JOHN WESLEY - Disconnect

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VÖ: 28.03.2014
Bandinfo: JOHN WESLEY
Genre: Alternative Rock
Label: Inside Out Music
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Lineup  |  Trackliste

John Wesley kennen die meisten von seinen Live-Auftritten als zweiter Gitarrist bei PORCUPINE TREE. Was die wenigsten wissen werden - und ich muss gestehen, auch mir hat sich das bislang noch nicht erschlossen - ist, dass der sympathische Amerikaner bereits seit 1991 Solo-Alben veröffentlicht, im Umfeld von MARILLION zugange war, mit deren Sänger FISH und mit WHITE LION-Sänger Mike Tramp zusammen auf Solopfaden wandelte und unterm Strich eigentlich ein ziemlich kreativer Kerl ist. Der Lockenkopf aus Florida muss sich auch nicht hinter den "Großen" verstecken, wenn's ums Klampfen geht, hat er doch die gesamte Riege von Jeff Beck über Alex Lifeson bis hin zu Warren Haynes als Einflüsse in sich aufgesaugt. Und nebenbei hat er auch noch ein ganz angenehmes, unaufdringliches, und vor allem songdienliches Gesangs-Organ.

Ich kann "Disconnect" nicht wirklich mit dem bisherigen Schaffen von John Wesley vergleichen, denn ich kenne es gelinde gesagt nicht und es erschließt sich mir erst jetzt in diesem Moment schrittweise und langsam, aber doch. Sagen kann ich hingegen, dass "Disconnect" für den Quereinsteiger, der ich ja bin, einerseits ein irrsinnig melancholisches und fast sakrales Album ist. Auf der anderen Seite sind mir die Momente, in denen sich John der ausufernden Frickelei hingibt, einfach zu viel und teils auch zu mühsam ("Any Old Saint", "Take What You Need"). Er kann Gitarre spielen, das wissen wir, da muss man nicht 43 Soli aneinander klatschen. Gottlob halten sich diese etwas nervtötenden Momente in engen Grenzen. Die meiste Zeit über kann die Band, in der übrigens der nicht ganz unbekannte Produzent Mark Prator (CORONER, MORBID ANGEL, uvm.) an der Schießbude hockt, den Spannungsbogen gekonnt halten, auch wenn sich die Aha-Momente am Schluss eigentlich als gar keine solchen erweisen.

John Wesley hat mehr Einflüsse von den dunklen MADRUGADA, von ARCHIVE oder WOVENHAND mitgenommen als von PORCUPINE TREE, einzig MARILLION blitzen hie und da auf, vor allem die Melodieführung erinnert oft an Steve Rothery, die Gesangsbögen und der Weltschmerz ab und an an Steve Hogarth. New Wave-Anleihen nimmt man da und dort wahr, etwas Post- und Proto-Rock, ganz weit weg eigentlich vom Prog, den man hier erwarten würde. Verliebt habe ich mich auf Anhieb in "Once A Warrior" mit seinem dezenten LED ZEPPELIN-Riffing, das einfach nur simpel effektive "Window" und das fast tanzbare, düstere "Take What You Need". Wunderschön zum Ausklang noch das schwebende "Satellite", und man würde sich wünschen, dass der durchaus begnadete Musiker sein Können des Öfteren zugunsten einfach simpler, schöner Songs hintanstellen würde. Das ist aber hier keineswegs als Vorwurf gedacht, und unterm Strich ist es auf jeden Fall interessant, "Disconnect" und in Folge vielleicht die Welt von John Wesley für sich zu entdecken.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Mike Seidinger (25.04.2014)

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