DARK QUARTERER - Dark Quarterer [XXV Anniversary]
Bandinfo: DARK QUARTERER
Genre: Progressive Metal
Label: My Graveyard Productions
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Lineup | Trackliste
Manche Platten werden einfach überhört, manche brauchen Jahrzehnte um beim Hörer anzukommen, und manche müssen neu aufgenommen werden damit sie beim Publikum richtig zünden. Die stets sträflich unterbewerteten italienischen Melodic-Progger DARK QUARTERER haben in ihrem bereits 1987 erschienenen Debut gleich alle drei dieser Phänomene vereint: das Album stand immer im Schatten des nachfolgenden Meilensteins "The Etruscan Prophecy", kam danach nie so richtig aus dessen Schatten heraus und wurde nun, zum 25-jährigen Geburtstag, nochmal neu eingedudelt - was hier durchaus Sinn macht, denn der Sound des Originals war trotz aller technischen und spielerischen Raffinesse schlichtweg schlecht.
Trotz "neumodischer" Technik und einem exzellenten Sound schaffen es die beiden verbliebenen Originalmitglieder Gianni Nepi (g./v.) und Paolo Ninci (dr.) mit ihren etwas jüngeren Mitstreitern Francesco Sozzi (g.) und Francesco Longhi (kb.) den Spirit der Originalscheibe weitestgehend ins neue Jahrtausend zu retten, was ich schon an sich für bemerkenswert halte. Wüsste man es nicht besser, könnte man fast meinen, die Italiener hätten damals sogar für DREAM THEATER Pate gestanden: Nepis extrovertierter Gesang erinnert nicht nur einmal an Charlie Dominici, und das theatralische Element, das den Songs innewohnt, haben auch die New Yorker Progressiv-Könige bereits auf "When Dream And Day Unite" verinnerlicht.
Stichwort Theater: genau hier liegt für einige Hörer sicher die Schwierigkeit von DARK QUARTERER. Denn allzu leicht verzettelt man sich in den verästelten Songstrukturen, auch wenn die Band immer wohlwollend versucht, einem den roten Faden in die Hand zu geben. Der starke Opener "Red Hot Gloves", das mit Kirchenorgeln düster vorbereitete "Gates Of Hell" oder der exzellente Rausschmeißer "Dark Quarterer" (MARILLION zu Fish-Zeiten lassen hier nicht nur einmal grüßen!) sind allesamt Kleinode des melodischen Progressivmetalls, die beiden zehnminütigen Eckpfeiler "The Colossus Of Argil" und "The Entity" gehören dann bereits in die Sparte "überirdisch" und sind trotz teils nervig langer Soli spannend und erfrischend, und auch das Instrumental "The Ambush" unterstreicht die spielerische Finesse der Gruppe.
Natürlich hoffen wir - die wir DARK QUARTERER nicht erst seit heute kennen und schätzen - nun auch auf eine Neuauflage des Über-Albums "The Etruscan Prophecy", denn das würde schon rein der Vollständigkeit halber Sinn machen. Und wenn das Quarterer-Quartett im Herbst auch in Österreich nach einer gefühlten Ewigkeit wieder livehaftig in Erscheinung tritt, sollte man eigentlich ohne Zögern den Weg vor die Bühne finden und schon mal vorsichtshalber die Knieschoner und den Weihrauchschwenker einpacken.