Andi The Wicked - Freak On Frets
Bandinfo: ANDI THE WICKED
Genre: Heavy Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup | Trackliste
Soloalben eines Gitarristen sind oft eine zwiespältige Angelegenheit und meistens nur für echte Shred-Heads gedacht. JEFF LOOMIS zum Beispiel verliert sich auf seinen Solowerken ständig in egozentrischem Gefrickel, während MARTY FRIEDMAN bei allem Können durchaus noch gute Songs durchblicken lässt. Die Herangehensweise von Newcomer ANDI THE WICKED ist dahingehend weitaus erfrischender. Statt auf permanentes Skalengeschwurbel setzt er auf "Freak On Frets" auf Nachvollziehbarkeit und erschafft damit ein beeindruckendes erstes Lebenszeichen.
Was haben wir hier überhaupt? ANDI THE WICKED, mit bürgerlichem Namen Andreas Dötsch, ist ein talentierter Gitarrist, der sich in der Hardware-Industrie einen Namen erspielen konnte. Der Sinn und Zweck vorliegenden Werkes war es eigentlich, mit spannendem musikalischem Material auf Messen neue Gitarrenmodelle zu präsentieren. Ein sehr erfolgreiches Unterfangen, was nun langsam aber sicher auch der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. So packte man das Material kurzerhand auf ein Demo, auch die ersten (herkömmlichen) Live-Gigs folgen nach und nach. Und es wäre schade, wenn dies keinen Erfolg mit sich bringen würde.
Dass Andi ein begnadeter Gitarrist ist, hört man bereits in den ersten 30 Sekunden des Openers "That Rocks". Natürlich wird direkt lossoliert und gerifft, was das Zeug hält. Dennoch soll der Song dem Titel nach in erster Linie rocken und das tut er, weil er sich eben nicht in seinen Soli verliert. ANDI zaubert aus lässiger Hand eine eingängige Gitarrenhook nach der anderen aus dem Ärmel und so erwischt sich der Hörer schnell mit einem Grinsen im Gesicht. Wenn man dann noch eine augenzwinkernde ZZ TOP-Reminiszenz einbaut wie in "The Shark Song", muss man dem Rheinländer absolute Songwritingkompetenz zugestehen. Das Paradebeispiel hierfür ist allerdings das zehnminütige "Threat". Trotz eingestreuter impressionistischer Jazz-Passagen im ersten Viertel bleibt auch dieser Song stets purer, eingängiger Heavy Metal. Und immer dann, wenn der Hörer droht, die Aufmerksamkeit zu verlieren, streut ANDI einen überraschenden Break oder eine komplette Hymnenpassage zum Mitgrölen ein. Chapeau! Das abschließende "Porn" hat dann auch glücklicherweise nichts mit GEMA-freier Synthiemucke aus dem schrägen Gewerbe zu tun, sondern geht abschließend mit viel augenzwinkerndem Humor und guter Laune nach vorne. Dass bei der Produktion die Gitarre extrem in den Vordergrund gemischt wurde, die Drums nur Beiwerk sind und der Bass kaum hörbar ist, ist in diesem Falle absolut unbedeutend.
Fazit: Impressionismus statt Expressionismus, Eingängigkeit statt Egogehabe. "Freak On Frets" überzeugt nicht nur durch Technik (deren Vorhandensein gar nicht in Frage steht), sondern durch gutes Gespür für funktionierende Songaufbauten. Wir hoffen, von ANDI THE WICKED in Zukunft noch viel zu hören!