Revolution Renaissance - New Era
Bandinfo: Revolution Renaissance
Genre: Metal
Label: Frontiers Records
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Lineup | Trackliste
Lange hat sich der Todeskampf von Stratovarius hingezogen; da kam einmal der erste Split im Jahre 2004, nach welchem dann Bandleader Timo Tolkki eine ominöse Sängerin namens "Miss K." als Ersatz für den rausgekickten Timo Kotipelto ankündigte (wobei angesichts diverser Statements der Band in den letzten Wochen, auch von Tolkki selbst, mittlerweile durchaus vermutet werden kann, dass es sich bei dieser Aktion nur um einen Publicity Stunt gehandelt hat), dann kam die "Wiedervereinigung" mit dem schwarzen "Stratovarius" Album, das allerdings musikalisch nur Mäßiges bieten konnte - doch Anfang dieses Jahres war es dann endgültig soweit, und Tolkki, seines Zeichens Zentrum der Band Stratovarius seit 1984, zog einen Schlussstrich; die mediale Schlammschlacht folgte auf dem Fuße, und auch wir bei Stormbringer haben ausführlich darüber berichtet. Am Ende verzichtete dann Timo Tolkki auf alle Rechte an dem Namen "Stratovarius", und widmete sich seinen neuen Projekten - der kürzlich erschienenen Rockoper "Saana" und nun "seinem" Stratovarius-Nachfolgeprojekt, REVOLUTION RENAISSANCE. Die übrigen Stratovarius-Members werden aber allem Anschein nach unter dem alten Bandnamen weitermachen, nur so am Rande.
Zum vorliegenden Debüt von REVOLUTION RENAISSANCE ist nun zu sagen, dass dieses Album noch nicht in der (mittlerweile gefundenen) Standard-Besetzung der Band eingespielt wurde, sondern die Vocals von drei Hochkarätern der melodischen Metalszene geteilt werden, nämlich Pasi Rantanen (ex-Thunderstone), Tobias Sammet (Edguy, Avantasia) und Michael Kiske (ex-Helloween). Musikalisch handelt es sich bei den Songs aber durchaus für Stratovarius konzipiertes Material, und das merkt man auch vom ersten Takt des Openers "Heroes" an. Die typischen Tolkki-Gesangslines und Harmonien, die der gute Herr für seinen langjährigen Bandkollegen Timo Kotipelto geschrieben hat sind ebenso vorhanden wie die leichten Klassik-Elemente und das typische Tolkki-Riffing. Stilistisch bewegt man sich in Gefilden, die wohl am ehesten mit den beiden Strato-Alben "Elements Part I" und "Elements Part II" vergleichbar sind, sowohl in musikalischer als auch in textlicher Hinsicht - dafür sprechen Songtitel wie "We Are Magic", "Glorious And Divine", "Last Night On Earth" oder auch "Keep The Flame Alive" (und höre ich hier eine Prise von RAINBOWs "Catch The Rainbow"?) oder einfach "Angel", so die Titel der von Michael Kiske intonierten Balladen.
Im Vergleich zum (indirekten) direkten Vorgänger, dem schwarzen "Stratovarius"-Album, sind die Songs wieder deutlich positiver angesetzt, und auch wieder melodischer - anscheinend wollte man mit dem Vorgänger-Werk ein bisschen andere Wege gehen (oder vielleicht wollte das auch nur die Plattenfirma, wer weiß das schon) - bei REVOLUTION RENAISSANCE findet man jedenfalls wieder Tolkki-Songwriting wie man es kennt und (vielleicht) liebt - mir persönlich waren ja die Strato-Alben nach "Infinite" einfach schon ein bisschen zu zuckersüß, die Gesangslines schon übertrieben hoch, und das Gesamtsongwriting ein bisschen zu uninspiriert und simpel, von ein paar Ausnahmestücken abgesehen. Leider geht dieser Trend im Tolkki'schen Songwriting auch auf "New Era" weiter, denn wenn die Tracks des Albums allesamt durchaus gefällige melodische Rock- (und weniger Metal-) Songs geworden sind, so können sie natürlich, wie auch die letzten Strato-Outputs, nicht ganz an die Großtaten vergangener Zeiten anschließen. Klar, Timo Tolkki bleibt ein guter Gitarrist, und beherrscht natürlich das kleine Einmaleines des Songwritings nach so vielen Jahren - so vermeidet man allerdings lediglich Totalausfälle; geniale Meisterwerke für die Ewigkeit bedürfen aber eben immer auch etwas mehr kreativen Inputs; und dieser meldet sich auf "New Era" leider nur sehr selten zu Wort. Stratovarius- und Tolkki-Fans werden mit Sicherheit nicht enttäuscht, und auch keine negativen Überraschungen erleben - nur eben leider auch keine positiven. Und wenn man sich dann den Titeltrack "Revolution Renaissance" anhört (v.a. im direkten Vergleich zu "Soul Of A Vagabond" von Elements Part I), dann möchte man ja fast meinen, dass Herrn Tolkki die Ideen auszugehen drohen.
So bleibt unterm Strich zwar ein gut produziertes Melodic Metal-Album mit erstklassigen Gastsängern (v.a. Pasi Rantanen kann mich etwa bei "Eden Is Burning" sehr begeistern mit seiner rockigen Stimme, die durchaus mal an einen Herrn Lande erinnert), dem es aber an dem letzten Fünkchen Genialität fehlt, um es wirklich zu einem absoluten Must-Have werden zu lassen. Fans von Stratovarius müssen sich diese Band, die ja eigentlich die logische Weiterführung von Strato darstellt, natürlich zu Gemüte führen, und auch all jene, die ein offenes Ohr für melodischen Metal haben, können hier nichts falsch machen. Für den Nachfolger wünsche ich mir aber ein bisschen mehr "echte" Emotion, ein bisschen mehr Power, ein bisschen mehr Biss und "Statement" hinter den Songs. So bleibt leider der etwas bittere Nachgeschmack, dass man zwar ein solides Album geschrieben hat, das auf Fans der alten Tolkki-Band sicher gut zugeschnitten ist, dies manchmal aber etwas zu sehr betont. Wie ich schon bei meiner Avantasia-Rezension schrieb: Erstklassige Gastsänger machen noch kein erstklassiges Album (sie retten hier allerdings REVOLUTION RENAISSANCE über die Durchschnittlichkeit); am Ende des Tages müssen auch die Songs passen; und diese sind hier zwar gut, aber eben nicht mehr. Aber wer weiß - vielleicht rafft sich Herr Tolkki ja nochmal auf, und pfeffert uns in naher Zukunt ein solches Meisterstück um die Ohren, dass uns Hören und Sehen vergeht? Wünschen würde ich es mir jedenfalls; mit dem Erstling von REVOLUTION RENAISSANCE gelingt ihm dies bei mir jedenfalls noch nicht ganz.
Als Anspieltipps würden sich eventuell die Tracks "Eden Is Burning" und das an SABBATH's "Heaven and Hell" erinnernde "Born Upon The Cross" ob der tollen Gesangsleistungen von Pasi Rantanen zu nennen, oder auch "Glorious and Divine", das in der Gesangsline ein bisschen was von "America The Beautiful" hat.