All That Remains - The Order Of Things

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VÖ: 27.02.2015
Bandinfo: ALL THAT REMAINS
Genre: Metal
Label: Razor & Tie Records
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Lineup  |  Trackliste

Passiert mir nicht oft, dass ich nach dem Hören der ersten beiden Songs eines Albums hergehe und nachlese, welches Genre denn die Band nun spielt bzw. spielen will. Weil zwischen Song eins und Song zwei liegen Welten, und ich dachte, die haben doch glatt zwei verschiedene Bands auf ein Album gepackt. Aber nein, das ist Absicht. Auf ihrem siebten Album wagen ALL THAT REMAINS echt einen breiten Spagat zwischen den Stilrichtungen.

Um welche Genres geht es nun konkret:
Wikipedia sagt: ALL THAT REMAINS spielen Metalcore bzw. Melodic Death Metal
Eigene Angabe der Band: Metal

Meine Meinung: sie eröffnen ein neus Genre namens „weiß nicht, was ich will“, was heißen mag, die Songs auf dem Album finden sich irgendwo zwischen Rock, Metal, Metalcore und Melodic Death Metal wieder - mal dies, mal jenes.

Noch aussagekräftiger bringt es die Presse-Aussendung zum neuen Album auf den Punkt. Zitat: "Ohne ihre Metalcore Wurzeln zu verleugnen, präsentieren sich ALL THAT REMAINS auf ihrem neuesten Output vielschichtig und musikalisch aufgeschlossener. Die Songs auf "The Order of Things" bilden eine Schnittmenge aus Melodic Metal und Heavy Rock, sind gewohnt wuchtig produziert, sehr eingängig und lassen sogar ruhigere Töne anklingen."

Ja, damit kann ich mich anfreunden. Dieser Text entspricht schon viel eher dem, was geboten wird, als dem, was ich aufgrund der alten Sachen erwartet habe. Das neue Werk ist kein durchgehend hartes Album wie „The Fall of Ideals“ ( ihr bisher bestes bzw. das mit den meisten Hits und das die höchste Chart-Platzierung erreichte). Man kann es auch nur schwer mit dem 2012 erschienenen „A War You Cannot Win“ vergleichen - dies war auch noch ein anderes Kaliber, nämlich grölend, speedig, mit düsteren, aggressiven Riffs und richtig destruktivem Gesang.

Was jetzt nicht heissen soll, dass es solche Songs auf "The Order of Things" gar nicht gibt. Doch, doch... Da hätten wir mal "No Knock", "The Greates Generation" oder "A Reason For Me To Fight" , die so richtig im alten Stil reinhauen. Nicht zu vergessen "Tru Kvlt Metal", bei dem ebenfalls so schön in dunkelster Manier gegrölt wird und die Riffs und Rhythmen entsprechend hart und heftig sind.

Weiters gibt es mehrere Songs, die unterschiedliche Stile mischen, also mal hart und zart, bzw. die Songs liefern sich so eine Art "Die Schöne und das Biest" Spiel. Dazu zählen die Nummern 7 - 10. ("Victory Lap", "Pernicious", "Bite My Tongue", "Fiat Empire"). Teilweise rockig, teilweise Death, dann schön gesungen und im nächsten Moment Schwenk zum Melodic Death Metal. Es scheint, als wären sie gegen Ende des Albums immer experimentierfreudiger geworden und hätten so richtig die Lust am schamlosen Durcheinandermischen bekommen. Voll auf der weichen, runden Seite ist "For Your", ein sehr gut gemachter Soft-Rock-Song. Das etwas härtere "Divide" könnte man fast schon zum Kuschelrock zählen. Das ist Mainstream-Musik, die wirklich viele ansprechen kann.

Noch nicht erwähnt habe ich den ersten und letzten Song. Beide verbindet ein ähnlich ruhiger Part und Klavierklang. Es soll dadurch ein musikalischer Bogen gefunden werden, der Anfang und Ende verbindet. Gut, okay, im Endeffekt haben wir hier den angesprochenen Heavy Rock gefunden. Eigentlich sind "This Probably Won't End Well" und "Criticism And Self Realization" zwei recht gute Songs, und würden alleinstehend überzeugen. Aber sie sind eben nicht ganz das, was man von dieser Band erwartet.

Fazit: ALL THAT REMAINS muten mit ihrem neuen Album dem Hörer viel zu, egal, ob das nun ein Melodic Death Metal Fan ist oder ein Metalcore Anhänger oder ein Durchschnitts-Rock/Metal-Liebhaber. Das Ding ist irgendwie nicht Fisch und nicht Fleisch. Jeder mag sich ein paar Sachen auf dem Album finden, aber keiner wird alles mögen, zu vielschichtig sind die Songs, die geboten werden.
Ich bin nicht der Meinung, dass hier Fans verschiedener Genres abgeholt werden - viel eher werden die Fans der "alten" ALL THAT REMAINS stehen gelassen.



Bewertung: 3.0 / 5.0
Autor: Lady Cat (02.03.2015)

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