Sirocco - The March Through Crimson Frost

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VÖ: 05.10.2007
Bandinfo: Sirocco
Genre: Folk Metal
Label: Eigenproduktion
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Lineup  |  Trackliste  |  Credits

Irische Bands wären ja aufgrund ihrer keltischen Wurzeln eigentlich prädestiniert dafür, das Metal Genre mit folkigen Komponenten anzureichern. Und doch kommen die meisten der heute so angesagten "folkig" angehauchten Metal Bands aus Skandinavien. Mit SIROCCO liegt mir nun eine Band aus Irland vor, die diesen Spagat zwischen Metal und irischer Musik erfolgreich vollziehen will. Dabei klingt man ganz anders als die skandinavischen Bands, deren Musik oft dem Black Metal oder zumindest der paganen Musik zuzuteilen ist. Auch die Landsleute CRUACHAN schimmern bei SIROCCO nur selten durch. Die vier Herren aus Cork verschreiben sich nämlich einer traditionelleren Ausrichtung der stählernen Musik als dies bei den genannten Kollegen der Fall ist.

“The March Through Crimson Frost“ ist demnach ein Album, das in seinen Komponenten keineswegs originell angelegt ist, und doch für eine erfrischende Wirkung sorgt. SIROCCO machen nämlich nicht den Fehler, Instrumente aus dem Folk Bereich mehr schlecht als recht zu integrieren, sondern setzen die typisch irischen Elemente mit Hilfe der klassischen Metal Instrumentierung (und hier vor allem mit Hilfe der melodischen Guitar Leads) um.
Als Beispiel für den typischen Aufbau eines SIROCCO Stückes sei an dieser Stelle "Through Crimson Frost“ herangezogen: Zu Beginn vernimmt man einen gemächlichen Rhythmus inklusive prägnanten Bass. Danach setzt die erste Gitarre ein und beginnt mit einem melodischen, keltischen Lead, woraufhin die zweite Gitarre einsetzt und ein melodisches Zusammenspiel der beiden 6-Saiter zu vernehmen ist. Der klare Gesang wirkt wenig pathetisch, sondern eher wie ein zusätzlich eingesetztes Instrument. Man hört es SIROCCO bereits bei diesem Song an, dass sie Klassiker wie THIN LIZZYoder IRON MAIDEN sehr genau studiert haben. V.a. die Band um Phil Lynott scheint zu den Helden SIROCCOs zu zählen. Sehr deutlich wird das u.a. auf "Winter’s Solstice“.

SIROCCO bleiben meist in gemächlichen Tempi, was ihnen auch durchaus gut steht. So kann sich die filigrane Gitarrenarbeit in Ruhe entfalten. Sogar das eine oder andere Doom Riff wird kurz zitiert, aber meist auch schnell wieder verworfen. Die Stimme des Sängers wirkt zwar wenig spektakulär, aber auch niemals störend. Irgendwo zwischen James Hetfield (in dessen mittlerer Phase) und klassischen Rock Sängern verankert, singt der Mann mit dem wunderschönen Namen Ciaran O’Cearuill meist äußerst songdienlich. Wenn er mal (im übertragenen Sinne) von der Leine gelassen wird, wie auf dem Albumhighlight namens "Dorchadas“, beweist er aber auch, die Zügel selbst in die Hand nehmen zu können, bzw. einem Track auch seine persönliche Note verpassen zu können. Manchmal wäre bei seiner Stimme noch Potenzial zur Verbesserung vorhanden(v.a. in den Punkten Intonierung und Emotion, man lausche der recht gleichförmigen Vokalperformance auf "Blood & Soil“), insgesamt geht aber auch diese Leistung völlig in Ordnung.
Neben den genannten "Dorchadas“ und "Through Crimson Frost“ sollen hiermit das eingängige "God’s Salvation“ und vor allem der epische Rausschmeisser "Forsaken Shores“ als Anspieltipps genannt werden. “Forsaken Shores“ glänzt vor allem mit den filigranen Gitarrenteilen, die wirklich schön in Szene gesetzt werden. Auch die Drumarbeit funktioniert hier bestens.

Somit stellt die neue Veröffentlichung der Iren eine äußerst positive Überraschung dar. Natürlich ist das alles (noch) nicht perfekt: Das eine oder andere Riff ist wenig originell oder auch etwas lasch, manche Songstrukturen sind nicht perfekt umgesetzt worden etc. Grundsätzlich stellen SIROCCO aber einen heissen Tipp für all jene dar, die sowohl der irischen Musik als auch dem traditionellen Metal zugetan sind. Für eine Eigenproduktion legen SIROCCO hier ein mächtiges Pfund vor. Was bleibt, ist die Verwunderung darüber, dass viele Folk Metal Bands um einiges schlechter klingen, aber dennoch einen Plattenvertrag in der Tasche haben, und SIROCCO wahrscheinlich bis dato kaum jemandem bekannt sind.



Bewertung: 4.0 / 5.0
Autor: El Greco (05.03.2008)

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