Dornenreich - In Luft geritzt

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VÖ: 09.05.2008
Bandinfo: DORNENREICH
Genre: Avantgarde Metal
Label: Prophecy Productions
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Lineup  |  Trackliste

Österreich war in längst vergangenen Tagen weltbekannt aufgrund ihrer einzigartigen Künstler. Sei es Lyrik oder Musik: Viele intelligente Köpfe prägten ihren eigenen Stil abseits jeglicher Konventionen.
In der Moderne ist Österreich dann doch eher angepasst und bürgerlich orientiert. Mit einem Faible für Normen und gesellschaftliche Werte. Im musikalischen Untergrund finden sich dennoch kreative Köpfe, die jene Flagge der Kunst hochhalten. Einer dieser Köpfe ist definitiv DORNENREICH’s Mastermind Eviga. Man kann DORNENREICH lieben und man kann sie hassen, doch man kann ihnen nicht vorwerfen durchschnittlich oder gar talentlos zu sein.

„In Luft geritzt“ heißt das neue Album DORNENREICH’s, das meine These zu unterstreichen scheint. Mal wieder überrascht uns Eviga: So minimalistisch wie auf „In Luft geritzt“ gingen DORNENREICH noch nie vor. Herrschte auf vielen Werken der Band ein gewisser, eigener Bombast (in Form von breiten Strukturen mit unterschiedlichen musikalischen Schichten), so regieren auf „In Luft geritzt“ Geige und Akustikgitarre.
Das mag für DORNENREICH’s Fans gewöhnungsbedürftig sein. Oder auch nicht: Schließlich schließt „In Luft geritzt“ gewissermaßen zu den anderen Alben auf, weil jedes „anders“ und „eigen“ war.

Inve’s Geige wiederum ist keineswegs gewöhnungsbedürftig, sondern das omnipräsente Ausdrucksmittel dieses Werks. Und wie schön die Geigenklänge einem doch ums Ohr säuseln: Mal melodisch-fordernd, dann getränkt in Melancholie oder auch beschwingt-fröhlich.
Die Geige spielt aber die Akustik Gitarre nicht in Grund und Boden. Beide Instrumente lassen sich gegenseitig Luft zum atmen, bzw. lassen auch mal Eviga’s Flüster/Sprechgesang seinen Dienst tun.
Zugegeben: Dieser Gesangsstil wird nicht jedermanns Sache sein. Nur sehr selten aggressiv, sondern hauptsächlich in Form eines Sprechgesangs bzw. leisen Hauchens drückt er dem Songmaterial seinen Stempel auf.
Allerdings fehlt mir persönlich da dieser schöne Vokalkontrast zwischen den harschen Vocals und dem melodischen Klargesang. Eviga beherrscht diese beiden Kontraste auf unvergleichliche Art und Weise, und doch fand keines dieser Elemente seinen Platz auf „In Luft geritzt“.

Die Stimmungen innerhalb des Songmaterials wechseln häufig: Schwungvolle, folkige Stücke (z.B. „Jagd“) wechseln sich ab mit purer Melancholie („Aufbruch“) oder in sich heterogenen Klangwelten (z.B. bei „Sehnlauf“). Besonders gut wissen DORNENREICH zu gefallen, wenn sie die Geige in den Vordergrund stellen und ihr die prägende Rolle überlassen.

Eine Bewertung dieses Werkes bleibt an dieser Stelle außen vor. Warum? Weil es nicht mal ansatzweise objektiv zu bewerten ist! DORNENREICH können selbstverständlich musikalisch überzeugen.
Doch es liegt am subjektiven Geschmack, ob man die Ausrichtung des Albums besser oder schlechter findet als jene seiner Vorgänger. „In Luft geritzt“ wird die Hörerschaft definitiv in zwei Lager spalten! Aber es ist nicht genau dieser Faktor, der die Quintessenz der Kunst darstellt?
Anspieltipps: „Drang“, „Unruhe“, „Jagd“ und „Dem Wind geboren“



Ohne Bewertung
Autor: El Greco (23.05.2008)

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