Deathstars - The Perfect Cult

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VÖ: 13.06.2014
Bandinfo: Deathstars
Genre: Industrial Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup  |  Trackliste

Die Szenerie dunkelt rasant ab, vier Schweden nähern sich selbstherrlich flanierend, in der Luft schwebt penetranter Zigarettengeruch - die DEATHSTARS sind nach längerer Abstinenz zurück und machen typisch einsilbig mit "Burns, cries, cracks, dies!" aus dem Titeltrack des neuen Albums "The Perfect Cult" ohne große Umschweife klar, dass sie keine Gefangenen machen wollen und auch keine Kompromisse eingehen werden. Mehr als fünf Jahre haben sich Whiplasher Bernadotte und sein Todeskommitee Zeit gelassen, um in ihren finsteren Gemächern dem starken "Night Electric Night" einen würdigen Nachfolger zu basteln.

Diese fünf Jahre sind dem heutigen Zeitgeist der Musikindustrie nach quasi Blasphemie, aber wer kann, der kann. Natürlich besteht da auch die Gefahr, dass man völlig aus dem Radar verschwindet, aber dann veröffentlicht der schwedische Todesstern eben ein nach Aufmerksamkeit gierendes Video für "All The Devil's Toys" und die Welt ist wieder gerade gerückt, dreht sich auch für die DEATHSTARS wieder weiter. Aber was ist in den fünf Jahren eigentlich passiert? Eher unauffällig sind für "The Perfect Cult" offensichtlich zehn Songs entstanden und man hat eine mehr als nur erfolgreiche Tour mit RAMMSTEIN gespielt, ob der Zukunft hielt man sich aber vornehmlich bedeckt.

So schön und angenehm es auch ist, wenn sich eine Band mal mehr als die üblichen zwei Jahre gönnt, so kann das selbst einer erfahrenen Truppe wie den mittlerweile nurnoch vier Schweden ein Risiko in Sachen Erwartungshaltung sein. Vorweg genommen liegt bei "The Perfect Cult" aber genau an diesem Punkt die Crux: Man schreibt grundsätzlich einmal mehr erwartungsgemäß eingängige und richtig gute Hits die in allerlei unterschiedliche Kerben schlagen, aber schafft es trotzdem nicht, den Hörer zufrieden zu stellen. Egal ob düsterer Rocker mit starker Gesangsstruktur und anschwellender Refrain-Instrumentierung ("Explode", "Asphalt Wings"), synthiegeschwängerte Catchiness-Offensive ("Fire Galore") oder gewohnt starke Titeltrack-Kost, die bei den DEATHSTARS häufig einen markanten Albumshöhepunkt darstellt - das hatte man alles schon.

Das stellt für mich nicht zwangsläufig einen Kritikpunkt dar, schließlich gibt's ja auch genügend Interpreten, die ihren Stiefel schon seit Dekaden gekonnt runterspielen und stets zu überzeugen wissen, aber "The Perfect Cult" ist schlussendlich auch einfach ein bisschen zu perfekt um tatsächlich wahr zu sein. Mit einem Song wie "Bodies", der nahezu gänzlich auf Stromgitarren verzichtet und mit wabernder Electronica durchaus frische Ansätze aufblitzen lässt, zeigt man, dass man das enorme Gespür für sehr gutes und abwechslungsreiches Songwriting nach wie vor inne hat, einzig man lässt es aber zu selten darauf ankommen. So verkommen Stücke wie "Track, Crush & Prevail" (schematisch zu sehr an "Mark Of The Gun" vom Vorgänger angelehnt) oder die bereits besprochene Single "All The Devil's Toys" viel mehr zu reinen "Nummer Sicher"-Kandidaten, die zwar das Niveau halten, aber prinzipiell die 4-5% vermissen lassen, die zwischen einem sehr guten, einem mitreißenden Song und dem Funken dazwischen stehen.

Das klingt nun aber auch härter als es eigentlich ist, denn grundlegend ist es den DEATHSTARS auch auf Album Nummer 4 gelungen, Hit an Hit zu reihen und dem hohen Standard gerecht zu werden. Diesem zollen sie im Umkehrschluss aber gleichzeitig auch Tribut, weil alle zehn Songs zwar qualitativ auf dem selben Level erklingen, trotzdem aber häufig nicht zwingend genug erscheinen. Das mag sich eventuell komisch bzw. wirr lesen, aber genau das ist die Bürde, die "The Perfect Cult" zu tragen hat - man imitiert sich selbst perfekt, vergisst bei aller Professionalität aber das Feeling, welches einen auszeichnete. Dass bedeutet nicht zwangsläufig, dass der Vierer sich in einer Identitätskrise befindet, aber trotzdem muss da auf dem nächsten Album wieder ein guter Schuss Leidenschaft und Spielwitz mehr im Explosivgemisch der DEATHSTARS vernehmbar sein.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Pascal Staub (16.06.2014)

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