MARATHONMANN - "…und wir vergessen was vor uns liegt“
Bandinfo: MARATHONMANN
Genre: Post Hardcore
Label: Century Media Records
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Lineup | Trackliste
MARATHONMANN sind eine erstaunlich fleißige Band. So fleißig, dass mein Review erst kommt, nachdem das Album schon seit zwei Monaten auf dem Markt ist. Was soll’s? Das Album hat sich ja nicht verändert, die Musik ist seither nicht schlechter oder welk geworden. (Aber die Infos kennt schon jeder - Anm. d. Red.)
MARATHONMANN stehen nach wie vor für Neue Deutsche Härte, diese Mischung aus Punk und Metal mit deutschen Texten und sind mein persönliches Synonym für „Hosen, als sie noch nicht tot waren“.
"…und wir vergessen was vor uns liegt“ ist der zweite Volllänger seit Bandgründung 2012, wie nebenbei haben die Jungs noch zwei EPs veröffentlicht und das eine oder andere oder andere oder andere Konzert gegeben und dann kurz ein eigenes Festival organisiert und abgefeiert…
Das könnte etwas viel aufs Mal sein und unter Umständen auf die Qualität des Produktes negativ wirken. Will heißen; haben die sich vielleicht ein wenig verkalkuliert?
Nein, die Aufputschmittel wirken, die große Energie und vermutete Spielfreude stellen Ressourcen für ein weiteres gutes Album zur Verfügung.
Eines muss gesagt sein – MARATHONMANN spielen nach wie vor denselben Sound. Metal-Punkt mit etwas Hardcore-Einschlag, Punkt. Wer also eine Neuerfindung erwartet, wird enttäuscht sein.
Ich bin nicht enttäuscht, ich denke eher, dass die Jungs ihren Style gefunden und perfektioniert haben. Wie schon beim „Ur-Punk“ der 70er- und 80er-Jahre ist die musikalische Ausgefeiltheit zweitrangig. Die soll handwerklich korrekt und anregend sein, dich packen und mitreißen. Durchkomponierte Opernwerke brauchen es aber nicht zu sein. Dann lieber laut, klar und ungeschminkt gerade.
Dafür liegt viel Gewicht auf dem Songwriting, die Texte spielen eine zentrale Rolle, die zentrale Rolle.
"…und wir vergessen was vor uns liegt“ ist ein Sittengemälde unserer Zeit, die Themen aktuell, universell und doch sehr persönlich.
„Alles auf Null“ als eine Art Abrechnung mit der Vergangenheit, der beinahe verzweifelte Versuch eines Neustarts.
Michael Lettner dazu: „Man gibt sich auf. Man merkt, dass man sein Leben verschwendet hat. Irgendwann weiß man nicht mal mehr, warum man so geworden ist. Es ist einfach passiert und man hat es so hingenommen. Wenn der Wunsch kommt, doch noch einmal von Null zu starten, ist es zu spät.“
„Abschied“ dann als die Auseinandersetzung mit dem Tod des Großvaters, der doch so wichtig war im Leben des Enkels und durch seine Stärke die Möglichkeit schafft, dass die Zurückgebliebenen den Weg zurück ins Leben finden.
Der eindrückliche, für mich eindrücklichste Track „Diese Hände“, welcher von Wut handelt, die zerstören und antreiben kann. „Das ist die Wut, die dein Herz schlagen lässt“, MARATHONMANN kneifen nicht, stellen sich auch den kontroversen, den unbequemen Themen.
Das Quartett hat ein Werk abgeliefert, das wiederum ein Stück reifer geworden ist, einen neuen Entwicklungsstand der Band zeigt, der als Basis für laufende Erneuerung dienen kann.
Wie schon bei den früheren Werken auch hier; das ist gute, engagierte Mucke, die auch noch Spaß macht und mitreißt. Gelungen!