KRÜPPEL - Pandemist
Unter einer "Pandemie" versteht man eine länder- und kontinentübergreifende Ausbreitung einer Krankheit, als große Pandemien in der Geschichte werden etwa die Antoninische oder Justinianische Pest, der Schwarze Tod oder auch die HIV-Infektion genannt - und wenn man sich die einzig bisher vorliegende Besprechung von "Pandemist" bei den deutschen Kollegen von Metal Impetus zu Gemüte führt, vermeint man, dass der verehrte, dort heimelige Herr Rezensent mit einem pustulösen Ausschlag ins Unfallkrankenhaus eingeliefert werden musste, nachdem er sich der Besprechung des Debüts von KRÜPPEL gewidmet hat. Mit "Kollateralscheiße" hätte der werte Kollege programmatisch KRÜPPEL zitieren dürfen, als marktschreierische Headline über seine geschätzten Lettern setzen dürfen. Aber Metal Impetus ist dann doch nicht die Bild-"Zeitung". Damit tat (respektive: täte) er dem Herrn Donnermann, der auch bei 10000 TONNEN KRUPPSTAHL für Schlagwerk und Gegrummel verantwortlich zeichnet und sich bei KRÜPPEL gleich um "alles" kümmert (also quasi der Piefke-Gunkl), jedoch ein bisserl Unrecht, "Restlos verschissen" (ein weiteres Zitat) ist "Pandemist" wahrlich nicht.
Zugegeben, "Pandemist" ist schon Programm. Der gute Donnermann ist - wenig überraschend - ein feister Wüterich, der gar nicht viel Sorgfalt auf lauschige Melodiebögen oder operettenhaftes Tralala verschwenden möchte, dafür gibt's alternativ die griechischen Hilfsgutempfänger LECKMÖSE, ah, halt: LACHRYMOSE. Vielmehr ist der Donnermann ein hundsgemeiner Prügelknabe, der vermutlich Konsorten wie RIGHTEOUS PIGS und DEFECATION pulverisiert in sein Frühstücksmüsli pfeffert, bevor sein Darm zur morgendlichen Peristaltikgymnastik ansetzen kann. "Pandemist" ist schon ordentlich impetiginös und rotzt ähnlich wie der Morgenschlatz eines fortgeschrittenen Fanboys der Marke "Gitanes", da klatschen die Lungenflügel quietschfidel einen Applaus und stimmen zu einem bröckeligen Holladrio an. "Pandemist" holpert und poltert wie - nun ja, ein Krüppel, den man um eine Kiste Bier über die unbeleuchteten Stiegen hinab in den Keller schickt und hinterlässt schlussendlich wohl einen ähnlichen Eindruck, wie es all denjenigen blüht, die dem Jüngsten in "Tischchen deck dich" ans Bein gepisst haben: Anstatt eines Krüppels ist's nun ein Knüppel, und der fährt ziemlich auf Zack aus dem Sack. Allerdings gibt es dann auch so Momente wie bei "Restlos verschissen", die - würde man die gar arg schräg krächzende Stimme kübeln -, nicht allein an die obig angesprochenen Krach- und Sachgeschichten erinnern, sondern durchaus auch als (natürlich hundsgemeines!) Death-Metal-Kultdemo der frühen US-Schule durchgehen könnte, da gibt's durchaus Struktur und rote Fäden.
Die Stimme ist's jedoch, die den meisten, die eben nicht mit den frühen Lärmfotzen großgeworden sind, sauer aufstoßen wird. Die ist dann doch zumeist eher nicht "Maximalkompetenz" (nun hammas wieder mit den Zitaten!), sondern "Maximalinkontinenz", allerdings nicht unten herum, mit triefendem Pipi, sondern oben herum, mit bissi viel Schleim und Eier und Flauschebällchen im Hals, so wie bei den süßen Kätzchen mit den Kulleraugen. Nicht schlecht, aber eben gewöhnungsbedürftig. Vielleicht war der Donnermann halt auch nur ein bisserl grummelig am Tag der Aufnahme, weil bei ihm zuvor auch Herpes in der Lunge attestiert wurde. So ein Testat macht dann doch ein bisserl unrund. Unterm Strich ist der "Pandemist" jedoch ein rotzfreches DIY-Schlotterprodukt geworden, mit dem die Herren und Damen Amerika in Guantanamo ihre helle Freude gehabt hätten. Da ist sensorische Deprivation, Anketten und das Beschmieren mit Flüssigkeiten, die eigentlich (frei nach DRAHDIWABERL) pfuigack sind, ein Lärcherl dagegen.