritische Bresche schlägt der Titeltrack "Hetzer", während das flotte Powermetal-ähnliche "Eiskalter Wind" eher nachdenklich daher kommt.
Erneut brachiale Stimmung herrscht dafür bei "Tritt Mich!" bei dem das flotte Stakkato-Riff eine passende Vertonung zu dem reichlich derben Text darstellt. Beim Titelsong "Hängt ihn!" ist durch den Violineneinsatz eine gewisse Nähe zu SUBWAY TO SALLY zu entdecken, während "Sanduhr" sich mit toller Gitarrenarbeit und lässigem Groove in den Strophen gar ein wenig an IN FLAMES anlehnt ("Only For The Weak, anyone?) - lediglich der Refrain klingt hier ein wenig eintönig, dafür gibt es stellenweise amtlichen Nähmaschinen-Doublebass auf die Ohren.
Das Schlagzeug-Geböller findet sich auch bei "Asche Auf Mein Haupt", das gepaart mit dem kompromisslosen Riffing, wunderbarer Drehleier und Violinen-Hookline zu einer schönen Gesangslinie einen der mitreißendsten Songs des Albums darstellt. Das bereits 2012 vorab vorgestellte "Fühl Dich Frei" als erster Vorgeschmack auf die 'neue Stimme' fällt im Vergleich zum sonstigen Materiel auf "Henkt Ihn!" ein wenig ab, und klingt am ehesten wie eine etwas härtere Version von SALTATIO MORTIS.
Das Highlight des Albums findet sich dann aber am Ende der zehn Songs umfassenden Scheibe angetackert - der für INGRIMM-Verhältnisse fast schon eine Ballade darstellende Titel "Engel" markiert den musikalischen Höhepunkt des Albums. Mit über sechs Minuten ist es auch gleichzeitig der längste Titel des Albums, der zunächst vor allem durch sein stimmungsvolles Intro hervorsticht, und dann durch den akustischen Part in den Strophen eine wunderbare Stimmung aufbaut. Der wunderschöne Text in Kombination mit der Geigenmelodie erzeugt Gänsehautatmosphäre, und sorgt dafür dass einem der eher unter Midtempo einzuordnende Song einfach nicht mehr aus dem Kopf geht.
"Henkt Ihn!" erreicht nicht ganz die Eingängigkeit von "Böses Blut", und erweckt zunächst den Eindruck weniger derb und heavy zu sein als sein Vorgänger. Das mag vor allem an dem etwas sanfter zu Werke gehenden neuen Sänger liegen, doch abgesehen davon bleiben INGRIMM ihre Trademarks treu - es wird gerifft bis der Arzt kommt! Und der Spritzer Mittelalter gibt der Thrashlastigen Musik diesen kleinen Kick der für Eigenständigkeit und Wiedererkennungswert sorgt. Mehr davon!
Anspieltipps: "Asche auf mein Haupt", "Schwarzes Gold", "Engel"