ERL - The Rise And Reign Of Lucifer

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VÖ: 00.04.2014
Bandinfo: ERL
Genre: Black Metal
Label: Eigenproduktion
Lineup  |  Trackliste

Das Debutalbum von ERL ist der nächste schwarze Brocken, den die Tiroler Höllenschlunde in hohem Bogen auswerfen. Nach guten Liveleistungen samt stimmigem Konzept (siehe etwa die Konzerte in Innsbruck und Landeck) kann man sich den Ritual-Black Metal des Sextetts nun auch in den heimischen Wänden gönnen. Eingeleitet von einem äußerst stimmungsvollen und furchteinflößenden Intro (das in Henochisch vorgetragen wird und von der Öffnung der Hölle samt dem Emporsteigen des Gehörnten handelt) offenbart sich schon mit dem an den CD-Titel angelehnten Eröffnungstrack „Rise And Reign“ die inhaltliche und musikalische Ausrichtung von ERL. Äußerst stimmungsvoll, abwechslungsreich und mit lässigen Harmonien präsentieren sich demzufolge die neun diabolischen Oden an tiefrotes Blut und hochzüngelndes Feuer auf „The Rise And Reign Of Lucifer“.

Zwischen Blizzard-artiger Eiseskälte und flächigen Keyboards (die allerdings nicht so eine dominante Rolle wie etwa bei CRADLE OF FILTH einnehmen) ist dem Sextett der Spagat gelungen, ein gezügeltes, aber gleichzeitig hemmungsloses (Epic-)Black Metal-Biest zu erschaffen, das vor allem den Geist etwa von EMPEROR und alten GRAVEWORM und ähnlichen Konsorten anzusprechen und zu vereinen vermag. Soundmäßig gut und trotz aller Professionalität entsprechend rau und kantig in Szene gesetzt von DARKWELLS´s Roland Wurzer, versteht es die Band, die Tempi zu variieren und Stimmungen zu kreieren, wobei die Bandbreite von wüsten Hackattacken hin zu symphonischen Weiten, treibenden Abgehparts und stampfenden Midtempoteilen reichen. So kann die Spannung auf Albumlänge aufrechterhalten werden, ohne sich in Wiederholungen zu ergehen oder sich zu sehr in komplexen Soundgebilden zu verlieren.

Neben dem knackigen Opener sind es vor allem „Cruor Pro Predatorem“, das spannungsmäßig anschwellende "NIM (Protectress Of Inangrall)", bei denen die Keyboards ideal mit dem Gesamtsound verschmelzen, das bösartig kriechende „Die Herrschaft des Feuers“ oder das variable „Wermut“ sehr gut geraten. Am homogensten und kompaktesten klingt die Tiroler Horde, wenn sie tempomäßig anzieht, obgleich gerade eben jene getragenen Songteile für die nötige Würze und Abwechslung, wie auch für Pomp und Pathos sorgen. Fronter Carcharoth, der sich live nach dem Einstieg von ex-SYRUS Gitarrist Eligius und der Übergabe der Gitarre an Neo-Mitglied Skarim vollends auf seinen Job als Frontbiest konzentrieren kann (dies und alles weitere kann im ausführlichen Interview nachgelesen werden), knurrt, krächzt und kreischt („Wermut“) amtlich, interessant ist auch, dass die Texte in mehreren Sprachen (Deutsch, Englisch und Latein) vorgetragen werden.

„The Last Uprising (Luzifers Sturmgeschütz)" setzt ziemlich am Albumende dem Ganzen noch einen drauf. Das live bestens erprobte Stück zündet auch auf Tonträger und besticht mit seiner gnaden- und kompromißlosen Attitüde und Durchschlagskraft. Den Kontrapunkt setzt am Albumende noch das ruhige Instrumental „Chanson De Tristesse“, das dem Hörer die Möglichkeit bietet, sich vom vorhergehenden akustischen Sturm der Verwüstung erholen und über die zukünftige Ausrichtung der Band rätseln läßt. Der akustische Eissturm wurde noch in ein schlüssiges und äußerst ansprechendes Gesamtkonzept gegossen, das sich in der stimimgen optischen Aufbereitung des Artworks wie auch in den bereits erwähnten rituellen Liveshows manifestiert.

Nach lässigen Liveleistungen bringt das auf hohem Niveau agierende Tiroler Sextett nun ein musikalisch ausgereiftes, schlüssig komponiertes, abwechslungsreiches und starkes Debutalbum auf dem Opferaltar des großen Biestes dar. Der Deibel wird es goutieren und sich über Legionen von potentiellen neuen Fans als neues Feuermaterial für das Purgatorium freuen.



Ohne Bewertung
Autor: Thomas Patsch (13.04.2014)

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