Exodus - Blood In, Blood Out
Bandinfo: EXODUS
Genre: Thrash Metal
Label: Nuclear Blast GmbH
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Lineup | Trackliste | Credits
Na da wird vielen Old School-EXODUS-Fans ein Brocken vom Herzen gefallen sein, als die Band kürzlich den Ausstieg/Rauswurf von Frontmann Rob Dukes bekannt gab. Der prollige Amerikaner, der nicht immer und überall auf Sympathie stieß, war aber - zumindest meiner Meinung nach - nicht das eigentliche "Problem" der Thrash-Legende, die etwa mit ihren letzten beiden Studioalben zwar starke Eichenbretter hinlegte, sich allerdings teilweise in zu langen Songs verlangweilte. Wüßte man es nicht besser, so könnte man meinen, dass für die Songs im HEATHEN-Ausmaß der Einfluß des von mir hochgeschätzten Götterriffers und Live-Aktivpostens Lee Altus verantwortlich wäre, dennoch ließ sich Bandchef Holt laut Credits auch auf dem neuen, zehnten Album nur bei zwei Songs von Altus unterstützen.
Rob Dukes raus, Alt- bzw. Stammröhre Steve "Zetro" Souza rein, allein diese Meldung sorgte zumindest bei mir für Verzückung. Würde jedoch mit dem Einstieg des "Pleasures Of The Flesh"/"Fabulous Disaster" etc. -Frontmanns die Thrash-Welt wieder vollends ins Lot kommen? Die Antwort ist leider nein. Noch immer pflegen EXODUS, die kernigen und absolut griffigen Riff-Bretter a la "Numb", "Btk" oder "Honor Killings" so auszudehnen, dass man sich, statt auf den knackigen Vier-Minuten Thrash-Punkt (a la HAVOK & andere EXODUS-Epigonen) zu kommen, in längeren Gitarrenorgien verliert, so übersteigen sechs der elf Songs teils weit die sechs Minuten-Grenze, selbst das kürzeste Stück (das mit fetten Gangshouts ausgestattete, schlüssige "Blood In, Blood Out") knackt fast die Vier-Minuten-Grenze. Zwar kann man die Rifforgien und Soloeskapaden weidlich genießen, nur sollte gerade Thrash Metal auf den Punkt kommen. EXODUS bestätigen auch mit dem neuen Album wieder die Tendenz, dass so manche Achtziger-Thrash-Legende (OVERKILL, DEATH ANGEL) mehr auf Länge und Technik denn auf knackig-zackige Thrash-Hits setzt. SLAYER brauchten 1986 weniger als die Hälfte der Spielzeit, genauer gesagt keine 29 Minuten, um alles zu sagen.
Zwar ist die Neue vollgepackt mit flirrenden Riffsalven, die uns die beiden Könner an der Sechssaitigen um die Ohren hauen und es tut gut, Zetro wieder am Mikro schreien und quäken zu hören. Zudem tritt die Bay Area-Institution mächtig auf´s Gas, hier werden Rüben gleich reihenweise abgeschraubt und Amps zum Glühen gebracht. Wie es etwa gehen kann, dokumentieren das dynamische, hammergeile "Collateral Damage" und das bereits im Vorfeld kursierende "Salt The Wound" (mit Gastsolo von Original-EXODUS-Gitarrero Kirk Hammett!). Generell klingt die Chose mit zunehmender Spieldauer zu wohlbekannt, fast austauschbar, zudem verliert der Hörer an Aufmerksamkeit weil zwar Aggression und Riffkultur gepflegt werden, Earcatcher oder Überraschungen (bis auf das Industrial-Intro zu "Black 13") aber ausbleiben. Ist natürlich alles Jammern auf hohem Niveau, immerhin sägt und peitscht "Blood In, Blood Out" ungemein, man höre etwa "Body Harvest", dafür würde so mancher Jungspund in seine Turnschuhe urinieren und sie anschließend leerschlürfen!
Der Thrash-Gemeinde wird von Gary Holt eine Nostalgiereise gegönnt, sie freut sich auf die Rückkehr des kompetenten und originellen Schreihalses Zetro, der Rest ist schnelles, knackigstes Thrash-Gewitter im Sinne der letzten Alben, das allerdings nicht immer auf den Punkt kommt, zu ausladend und routiniert sind manche Songs geraten. Dennoch ist "Blood In, Blood Out" unter der Federführung des nunmehr SLAYER-geeichten Gary Holt eine Genick"watschn" sondernsgleichen geworden, High Quality-Stoff, den man von den Haudegen erwarten konnte, und auch mit unverminderter Energie und Härte "in your face" serviert bekommt! Knappe vier, Wehmut mitschwingende Punkte für ein Thrash-Fest, von dem ich mir aber im Vorfeld mehr erwartet hätte.