STRYPER - Live At The Whisky
Bandinfo: STRYPER
Genre: Glam Rock
Label: Frontiers Records
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Lineup | Trackliste
Wir schreiben das Jahr 1987, als eine schwarz-gelbe Truppe mit hehren Zielen auf dem holländischen Dynamo Open Air-Festival aufmarschierte und von der enthusiastischen Fanmeute der ebenfalls dort auftretenden Thrasher DESTRUCTION und TESTAMENT sprichwörtlich von der Bühne geholt werden sollte. Glammiger White Metal stand wohl nicht gerade auf der Speisekarte der wilden Horden, die kräftig abschädeln, aber keine Bibel auf den Kopf bekommen wollten, schließlich war damals das Bibelwerfen von der Bühne noch kräftig „in“ bei den Biene Majas, die sich diesen Auftritt ebenso wie die Veranstalter wohl anders vorgestellt hatten. Heute, im Jahr 2014: Viel Zeit ist seit jenen Tagen vergangen, als sich das bibelfeste Quartett mitten in den einstigen Achtziger-Sündenpfuhl der damals boomenden Glam/Hairspray-Szene, den berühmt-berüchtigten Sunset Strip von L.A., begab, um im legendären "Whisky A Go Go"-Club ein Gastspiel zu geben. STRYPER statt Stripper quasi. Doch opferten sich die vier Streifenhörnchen keineswegs für die Bekehrung der ungläubigen, libidogesteuerten Hedonisten (Bibeln werden in Zeiten von Tablet & E-Book ja schon lange nicht mehr geworfen), vielmehr luden die Kalifornier zu einem Abfeiern ihrer größten Hits ein.
Angetreten in der klassischen Besetzung (die Sweet-Brüder samt Oz Fox und Tim Gaines) ist der cremig-cheesige Weichzeichner-Flair im Laufe der Zeit längst in amtlich und kernig rockendes Hardrock/Poserrock-Feeling umgemünzt worden. Geblieben ist die hohe und gleichsam einprägsame Stimme von Michael Sweet, kitschig-einschlägige (White Metal-)Klischee-Lyrics, einprägsame, fast übertriebene Chöre sowie eine Handvoll Hits, welche die Verfechter des Christentums der Melodic-Welt hinterlassen hatten und welche am heutigen Abend gezockt wurden. Den Kern des Konzerts bilden naturgemäß die wichtigen und auch erfolgreichen Achtziger-Outputs “Soldiers Under Command” und “To Hell With The Devil“, aber auch die jüngste Veröffentlichung „No More Hell To Pay“ wurde mit vier Songs ausreichend bedacht. Bei der aktuellen "Yellow & Black Attack" durfte auch „Loud n´ Clear" von der Debut-EP nicht fehlen, der Rest der Songs reicht von cheesy (etwa "Calling On You") bis amtlich rockend, "Honestly" fehlt zwar, das Meiste vom restlichen Gig gab es akustisch ja zuletzt auch beim Bang Your Head-Gig zu hören. “Live At The Whisky” ist vor allem für Altfans interessant, denen diese mit gutem Sound ausgestattete, amtliche STRYPER-Liveshow als Soundtrack für die nächste Bibelstunde dienen soll. Gibt´s auch als DVD mit zwei zusätzlichen Videoclips („No More Hell To Pay“, „Sympathy“) und Interview.
Autor: Thomas Patsch (16.09.2014)