Ryker's - Hard To The Core

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VÖ: 02.05.2014
Bandinfo: RYKER'S
Genre: Hardcore
Label: Beatdown Hardwear Records
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Lineup  |  Trackliste

Heilige Scheiße – manchmal geschehen tatsächlich noch Zeichen und Wunder, die einem selbst in den unpassendsten Situationen ein Grinsen abringen. Etwa wenn man gerade in einem ernsthaften Gespräch steckt, kurz aufs Smartphone schaut und die Meldung bekommt, dass die RYKER’S ein neues Studioalbum veröffentlichen. So passierte es dem Rezensenten und so ähnlich vielleicht auch vielen anderen. Das Kassel-Kollektiv in der Hardcore-Szene als Kult zu bezeichnen, würde sogar noch zu kurz greifen, denn zu Zeiten, als MADBALL, BIOHAZARD, EARTH CRISIS oder STRIFE Anfang der 90er-Jahre den US-Hardcore über den großen Teich brachten, waren Kid-D., Chris und Co. quasi die Fahnenhalter der deutschen Szene und haben im Prinzip von HEAVEN SHALL BURN über MAROON bis hin zu FINAL PRAYER so ziemlich alles inspiriert, was im Teutonenland auf Mosh setzte.

Alben wie „Ground Zero“ oder „A Lesson In Loyality“ zeigen den zahlreichen Epigonen noch heute schmunzelnd den Auspuff und nach einem gescheiterten Reunions-Versuch im Jahre 2008 haben die gereiften Herren seit dem Vorjahr tatsächlich wieder Lust am gemeinsamen Musizieren gefunden. Dabei sind auch noch drei Fünftel der Urbesetzung dabei – feine Sache am Papier also und am allerwichtigsten: Auch musikalisch klappt hier gottlob alles. 14 lange Jahre nach dem letzten Studiooutput konnte man sich dessen nicht so sicher sein, doch auf dem knackig „Hard To The Core“ betitelten Rundling führen die RYKER’S im Prinzip das Songwriting der alten Tage fort und werden keinen alten Lunatic vor den Kopf stoßen. Der Opener „The World As I See It Today“, „Can’t Kill A Dream“ und „Slave Cruel World“ atmen zwar deutlich metallische Luft, ansonsten regiert aber das HC-Mosh-Brett – nur der einst so wuchtige Bass wurde hier nicht mehr so prägnant in den Vordergrund produziert.

Der fetzige Titeltrack, das Mosh-riffende Urvieh „Divided By Colours“ oder die Stampfattacken in „Born To Fly“ sind aber unerwartet wirkungsvolle Gesichtstritte, die auf direktem Weg in die Magengrube gehen und euch das Beuschel rauspfeffern. Das Schöne an den RYKER’S? Sie brauchen weder die offensiv-angriffige Dicke-Hose-Attitüde TERRORs, noch das stete Schielen auf mehr Erfolg von STICK TO YOUR GUNS – hier ist einfach ein bunter Haufen Old-School-Rabauken mit dem Herz am rechten Fleck versammelt, die immer noch wie Fanboys der CRO-MAGS wirken und völlig drucklos und stressfrei drauflosbolzen. „World Wide Trap“ geht etwa so beißend ins Ohr, dass man sich vom „neuen“ Sound der Kasseler Jungs gar nicht mehr trennen möchte. „The Beautiful Sound Of Broken Bottles“ mit genau demselben Inhalt ans Ende stellen, finde ich außerdem overgeil. Mosh, Crush, Bash – das walzt gewaltig.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: Robert Fröwein (23.04.2014)

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